Aretha Franklin - Queen of Soul
ihres Vaters in Detroit ein. Reverend Franklin wurde von zwei Kugeln getroffen und fiel in ein Koma, aus dem er nie mehr erwachen sollte. Fünf Jahre später starb er an den Folgen. Aretha flog nun mindestens zwei Mal im Monat nach Detroit, um nach ihrem Vater zu sehen. Ihr Bruder Cecil sagte damals: »Es war ein sehr aufwühlendes, tragisches Jahr für sie. Sie gab mehrere Konzerte ausschließlich, um seine Krankenhausrechnungen zu bezahlen, und verbrachte viel Zeit an seinem Krankenbett.«
Im Sommer 1979 trat Aretha im Greek Theater in Los Angeles auf. Ein Rezensent des Soul -Magazin bemerkte, dass Aretha während des ganzen Konzerts irgendwie »abwesend« zu sein schien. Für die Zugabe kam Aretha auf die Bühne und sagte: »Für alle, die das interessiert: Meinem Vater geht es heute viel besser.« Als sie weitersprechen wollte, wurde ihre Stimme von Tränen erstickt. Sie gewann jedoch die Fassung wieder und stimmte George Bensons Hit »The Greatest Love of All« an, eine Hymne für alle, die schwere Zeiten überstanden haben.
Die 1970er-Jahre waren ein Jahrzehnt der Gegensätze für Aretha. Mit Alben wie Amazing Grace, Aretha Live at Fillmore West und Young, Gifted and Black feierte sie einige ihrer größten Erfolge. Doch die letzten drei Atlantic-Alben stellten einen kreativen Tiefpunkt dar und die Schussverletzung ihres Vaters warf einen Schatten auf ihr Leben. Obwohl sie glücklich mit Glynn Turman verheiratet war, belastete sie der Gesundheitszustand ihres Vaters schwer. Wie so viele Male zuvor suchte Aretha Trost in der Musik. Es konnte nur aufwärts gehen.
KAPITEL SIEBEN
ARETHA WAGT
DEN SPRUNG
1980 endete Arethas Vertrag mit Atlantic Records. Wie schon vor 14 Jahren stand sie nun wieder vor der Aufgabe, ein neues Label zu finden – eines, das sie rückhaltlos unterstützen und ihre Karriere neu beleben würde. In den letzten Jahren hatte sie sich von Atlantic vernachlässigt gefühlt.
»Ich hatte einige tolle Jahre dort und bin ihnen sehr dankbar für die Startrampe, die sie mir nach fünf Jahren bei Columbia boten«, sagte sie damals. »Manchmal bleibt man aber ein bisschen zu lange in derselben Situation und vor allem zum Ende hin gab es Dinge, die besser hätten laufen können. So um 1975 bemerkte ich, dass ihre allgemeine Einstellung sich geändert hatte. Wir produzierten keine Hits mehr. Das lag meiner Meinung nach hauptsächlich an zu wenig PR. Keine Radiospielzeit. Es ist egal, wie gut dein Produkt ist, wenn keiner es hört. Wie können die Leute es kaufen, wenn sie es nicht hören?«
1967 war Aretha erstaunt gewesen, wie viel Aufmerksamkeit ihr von Jerry Wexler, Tom Dowd, Arif Mardin und Ahmet Ertegün entgegengebracht wurde. »Die saßen nicht nur in einem großen Büro, machten den Papierkram und zählten Geld. Sie befassten sich wirklich mit den Projekten, was ziemlich ungewöhnlich war. Besonders in den 60er-Jahren kam es praktisch nie vor, dass ein Plattenboss mit hochgekrempelten Ärmeln im Studio saß und unmittelbar an der Produktion beteiligt war.« Aretha sehnte sich wieder nach so einer vertrauten, familiären Arbeitsatmosphäre.
Da ihre letzten drei Alben beim Publikum durchgefallen waren, brauchte sie nun ernsthaft Hilfe dabei, ihrer Karriere wieder auf die Beine zu helfen. Ihre neuen Retter wurden Clive Davis und seine kleine, aber erfolgreiche Plattenfirma Arista Records. Arista wurde 1974 ins Leben gerufen, als Davis ein kleines Label namens Bell Records aufgekauft hatte. Von Bell erbte er u. a. zwei unbekannte Singer / Songwriter, auf die das Label eine Option hatte. Davis verzichtete auf sämtliche Optionen außer denen auf diese beiden Songschreiber, die bis dato jeweils gerade ein Album veröffentlicht hatten.
Davis hatte sich in der Branche einen Namen gemacht, weil er bei Columbia Stars wie Janis Joplin und Sly & The Family Stone entdeckt, unter Vertrag genommen und gefördert hatte. Nun wollte er beweisen, dass er noch immer ein goldenes Händchen besaß. Er änderte den Namen der Firma von Bell zu Arista und machte daraus ein erfolgreiches Plattenlabel – nicht zuletzt auch dank der oben erwähnten unbekannten Songwriter, die zu Stars wurden. Ihre Namen: Barry Manilow und Melissa Manchester.
In den 1970er-Jahren hatte Arista mit einer bunten Mischung an Künstlern, darunter Patti Smith, Ray Parker Jr., Alan Parsons, Air Supply, Phyllis Hyman und Angela Bofill, einen Hit nach dem anderen. Clive Davis wollte neue Talente aufbauen, war aber auch maßgeblich
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