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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Atemzug ohne Nikotin und Teer nicht mehr gewohnt. »Jemand?«
    »Evangelos Thanassis.«
    »Der Reeder?«
    »Die Statuen sind auf eines seiner Schiffe verladen worden. Die Stabat Mater . Sagt Ihnen das etwas?«
    »Das ist ein Musikstück.«
    Rosa nickte. »Ein vertontes Gedicht aus dem Mittelalter. Die erste Zeile lautet Stabat mater dolorosa . Die Mutter stand unter Schmerzen .«
    »Noch vor ein paar Jahren wäre ich beeindruckt gewesen«, sagte er. »Aber heute hat Wissen nichts mehr mit Bildung zu tun. Nur noch damit, die richtigen Buchstaben auf einer Tastatur zu finden.«
    Iole horchte auf. »Das sagt Signora Falchi auch immer.«  
    »Offenbar weiß die Frau, wovon sie spricht.«
    »Die Stabat Mater ist das Flaggschiff von Thanassis’ Kreuzfahrtflotte«, erklärte Rosa unbeirrt. »Jedenfalls war sie das, bevor er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Eigenwilliger Name für einen Urlaubsdampfer, oder?«
    »Thanassis ist ein eigenwilliger Charakter, soweit ich weiß.«
    »Hatten die Dallamanos je mit ihm zu tun? Ich meine, Ihre Unternehmen haben doch Hafenanlagen gebaut und solche Sachen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Thanassis hat genug eigene Firmen, die das für ihn erledigen können.«
    »Wie steht es mit TABULA? Sagt Ihnen das etwas?«
    »Hermes Trismegistos«, sagte er, ohne nachzudenken.
    Rosa nickte. »Die Smaragdtafel.«
    » Tabula Smaragdina Hermetis . Was haben die Hermetiker mit einem griechischen Reeder zu tun?« Abrupt rückte er sich aufrecht und löschte die Zigarette im Aschenbecher. »Deshalb bist du hergekommen? Um mich danach zu fragen?«
    »Sie wussten damals so viel über die Quinta und diesen verrückten Freimaurer mit seinem Alphabet aus Stein. So haben Sie die Quinta doch genannt, oder?«
    »Ein steinernes Alphabet der Alchimie.«
    Der Albinokater gähnte ausgiebig, und Iole ließ sich anstecken. Aber Rosa nahm ihr das zur Schau gestellte Desinteresse nicht ab, mittlerweile kannte sie Iole zu gut. Das Mädchen hatte die Ohren überall und zog oft mit erstaunlicher Geschwindigkeit die richtigen Schlüsse.
    »Sie beschäftigen sich ziemlich intensiv mit diesen Dingen.« Rosa deutete mit einer Kopfbewegung auf die Bücherberge im Wintergarten.
    »Das meiste gehört meiner Vermieterin. In den oberen Etagen gibt es noch viel mehr Material. Sie hat mir das Erdgeschoss untervermietet.«
    Rosas Argwohn rührte sich. »Ist sie so eine Hermetikerin?«
    »Sie ist dies und sie ist jenes. Sie spricht nicht viel über sich. Aber ihretwegen bist du nicht hier, oder? Was genau also willst du wissen?«
    Rosa ertappte sich dabei, wie sie durch die Glasdecke des Wintergartens hinauf zum ersten Stock blickte. »Es gibt eine Gruppe von Leuten … eine Organisation … Sie nennen sich selbst TABULA, und wahrscheinlich leiten sie das von der Smaragdtafel dieses Hermes Trismegistos ab.«
    »Es gibt viele solcher Gruppierungen. Die meisten bestehen aus Wirrköpfen, irgendwelchen Esoterikern, und jetzt sind auch noch die ganzen Dan-Brown-Spinner dazugekommen. Möchtegern-Freimaurer und Hobby-Templer. Wahre Alchimisten sind von Natur aus Einzelgänger, die sich in ihren Laboratorien verschanzen. Das war vor fünfhundert Jahren so, und daran hat sich nichts geändert.«
    »Und hinter Büchern?«, fragte sie mit einem Blick in den Raum.
    Er steckte sich eine neue Zigarette an. »Natürlich.«
    »Ich glaube nicht, dass TABULA wirklich etwas mit Alchimie zu tun hat. Die Tafel ist nur so was wie ein Symbol für sie.Diese Leute sind Wissenschaftler. Und sie müssen ein paar ziemlich wohlhabende Gönner haben.«
    »Evangelos Thanassis?«
    »Könnte sein. Bislang ist das eine Vermutung, mehr nicht.«
    »Du verschweigst mir doch etwas.«
    Irgendwo im Haus klingelte laut ein Telefon. Der Kater sprang erschrocken von Ioles Schoß, hüpfte auf einen schwankenden Bücherturm und stieß sich gerade noch ab, ehe die Säule in einer Staubwolke zusammenstürzte.
    Dallamano stand mit der Zigarette im Mundwinkel auf und beugte sich über das Chaos. Im nächsten Moment hatte er den Kater am Nackenfell gepackt und trug ihn aus dem Wintergarten ins Haus. Wenig später hörten sie undeutlich seine Stimme am Telefon.
    Rosa wandte sich flüsternd an Iole. »Wie viel weiß er?«
    »Über die Dynastien? Ich hab ihm nichts erzählt.«
    »Ganz sicher?«
    »Rosa!«
    »Entschuldige. Es ist nur –«
    Dallamano kehrte zurück und blieb neben seinem Sessel stehen. »Wissenschaftler also. Hochkarätige Leute, vermute ich. Sollten

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