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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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passiert, steht nun mal fest.«
    »Du denkst, dass durch die TABULA-Experimente – von denen wir auch nur vom Hörensagen wissen, richtig? –, dass durch diese Experimente Hybriden entstanden sind? Oder noch immer entstehen?«
    »Weiß ich nicht. Möglich. Bis vor zwei Minuten wusste ich ja nicht mal was von irgendwelchen Hybriden!« Sie atmete tief ein und beobachtete ihn zwischen all den zuckenden Windlichtern. Er sah ein wenig unwirklich aus. »In Wahrheit wissen wir überhaupt nichts, oder? Aber irgendwo müssen wir anfangen.«
    »Anfangen?« Er stand auf und kam zu ihr herüber. »Ist das der Plan? TABULA das Handwerk legen? Das Böse vernichten? Im Lande Mordor, wo die Schatten drohen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Heldsein geht mir am Arsch vorbei.«
    Alessandro lächelte. »Weil genau genommen wir die Bösen sind, oder?«
    »Was ist dann TABULA?«
    »Vielleicht nur ein Schreckgespenst, das sich Männer wie Cesare ausgedacht haben, um zu rechtfertigen, was sie tun. Ein Feindbild. Der Krieg gegen den Terror. Nur eine Entschuldigung, um noch schäbiger zu sein als die anderen.«
    Sie hielt seinen Blick fest, tastete nach seinen Händen. »Und das glaubst du wirklich?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Ich will wissen, was Costanza getrieben hat. Und was aus meinem Vater geworden ist. Was das alles mit mir zu tun hat.«
    Mit uns, sagten seine Augen.
    »Mit uns«, flüsterte sie.

Die Besucherin
    S ie können nicht hier einziehen, Signora Falchi. Das ist mein letztes Wort.«
    Die Lehrerin stand mit zwei Reisekoffern am Fuß der Freitreppe des Palazzo Alcantara. Rosa war selbst gerade erst von der Küste heimgekehrt, als die Frau mit ihrem Toyota auf den Innenhof gerollt war. Jetzt standen ihre beiden Koffer auf dem staubigen Pflaster vor den Stufen, Signora Falchi dazwischen, und Rosa wünschte sich intensiv an einen anderen Ort.
    Raffaela Falchi verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Brillengläser blitzten im Sonnenschein, was sie nur noch streitlustiger erscheinen ließ. »Sie wollten doch eine gute Lehrerin.«
    »Ja.«
    »Sie wollten die beste Lehrerin für dieses schwierige Kind.«
    »Ja.«
    »Und Sie wollten sie für sechs Stunden am Tag.«
    »Ja!«
    »Jetzt bekommen Sie sie für vierundzwanzig. Zum selben Preis.«
    »Aber darum geht es doch gar nicht!«
    »Ich bin in diesem Haus Zeugin von offenen Zahnpastatuben geworden. Von Grabschändung. Von Sprühsahne aus der Dose direkt in den Mund. Von Grabschändung. Von schmutzigen Schuhen auf Parkett. Hab ich schon die Grabschändung erwähnt?«
    Rosa stöhnte. »Sie beschweren sich laufend. Sie haben den ganzen Tag schlechte Laune. Sie ärgern sich über Iole und finden, ich bin zu jung, um für sie zu sorgen. Warum wollen Sie hier wohnen?«
    »Erstens: Sie sind zu jung, um für sie zu sorgen. Zweitens: Sie wollen die Verantwortung für Iole gar nicht, weil Sie nicht einmal mit der Verantwortung für sich selbst klarkommen. Und drittens: Ich hab mich von meinem Freund getrennt.«
    »Sie hatten einen Freund ?« Rosa hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass jemand wie Raffaela Falchi eine Beziehung haben könnte. Mit Sex.
    »Er ist Musiker.«
    »Flötist?«
    »Sänger. In einer Rockband.«
    » Ihr Freund?«
    »Exfreund.«
    Rosa wurde klar, dass sie auf der Treppe stand, als wollte sie sie mit ihrem Leben gegen den unerwünschten Eindringling verteidigen. Breitbeinig, in der Mitte der Stufen. Sie mussten beide ein ziemlich lächerliches Bild abgeben.
    »Warum sollte ich wollen, dass Sie bei uns wohnen?«, fragte sie mit einem Seufzer.
    »Ich hab einen grünen Daumen. Zwei.«
    »Wir haben keine Pflanzen.«
    »Meine Cousine in Caltagirone hat einen Blumenladen. Die gibt mir Rabatt. Meine andere Cousine hat eine Parfümerie. Ich könnte Ihnen –«
    »Okay. Schon gut.« Rosa konnte es selbst nicht recht fassen, aber sie ging die Stufen hinunter, nahm den einen Koffer und nickte zum Portal hinauf. »Aber wenn ich hier eine Ihrer Cousinen treffe – oder rieche –, dann fliegen Sie.«
    Zum ersten Mal sah sie Raffaela Falchi grinsen, und für einen Moment, nur einen Sekundenbruchteil, meinte sie, hinter ihrem ewig tadelnden Blick etwas zu entdecken, das womöglich sogar einem Rocksänger gefallen könnte.
    »Waren Sie mit ihm auf Tour?«, fragte sie, während sie gemeinsam das Gepäck die Treppe hinaufschleppten.
    »Seitdem hab ich einen Tinnitus. Schalltrauma.«
    In der Eingangshalle kam ihnen Iole entgegen, einmal mehr in einem

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