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Aristos - Insel der Entscheidung

Aristos - Insel der Entscheidung

Titel: Aristos - Insel der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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den Händen.
    „Halt sie bitte gerade. Außer, du möchtest deinen Rock mit Champagner taufen.“
    Nachdenklich beobachtete sie, wie er das eisgekühlte prickelnde Getränk einschenkte. „Alkohol auf leeren Magen ist, glaube ich, keine so gute Idee“, bemerkte sie schließlich. Die drei Bissen, die sie bisher von ihrem Sandwich genommen hatte, konnten ja kaum als vollwertige Mahlzeit gelten.
    „Ein kleiner Schluck Champagner wird dich schon nicht gleich umhauen.“
    Aber dich hoffentlich, dachte sie finster.
    „Auf uns und unser neues Zuhause“, prostete er ihr zu.
    Da hatte sie sich doch wohl verhört! Es gab kein uns und erst recht kein gemeinsames neues Zuhause! „Was ist das eigentlich für ein Grundstück?“, lenkte sie vom Thema ab. „Ich dachte, ich würde jede Bucht dieser Insel in- und auswendig kennen.“
    „Dieses Stück Land hat einmal meiner Großmutter gehört, und sie hat es mir vor ein paar Jahren vererbt“, erklärte er. „Früher standen hier noch viel mehr Pinienbäume, sie reichten fast bis zum Strand. Aber letzten Winter gab es einen ziemlich heftigen Sturm, der auf ganz Aristos Dutzende Bäume entwurzelte.“
    „Und dir eine perfekte Lichtung im Pinienwald schuf. Was bist du doch für ein Glückskind!“ „Nicht wahr?“, erwiderte er trocken. „Willst du mich jetzt etwa auch noch beschuldigen, den Orkan heraufbeschworen zu haben, sodass ich keine Fällgenehmigung mehr brauchte?“
    „Dir würde ich alles zutrauen!“ Vor allem, weil es auf der Insel verboten war, neue Häuser zu bauen. Neues durfte lediglich Altes ersetzen.
    „Wo sich jetzt die Villa befindet, stand zuvor eine alte Hütte, aber …“
    „Aber die wurde auch vom Orkan hinweggefegt“, ergänzte sie spöttisch.
    „Warum musst du heute alles miesmachen, Louisa?“, fragte er vorwurfsvoll. „Eigentlich dachte ich, du würdest es hier besonders romantisch finden …“
    Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich kannte sie diese Bucht! Atemlos flüsterte sie: „Das kann doch nicht …“
    „Doch!“, bestätigte er. „Damals sind wir mit dem Boot von der Wasserseite gekommen und das letzte Stück zum Strand geschwommen. In der Hütte habe ich uns dann eine alte Decke geholt, damit wir uns am Strand in die Sonne legen konnten, um … uns zu trocknen.“
    Ja, sie erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen. Wie sie hier gelegen hatten. Sie in ihrem knappen rosa Bikini, er in seinen hellen Badeshorts die er lässig und so wahnsinnig sexy auf den Hüften trug. Mit irgendetwas hatte er sie geneckt, sie hatten geschäkert und gelacht. Dann hatte er sich völlig unerwartet über sie gebeugt und sie geküsst.
    Angespannt blickte sie aufs Meer. Nein, sie wollte jetzt nicht daran denken, wie ihre fieberhaften Küsse immer tiefer, immer begieriger geworden waren. Und trotzdem konnte sie ihn förmlich hören, seinen schnellen, keuchenden Atem, als sie den Punkt überschritten hatten, an dem sie ihn zuvor immer gestoppt hatte. Beinahe spürte sie wieder, wie sich die Kieselsteine des Strandes in ihren Rücken pressten, als er über sie kam und ihr mit rauer Stimme zuraunte: „Ich will dir nicht wehtun“ und ihr hilfloses Flüstern „Du könntest mir nie wehtun“ – und den stechenden Schmerz und die überwältigenden Emotionen, die darauf folgten.
    Ein heißer Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Andreas war auf einmal erstaunlich schweigsam. Dachte er auch gerade an das, was sie damals hier miteinander erlebt hatten? Wie ein großer glühender Feuerball tauchte die Sonne ins Meer und färbte den ganzen Himmel in atemberaubende Rot- und Violetttöne, doch sie nahm dieses Naturschauspiel kaum wahr. Ihr Herz hämmerte wild gegen ihre Rippen, während sie am ganzen Körper bebte.
    Louisa holte tief Luft und versuchte, die aufwühlenden Erinnerungen beiseite zu schieben. Ich muss verrückt sein, mich von etwas so aus der Fassung bringen zu lassen, das so viele Jahre her ist, dachte sie kopfschüttelnd. Schließlich war sie längst nicht mehr das unschuldige junge Mädchen, das sich zum ersten Mal dem Mann, den sie liebte, hingab, sondern eine erwachsene Frau. Eine Frau, die Verlust und Trauer, Bitterkeit und Hass gespürt hatte, und die ihn nicht mehr liebte. Nein, sie liebte ihn nicht mehr!
    Plötzlich nahm er ihr das Champagnerglas aus der Hand und drehte sie heftig zu sich herum. In seinen funkelnden schwarzen Augen las sie, dass er gerade genau dasselbe empfand wie er.
    Nach Atem ringend,

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