Arkadien 02 - Arkadien brennt
sie jedenfalls sein, wenn jemand eine Menge Geld in sie investiert. In sie und in die Geheimhaltung.«
»Klingt logisch.«
»Nobelpreisträger?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Falls du eine Ahnung hast, mit was für Forschungen sich diese Organisation beschäftigt, dann solltest du dir als Erstes die Liste der Nobelpreisträger der letzten paar Jahrzehnte ansehen. Am besten informierst du dich auch, wer als Preisträger gehandelt wurde, dann aber leer ausgegangen ist. Und danach überprüfst du, wer von ihnen Untersuchungen zu deinem Thema angestellt hat. Möglich, dass du auf ein paar Leute stößt, diemit TABULA zu tun haben könnten. Je nachdem, wie viel du wirklich weißt, findest du vielleicht sogar einen Namen oder zwei, die du schon mal gehört hast.«
»Ich versuch’s«, sagte sie. »Danke.«
Dallamano wandte sich an Iole. »Der Taxifahrer hat angerufen. Er wartet unten an der Straße. Wenn ihr eure Maschine bekommen wollt, dann müsst ihr jetzt los.«
»Falls ich etwas finde«, sagte Rosa im Aufstehen, »macht es Ihnen dann etwas aus, wenn wir noch mal darüber sprechen?«
»Natürlich macht es mir etwas aus«, fuhr er sie an, um dann versöhnlicher hinzuzufügen: »Aber das schert dich eh nicht, oder? Eines Tages wirst du wieder vor meiner Tür stehen und mich löchern. Sieh nur zu, dass dieser Carnevare sich nicht hier blickenlässt.«
Sie lächelte. »Mach ich.«
Draußen, in der weitläufigen Diele der Villa, fiel Rosas Blick auf eine Gestalt am oberen Ende der Treppe zum ersten Stock.
»Olá«, rief sie.
»Olá«, erwiderte die Frau. Sie war zierlich und höchstens Mitte zwanzig. Ihre Hose und die enge Bluse waren schwarz wie das lange Haar, das ihr glatt über die Schultern fiel. Viel mehr konnte Rosa nicht erkennen, aber sie bemerkte, wie kräftig ihre dunklen Augenbrauen waren.
Die Frau blieb dort oben stehen, eine schmale Hand auf dem Treppengeländer, und Rosa fragte sich, ob sie mit angehört hatte, worüber sie im Wintergarten gesprochen hatten.
»Ihre Vermieterin?«, wandte sich Rosa an Dallamano, während der Ioles Koffer aufhob, um ihn hinaus zum Taxi zu bringen.
Er nickte und trat mit seiner Nichte ins Freie. Rosa blickte noch einmal hinauf zum Treppenabsatz.
Die Frau war fort. Oben im Haus wurde eine Tür geschlossen.
»Kommst du?«, rief Iole von draußen.
Rosa gab sich einen Ruck, eilte die Stufen hinunter und folgte den beiden Dallamanos über den verwunschenen Weg zur Straße.
Die Insel und der Mond
Z wischen den Lavafelsen meckerte eine Ziege auf ihrer Suche nach Grasbüscheln. Möwen kreisten über den Hängen des grauen Vulkankegels. Ein paar Hundert Meter weiter unten brachen sich die Wellen in Schaumkaskaden an den zerklüfteten Ufern der Isola Luna.
Rosa und Alessandro stiegen über loses Geröll bergauf. Den ganzen Vormittag hatten sie damit verbracht, über poröses Gestein, bizarre Grate und erstarrte Lavagletscher zu klettern. Rosa hatte sich Knöchel und Handflächen aufgeschürft, keine Gelegenheit für Flüche verstreichen lassen und sich dennoch seit langem nicht mehr so zufrieden, so glücklich gefühlt.
Der Rand des Kraters lag jetzt unmittelbar über ihnen. So kurz vor dem Ziel tat es ihr beinahe leid, dass der Aufstieg bald vorüber sein würde. Sie blieb stehen, schaute zurück in die Tiefe und erkannte die Dächer des verschachtelten Hauses weiter unten im Berg. Von hier aus wirkte es winzig, eine Ansammlung rechteckiger Klötze. Neben der ehemaligen Bunkeranlage am Ufer war die Villa das einzige Gebäude auf der Privatinsel der Carnevares.
Der Hubschrauber hatte Rosa und Alessandro am Vorabend abgesetzt und war zurück zur sizilianischen Küste geflogen, fünfzig Kilometer entfernt im Süden. Sie waren allein auf der Insel, abgesehen von den Ziegen, die hier angesiedelt worden waren, nachdem Alessandro Cesares Raubkatzengehege aufgelöst hatte.
Rosa stand mit dem Rücken zum Berg und genoss den Wind, der von der See her über ihr Gesicht strich. Ein paar Atemzüge lang schloss sie die Augen, dachte an gar nichts, fühlte nur das sanfte Liebkosen der Böen auf ihrer Haut. Dannspürte sie Alessandros Nähe und gleich darauf seine Lippen auf ihren.
»So kann es bleiben«, sagte sie.
»Was?«
»Das Leben. Alles. Du und ich.«
»Nicht, bevor wir den Krater gesehen haben«, erwiderte er mit einem gequälten Lächeln. Es war furchtbar unvernünftig, mit all seinen halb verheilten Verletzungen diese Kletterpartie zu unternehmen. Aber er
Weitere Kostenlose Bücher