Aretha Franklin - Queen of Soul
B-Charts. Im darauf folgenden Jahr bekam Aretha für Young, Gifted and Black ihren sechsten Grammy in Folge in der Kategorie »Beste R & B-Performance eines weiblichen Künstlers«. Die Kategorie war inzwischen schon als »The Aretha Franklin Award« bekannt.
Die Alben Aretha Live at Fillmore West und Young, Gifted and Black waren von den Kritikern gefeierte künstlerische Meisterwerke. Arethas Karriere war auf ihrem Höhepunkt angelangt und zum ersten Mal seit Jahren genoss sie ihr Leben. Sie hatte mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und blickte nun mit neuem Selbstbewusstsein in die Zukunft. Ihr nächstes Album war ihr sehr wichtig, da es sie zurück zur Kirche führen würde.
Ihr Bruder, Reverend Cecil Franklin sagt: »Wenn man Aretha zuhört, ist es so, als wäre man in der Kirche. Sie macht mit ihrer Stimme genau das, was ein Prediger macht, wenn er seiner Gemeinde etwas vorklagt. Dieses Stöhnen oder Klagen spricht die Gemeinde an und wird von jemandem aufgegriffen, der mit einer eigenen Klage antwortet, was soviel heißen soll wie: ›Ich weiß, warum du klagst, denn ich fühle genauso‹. Es ist wie eine Art Welle, die alle erfasst, etwa wenn man gemeinsam jubiliert und Freudenschreie ausstößt.«
»Ich möchte nicht, dass das irgendwie unehrlich rüberkommt«, sagte Aretha der Zeitschrift Ebony 1971, »denn ich fühle eine tiefe Verbindung zu Gott und das hat mir geholfen, meine Probleme zu lösen. Alle, die meine Karriere verfolgt haben, wissen, dass ich mit einigen Problemen zu kämpfen hatte. Aber seht mich heute an: Ich bin noch da. Ich bin gesund, ich bin stark. Ich habe meine Karriere und meine Familie und jede Menge Freunde überall. Und der Grund dafür ist, dass ich in all den Jahren nie mein Gottvertrauen verloren habe.«
»Wenn ich in die New Bethel Baptist Church gehe«, fuhr sie fort, »bin ich für die Leute dort einfach Aretha und sie sind meine Brüder und Schwestern. Die Menschen haben erkannt, dass man auch als Showstar danach streben kann, das Richtige zu tun.«
Ihr nächstes Album wurde Dank ihrer Erfahrung mit Gospel zum erfolgreichsten Gospelalbum aller Zeiten. Amazing Grace brachte Arethas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Doppelalbum zusammen. Jerry Wexler hatte schon lange davon geträumt, Sister Franklin wieder zurück zur Kirche zu bringen, damit sie – und mit ihr ihre Fans – ihre musikalischen Wurzeln wiederentdeckten.
»James Cleveland wird dabei sein und wir werden es in einer Kirche mit einem sehr guten Chor aufnehmen«, verkündete sie im Herbst 1971. Das Projekt brachte sie nicht nur wieder mit Cleveland zusammen, sondern mit noch einigen anderen wichtigen Personen aus ihrer Vergangenheit, darunter Clara Ward, Reverend C. L. Franklin und John Hammond.
Das Album wurde Januar 1972 in zwei aufeinanderfolgenden Nächten in der New Temple Missionary Baptist Church in Los Angeles aufgenommen. Aretha wurde bei allen Liedern vom Southern Community Choir begleitet, den Reverend James Cleveland dirigierte. Beim traditionellen Gospelsong »Precious Memories« sang Cleveland mit Aretha zusammen die Hauptstimme. Weitere Highlights des Albums sind das Gänsehaut erzeugende »Mary, Don’t You Weep« von Inez Andrews, das kraftvolle »How I Got Over« von Clara Ward und eine glorreiche zehnminütige Darbietung von »Amazing Grace«. Ebenfalls enthalten sind religiös angehauchte Versionen von zwei aktuellen Songs aus den 1970ern (Carole Kings »You’ve Got a Friend« und Marvin Gayes »Wholly Holy«) sowie eine Gospelinterpretation von Rodgers und Hammersteins »You’ll Never Walk Alone«. Aretha nahm auch eine neue Fassung von »Never Grow Old« auf, einem Lied, das sie bereits 1956 in der Kirche ihres Vaters für ihr allererstes Album aufgenommen hatte.
Wie schon bei Young, Gifted and Black und Aretha’s Greatest Hits zeichnete Ken Cunningham für alle verwendeten Fotos verantwortlich. Auf dem Cover sieht man Aretha – gemäß dem damaligen Modetrend unter Afroamerikanern – als afrikanische Frau in traditionellem buntem Gewand und einer Kopfbedeckung aus demselben Stoff.
Während der Aufnahmen zu Amazing Grace saßen zwei der wichtigsten Menschen in Arethas Leben im Publikum: ihr Vater und ihr Idol Clara Ward. Laut John Hammonds Begleitkommentar zum Album kann man Clara und ihre Mutter Gertrude zusammen mit dem Chor im Hintergrund stöhnen hören.
Mitten in einer bewegenden Darbietung von »Climbing Higher Mountains« stieg Reverend Franklin auf
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