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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihrer weißen Kleider. Sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie die Lehrerin neben Rosa entdeckte.
    »Oh«, sagte sie, als ihr Blick auf die Koffer fiel.
    »Du solltest mal was anderes anziehen«, sagte Signora Falchi skeptisch. »Immer, wenn du in diesem Aufzug auftauchst, hab ich das Gefühl, ich sähe die Welt durch einen Weichzeichner.«
    Iole runzelte die Stirn. »Vielleicht ist Ihre Brille beschlagen.«
    Die Lehrerin hob eine Augenbraue, als sie Rosa einen Seitenblick zuwarf. »Diese Kleider haben doch nicht Sie ihr gekauft, oder?«
    Rosa hob abwehrend die Hände.
    »Die hab ich online bestellt«, sagte Iole. »Auf der Internetseite läuft so schöne Musik. Das ist nicht auf jeder so. Aber auf der schon. Davon werden die Kleider noch hübscher, finde ich. Außerdem bekommt man ein Tütchen mit Sonnenblumensamen dazu, wenn man drei Stück bestellt. Und eine CD zum Meditieren. Aber es werden keine Blumen daraus. Ich hab sie eingepflanzt. Die Samen, nicht die CD. Und gegossen. Und mit ihnen gesprochen.«
    »Ich kann dir zeigen, wie man das macht«, sagte Signora Falchi ein wenig sanfter. »Und dann bestellen wir dir zusammen neue Sachen.«
    Rosa nickte, als Iole ihr einen zweifelnden Blick zuwarf. »Sie ist cool«, bemerkte sie mit einer Spur von Sarkasmus. »Ihr Freund ist Musiker.«
    »Exfreund.«
    Iole betrachtete die beiden Koffer. »Sie wohnen jetzt bei uns, was?«
    Raffaela Falchi sah Rosa fragend an.
    Rosa nickte erneut. »Vorerst. Ist auch besser für die Zimmer, wenn nicht so viele leer stehen. Wegen der … Belüftung. Feuchte Wände und so.« Sie hatte Widerstand von Iole erwartet, aber die rieb sich nur nachdenklich den Nacken und zuckte schließlich die Achseln.
    »Okay«, sagte sie.
    Die Lehrerin strahlte.
    »In welchem Zimmer soll sie wohnen?«, fragte Iole.
    Rosa gestikulierte Richtung Decke. »Irgendwo da oben. Wir haben dreiundzwanzig Schlafzimmer. Sucht irgendeins aus.«
    Iole ergriff einen der Koffer und wollte vorausgehen, blieb dann aber stehen. Sie deutete auf einen kleinen Tisch nahe dem Portal. Darauf lag ein gepolsterter weißer Umschlag. »Den hat gestern ein Bote gebracht. Er ist für dich, Rosa. Von Avvocato Trevini. Fühlt sich an wie zwei Handys.«
    Rosas Kreislauf sackte zusammen. Sie ging hinüber, nahm das Päckchen und bemerkte, dass es geöffnet worden war. » Fühlt sich an wie Handys?«
    Iole wurde rot. »Ich war so neugierig. Aber ich hab sie nicht rausgeholt. Ehrenwort.«
    Rosa wog den Umschlag in beiden Händen, atmete einmal tief durch und legte ihn zurück auf den Tisch. Sie würde sich das Video ansehen – später. Wahrscheinlich.
    Iole trug den Koffer die Treppe zur zweiten Etage hinauf. Signora Falchi folgte ihr. Auf halbem Weg nach oben fiel Iole noch etwas ein.
    »Ach ja«, sagte sie über die Schulter.
    Rosa musste sich zwingen, ihren Blick von dem Umschlag zu lösen. »Hm?«
    »Zweiundzwanzig.« Iole wechselte den Koffer in die andere Hand. »Zimmer, meine ich. Es sind nur noch zweiundzwanzig leer.«
    »Was ist mit dem dreiundzwanzigsten passiert?«
    Irgendwo im Haus bellte Sarcasmo. Hatte er das schon die ganze Zeit über getan? Es klang weit entfernt, wie aus einem der anderen Flügel des Palazzo.
    »Du hast Besuch«, erklärte Iole. »Sie sah so müde aus. Da hab ich ihr gesagt, sie kann sich in einem der Zimmer ausruhen.«
    »Besuch?«, wiederholte Rosa leise.
    »Sehr, sehr müde«, sagte Iole.

    Rosa und die geschlossene Zimmertür.
    Nichts sonst schien zu existieren. Selbst Sarcasmos Bellen war verstummt. Der Hund hatte seinen Posten vor dem Zimmer geräumt und stand jetzt in sicherer Entfernung, schwanzwedelnd und stolz, dass er Rosa herbeigelockt hatte.
    Sie stand in dem düsteren Korridor, auf gesprungenen Steinplatten, vor verblichenen Wandteppichen, in gelblichem Lampenschein. Stand da und starrte die Tür des Zimmers an, in dem die Besucherin auf sie wartete.
    Sie horchte. Hörte nichts.
    Dann hob sie langsam die Hand, um anzuklopfen. Senkte sie wieder. Sie holte Luft, um etwas zu sagen. Verdammt, das war ihr Haus. Sie musste niemanden um Erlaubnis fragen, wenn sie einen der Räume betreten wollte.
    »Setzen Sie sie in ein Taxi zum Flughafen«, hatte sie Trevini gebeten. »Am besten gleich in eine Maschine.« Sie witterte einen neuen Manipulationsversuch des Avvocato. Falls das neue Video nicht reichte, um sie aus der Fassung zu bringen – die Begegnung mit ihr würde das schon erledigen.
    Ihre Hand berührte die Türklinke. Das angelaufene Metall

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