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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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fühlte sich kalt an. Sarcasmo knurrte.
    Als sich der Griff ohne ihr Zutun bewegte, wurde ihr klar, dass auch auf der anderen Seite jemand gestanden und gezögert hatte. Die ganze Zeit über.
    »Hallo, Rosa«, sagte Valerie.
    Sehr müde . Nun wusste sie, was Iole damit gemeint hatte. Nur dass die Erschöpfung in diesem Gesicht, in diesen Augen keine Müdigkeit war.
    Valerie sah noch schlimmer aus als in Trevinis Kellerverlies. Und das, obgleich sie geduscht haben musste; ihr dunkles Haar war nass. Iole hatte ihr frische Kleidung gegeben. Valerie trug Rosas schwarzes T-Shirt mit dem Schriftzug Bessere Lügner gibt es immer . An Val erschien es Rosa bemerkenswert passend, obwohl es über ihren knochigen Schultern hing wie auf einem Kleiderbügel.
    Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, ihre Nase war lang und spitz geworden. Schattige Dreiecke unter ihren Wangenknochen wurden vom Deckenlicht betont. Als Rosa sie kennengelernt hatte, war Valerie gerade ihre Zahnspange losgeworden; jetzt hatte sich ihr Gebiss gelblich verfärbt, einer der Schneidezähne war zur Hälfte abgebrochen. Nur mit Mühe schien sie sich auf den Beinen halten zu können. Sie brauchte dringend einen Arzt.
    »Ich weiß, wie ich aussehe«, sagte Val. »Spar’s dir einfach.«
    »Mal daran gedacht, mit dem Rauchen aufzuhören?«
    »Wer will schon fett werden?« Ein Rest der Valerie von damals steckte also noch irgendwo da drin. Ihr Galgenhumor ersparte Rosa das schlechte Gewissen darüber, dass sie kein Mitgefühl empfand.
    »Was hast du hier zu suchen?«
    Val trat zur Seite, um sie ins Zimmer zu lassen. »Ich wollte mit dir reden.«
    Rosa blieb auf dem Flur stehen. »Trevini hat meine Handynummer.«
    »Dein Freund Trevini –«
    »Er ist nicht mein Freund.«
    »Er wartet nur darauf, dir ein Messer in den Rücken zu stoßen.«
    »Richtig. Deshalb hat er dich hergeschickt.«
    Valerie schüttelte den Kopf. »Nein. Seine Leute haben mir ein Ticket nach New York gekauft und mich am Flughafen abgesetzt. Ich bin abgehauen.«
    »Und bestimmt haben sie sich große Mühe gegeben, dich wieder einzufangen.«
    Val zuckte die dürren Schultern. »Keine Ahnung. Komm schon rein. Ich kann nicht … Ich meine, Stehen ist im Moment ein bisschen anstrengend für mich.«
    »Versuch’s mal mit Liegen. Auf dem Rücken. Während ein paar Kerle dich festhalten.«
    Sarcasmo kam heran und drängte sich an Rosas Bein. Er knurrte Valerie an, die einen Schritt zurückwich. »Er hat drei Stunden lang vor der Tür gestanden und gekläfft«, sagte sie.
    »Schlafentzug ist eine unserer Spezialitäten hier auf Sizilien. Wenn wir unsere Gefangenen nicht gerade mit Drogen vollpumpen.«
    »Lass ihn draußen und komm rein. Bitte.«
    Rosa fixierte sie mit kühlem Blick. »Du hättest nicht herkommen sollen. Dieses Ticket war deine Chance, nach New York zurückzugehen.« Sie sah an Valeries ausgemergeltem Körper hinab. »Wobei ich mich nicht drauf verlassen würde, dass Michele dich mit offenen Armen empfängt.«
    »Ich bin hier, weil ich dich um Verzeihung bitten will.«
    »Na, dann ist ja wieder alles in Ordnung.«
    »Können wir uns dieses ganze Getue nicht sparen? Ich hab kein Recht, hier zu sein, das weiß ich. Und vielleicht hätte ich wirklich einfach verschwinden sollen. Aber ich wollte es dir wenigstens einmal ins Gesicht sagen: Es tut mir leid. Alles.Nicht nur die Party und dass ich dich dorthin gebracht hab. Auch die Lügen davor. Dass ich nichts von Michele gesagt habe. Ich möchte dich um Entschuldigung bitten.«
    Rosa beugte sich zu Sarcasmo hinab, strich ihm über den Kopf und schickte ihn mit einem sanften Klaps davon. Dann trat sie an Valerie vorbei ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Langsam ging sie zum Fenster hinüber, zog den schweren roten Samtvorhang beiseite – und stellte überrascht fest, dass kein Glas dahinter war. Die hohe Öffnung war zugemauert. Sie erinnerte sich, dass sie es einmal von außen bemerkt hatte. Aber sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es sich dabei um diesen Raum gehandelt hatte.
    Dann verstand sie. Iole war so viel gerissener, als man es ihr zutraute.
    Rosa ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern. Es gab keinen anderen Ausgang, nur eine Tür zum fensterlosen Bad. Iole hatte Valerie nicht einfach einen Platz zum Ausruhen angeboten. Sie hatte sie eingesperrt.
    »Warum ist das Fenster zugemauert?« Valerie war nahe der Tür stehen geblieben, so als fürchtete sie, Sarcasmo könnte von außen die Klinke herunterdrücken.
    Rosa

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