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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wusste keine Antwort darauf. Dann aber fielen ihr die beiden eingestickten Initialen am Baldachin des Himmelbettes auf. Und die Tatsache, dass dieser Raum fast doppelt so groß war wie die meisten übrigen Gästezimmer.
    C. A. stand dort oben.
    Costanza Alcantara? War dies das Schlafzimmer ihrer Großmutter gewesen? Das C konnte für alles Mögliche stehen. Und doch verspürte sie eine merkwürdige Gewissheit.
    Hatte Florinda das Fenster zumauern lassen? Vor zwei Monaten hatte Rosa angeordnet, alle Räume des Palazzo gründlich zu reinigen. Restlos alle, weil sie dem Gemäuer die Mausoleumsatmosphäre austreiben wollte. War dieses Zimmer bis dahinverschlossen gewesen? Ein Gefängnis für alle Erinnerungen, die Florinda mit ihrer verhassten Mutter verbunden hatte?
    Zu Valerie aber sagte sie: »Das hier ist so was wie unsere Todeszelle. Man denkt es nicht von Iole, aber sie weiß genau, worauf es ankommt.«
    Vals Mundwinkel zuckten, aber eine Spur von Beunruhigung konnte auch sie nicht überspielen. »Wenn es das ist … wenn du mich umbringen lassen willst, dann tu’s eben. Ich hab die Wahrheit gesagt. Ich bin nur hier, um mich zu entschuldigen.«
    »Auch für die Vergewaltigung?«
    »Ich hab doch nicht gewusst, dass das passieren würde. Und das ist die Wahrheit. Ich hatte keine Ahnung.«
    »Michele hat dir aufgetragen, mich zu dieser Party zu schleppen, und du dachtest – was?«
    »Nichts hab ich gedacht. Ich war verliebt. Ich war dumm. Scheiße, ich hätte alles für ihn getan. Er ist ein Carnevare. Du weißt, wie sie –«
    »Untersteh dich, Alessandro mit Michele zu vergleichen!«
    »Wenn du es sagst.«
    Rosa überkam eine makabre Faszination, während sie Valeries Mienenspiel beobachtete. Zugleich verstörte sie, wie fremd sie ihr geworden war. Nur in ihrem Tonfall klang dann und wann die alte Val durch, die Suicide Queen, die alle anderen an der Nase herumgeführt hatte. Sonnenuntergänge unter der Brooklyn Bridge. Nächte im Club Exit . Dieses Wrack dort vor ihr hatte äußerlich so gut wie nichts mehr gemein mit dem Mädchen von damals.
    »Bist du dabei gewesen?«, fragte Rosa. »Als es passiert ist?«
    »Nein!« Valeries Schultern sackten noch tiefer. »Ich hab wirklich nichts davon gewusst. Nicht an dem Abend. Erst am nächsten Tag –«
    »Wenn es dir so ein Bedürfnis war, dich zu entschuldigen,dann hast du dir eine Menge Zeit gelassen. Fast anderthalb Jahre.«
    »Ich hab mich geschämt. Nicht nur geschämt. Ich fand mich selbst zum Kotzen. Und ich … ich wollte nicht, dass du erfährst, was … dass ich Michele gehorcht habe, als ich dich dorthin gebracht habe. Ich konnte dir nicht unter die Augen treten. Als du im Krankenhaus warst, da wollte ich dich besuchen.« Sie schüttelte den Kopf und wich Rosas Blick aus. »Aber ich konnte einfach nicht. Es ging nicht.«
    So als wäre ihr Auto nicht angesprungen. Oder ihre U-Bahn hätte Verspätung gehabt. Es ging nicht. Als trügen andere die Schuld daran.
    »Ich ruf dir ein Taxi«, sagte Rosa. »Und dann wage ja nicht, noch mal hier aufzutauchen. Oder irgendwo sonst, wo wir uns über den Weg laufen könnten.«
    Valerie rührte sich nicht von der Stelle. Sie verlagerte ihr Gewicht unsicher von einem Bein auf das andere, wieder und wieder, aber sie setzte sich nicht. »Es war nicht allein Michele«, sagte sie.
    »Ich weiß. Tano Carnevare war dabei. Und noch ein paar andere.«
    »Ja. Aber das meine ich nicht. Der Drahtzieher der ganzen Sache war nicht Michele. Und auch nicht Tano.«
    Rosa wollte ihr nicht mehr zuhören. Es wäre das Beste gewesen, jetzt das Zimmer zu verlassen. Das Taxi zu rufen. Valerie zu vergessen und mit ihr alles, was damals geschehen war.
    »Ich hab Gespräche belauscht«, fuhr Valerie fort. »Zwischen Michele und Tano. Und lange Zeit war ich mir nicht sicher, was genau ich da eigentlich gehört hatte. Aber ich hatte so viele Monate, um darüber nachzudenken … Tano hat Michele zu alldem überredet. Nein, nicht überredet. Das klingt, als wollte ich Michele verteidigen. Tano hat Michele und seine Leute angeheuert , um ihm zu helfen.«
    »Mich zu vergewaltigen?«
    Valerie, früher nie um eine schlagfertige Erwiderung verlegen, druckste herum. Dann nickte sie zögernd. Ihr Kinn zitterte. Erschöpft ließ sie sich auf die Bettkante fallen.
    »Tano hat Michele jahrelang mit Drogen beliefert … irgendein Zeug, weiß nicht, welches. Ich hab’s nie probiert, aber Michele war ganz versessen darauf.«
    Wusste Valerie überhaupt, was

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