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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Lamia in ihr blieb unbeeindruckt, als wollte sie Rosa auf die Probe stellen.
    Ihre Fähigkeit hätte eine Gabe sein können. Stattdessen bestätigte auch sie nur, was Rosa längst wusste: Sie war anders. Nicht wie gewöhnliche Menschen, nicht wie die anderen Arkadier. Einfach zu verdreht im Kopf.
    Sie streckte sich lang auf dem Rücken aus, schluckte sauren Speichel, atmete ruhiger und wartete ab, was mit ihr geschehen sollte.

    Irgendwann blieb der Transporter erneut stehen, und diesmal hörte sie, wie die Türen der Fahrerkabine geöffnet wurden. Neue Stimmen gesellten sich zu denen der beiden Männer. Man erwartete sie bereits.
    Es war bitterkalt im Heck des Wagens.
    Schritte knirschten draußen im Schnee. Der Straßenlärm hatte merklich abgenommen. Sie waren nicht mehr inmitten des Großstadtgewimmels. Vielleicht in einem Hof.
    Als die Hecktür geöffnet wurde, sah sie hinter den Silhouetten der Männer knorriges Astwerk. Kahle Laubbäume, von den Rücklichtern des Wagens blutrot aus der Dunkelheit gerissen. Ein Park. Vielleicht der Park.
    Einer der Männer kletterte in den Wagen, während ein anderer mit einer Schrotflinte auf sie zielte. Sie wussten es. Und sie gingen auf Nummer sicher.
    »Alles wie gehabt«, sagte der Kerl im Wagen. »Nur ein Mädchen.«
    Der Tacker steckte in ihrer Jacke im Club, das Handy hatten sie ihr abgenommen.
    Von draußen erklang Micheles Stimme. »Dann gib ihr jetzt die Spritze.«
    Sie schrie gegen den Gummiball an, als der Mann sie brutal auf den Bauch rollte, achtlos ihren Rock hochschob und ihr eine Kanüle durch die Strumpfhose in die Pobacke jagte. Dann wurde sie gepackt. Fremde Männerhände auf ihrer Haut. Sie besaß keine Erinnerung an die Ereignisse von damals, aber ihr Körper erkannte die Situation auf Anhieb. Sie begann zu strampeln und zu zappeln, traf mit dem Ellbogen den Mann am Kinn, wehrte sich, so gut es nur ging.
    Es änderte nichts. Er zerrte sie ins Freie und stellte sie im Schnee auf die Füße. Jemand öffnete die Schnalle an ihrem Hinterkopf und zog ihr den Ball aus dem Mund.
    »Wichser!«, fauchte sie.
    Es waren vier Männer, darunter Michele Carnevare und der Türsteher, offenbar zum Bodyguard befördert. Hinter ihnen im Schnee stand ein schwarzer Jeep mit verspiegelten Scheiben. Beide Fahrzeuge hatten am Rand eines breiten Parkwegs gehalten, neben verlassenen Bänken und überquellenden Papierkörben. Hinter einer nahen Baumreihe war es hell, als wären dort Scheinwerfer aufgebaut worden. Unverständliche Stimmen drangen herüber, Gestalten bewegten sich. Hatte es einen Sinn, sie durch Schreie auf sich aufmerksam zu machen? Aber Michele hätte sie niemals hier aussteigen lassen, wenn die Leute dort drüben nicht zu ihm gehörten.
    »Was willst du von mir?«, fragte sie ihn und ignorierte die anderen drei.
    »Und du von Valerie?«, entgegnete er. »Dass sie fort ist, war keine Lüge. Ich wüsste selbst gern, wo sie steckt.«
    »Und?«
    »Hat sie mit den Morden zu tun?«
    »Mit welchen Morden?«
    Er versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Ihr Kopf flog zurSeite, ihre Wange brannte. Als sie ihn wieder anschaute, sah sie nur seine Grübchen. Alessandros Grübchen.
    »Mit welchen Morden?«, fragte sie erneut.
    Diesmal war es der Türsteher, der sie schlagen wollte. Michele hielt ihn am Arm zurück. »Das reicht.«
    Sie lachte den Glatzkopf aus. »Fick dich!« Blutgeschmack war in ihrem Mund, aber sie hielt seinem zornigen Blick stand, bis Michele ihn zurück zum Jeep schickte. Erst dann wandte er sich ihr wieder zu.
    »Das Serum verhindert, dass du dich während der nächsten Viertelstunde verwandelst. Du kennst das Prozedere, nehme ich an. Tano hat das Zeug besorgt, sehr wirkungsvoll – ihn kennst du auch, nicht wahr? Man hört so einiges. Zum Beispiel, dass du schuld bist an seinem Tod.«
    Erwartete er darauf eine Erwiderung? Sie blieb stumm.
    »Ich hab nicht mit dir gerechnet«, fuhr er fort. »Oder mit irgendeiner anderen Alcantara. Das hier sollte nur eine Party werden, ein bisschen Spaß im Schnee mit der Verwandtschaft.«
    Die Lichter jenseits der Bäume. Die schattenhaften Bewegungen. Allmählich ahnte sie, was hier geschah. Ihr war übel und alles tat ihr weh – ihr Gesicht, ihre aufgescheuerten Beine, sogar ihr Hintern fühlte sich an, als steckte die Kanüle noch im Fleisch.
    »Ihr veranstaltet eine Menschenjagd? Im Central Park ?« Mittlerweile hatte sie die nächtliche Skyline über den Bäumen erkannt; sehr weit links meinte sie die

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