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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Gemma.
    Rosa seufzte und lehnte sich gegen die Fensterbank. Der wohlige Geruch der frischen Wäsche erinnerte sie an früher. »Erzähl mir erst von Costanza.«
    Gemma stand unverändert im Türrahmen und rieb sich die Oberarme. Mit einem Frösteln sagte sie: »Davide ist für sie immer etwas Besonderes gewesen. Die meisten männlichen Nachkommen der Alcantaras werden nicht alt, er war die große Ausnahme. Die Männer haben auch nicht dieselben … Fähigkeiten wie die Alcantara-Frauen. Dass Davide überhaupt erwachsen geworden ist und noch dazu alle Eigenschaften besaß, die ihn zu einem guten capo gemacht hätten, muss seine Mutter überrascht haben. Falls sie überhaupt in der Lage war, so etwas wie Liebe zu spüren, dann vermutlich für ihn. Sie hat ihn Florinda immer vorgezogen und keinen Hehl daraus gemacht. Das war einer der Gründe, warum dein Vater und seine Schwester nie besonders gut miteinander ausgekommen sind. Als er eines Tages mit mir im Palazzo aufkreuzte, hat Costanza das nicht gefallen. Eine Amerikanerin mit irischen Wurzeln statt eines bodenständigen sizilianischen Mädchens … Costanza hat alles getan, damit das rasch wieder enden würde. Sie hat auf ihn eingeredet und intrigiert, wieder und wieder, aber das hat nichts geändert. Erst als Zoe und schließlich du geboren wurdet, gab sie eine Weile lang Ruhe – die meiste Zeit über war sie sowiesonicht im Palazzo, sondern in Rom oder Mailand oder Neapel, weiß der Teufel, wo noch.«
    Gemma wandte den Kopf zur Seite, so dass Rosa sie nur noch im Profil sehen konnte. Zoe hatte ihr auf bemerkenswerte Weise ähnlich gesehen. »Dann ist sie eines Tages zu mir gekommen und hat mir Geld angeboten, damit ich verschwinde. Euch sollte ich bei ihr lassen – bei ihr und Davide. Erst waren es ein paar Hunderttausend Dollar, dann eine Million, irgendwann zwei. Je eine für dich und eine für Zoe. Ich hab ihr gesagt, dass ich meine Töchter niemals im Leben verschachern würde und auch nicht meinen Mann. Es war das einzige Mal, dass ich miterlebt habe, wie sie ihre Fassung verlor.«
    »Sie hat sich verwandelt?«
    Aus Gemmas Zügen war alle Farbe gewichen. »Ich hab es nur dieses eine Mal mit eigenen Augen gesehen. Davide konnte sich nicht verwandeln, so wie alle Alcantara-Männer, er war einfach nur ein gewöhnlicher Mensch. Aber Costanza … Sie wurde zu einer riesigen schwarzen Kobra. Und ich glaube, sie hätte mich umgebracht, wenn nicht in diesem Augenblick Davide aufgetaucht wäre.«
    Rosa runzelte die Stirn und spürte, wie die Winterkälte durch die Fensterscheibe in ihrem Rücken kroch.
    »Ein paar Stunden später saßen wir in einem Flugzeug nach New York. Ich hab sie nie wiedergesehen. Für Davide schien sie nicht mehr zu existieren. Aber für mich war sie immer noch da, wie ein Geruch, den wir von Sizilien mitgebracht hatten. Und selbst wenn wir über ganz andere Dinge gesprochen haben, dann schien da immer etwas von ihrer Anwesenheit mitzuschwingen. Klingt blödsinnig, ich weiß … Aber wenn du sie gesehen hättest, an diesem Tag, und gehört hättest, was sie zu mir gesagt hat, um mich loszuwerden …« Gemma rieb sich wütend die Augen. »Eine Weile hatten wir Ruhe vor ihr. Bis vor vierzehn Jahren, bis zu diesem Anruf.«
    »Das war in dem Jahr, als er gestorben ist, oder?«
    Gemma lachte auf eine bittere, verzweifelte Weise, die Rosa noch stärker frösteln ließ. »Offenbar war Costanza schon seit Jahren schwer krank, zuletzt hat sie nur noch im Bett gelegen. Florinda führte die Geschäfte des Clans bereits eine ganze Weile lang, sie wurde mehr oder minder durch die Umstände dazu gezwungen. Geplant hat sie das so nicht, glaube ich, und auch das hat sie deinem Vater nicht verzeihen können.« Sie holte tief Luft, als müsste sie für den Endspurt ihrer Geschichte noch einmal alle ihre Kräfte sammeln. »Vor vierzehn Jahren ging es mit Costanza zu Ende. Kurz nach ihrem Tod bekam Davide einen Anruf, ich weiß nicht, von wem, wahrscheinlich von Florinda oder einem der consiglieri . Danach war er ein anderer Mensch. Wie ausgewechselt.«
    »Sie haben ihm das Erbe angeboten, schätze ich.«
    »Das dachte ich auch. Selbst wenn ihn Costanzas Tod derart mitgenommen hätte … ich hätte das nachvollziehen können. Nicht verstehen , aber … Herrgott, sie war seine Mutter.« Gemma schüttelte langsam den Kopf. »Aber es war nichts von alldem. Zwei, drei Stunden lang hat er kein Wort gesprochen, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Hat

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