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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Carnevares waren? Was Rosa war? Hatte sie Michele je als Leoparden gesehen? Oder glaubte sie noch immer, das Schlimmste, mit dem sie sich eingelassen hatte, wäre die Mafia?
    »Glasampullen?«, fragte Rosa. »Mit einer gelben Flüssigkeit?«
    Valerie nickte. »Michele hatte immer zehn oder zwanzig davon auf Vorrat. Er hatte diesen abschließbaren Kühlschrank, wie ein Safe, und darin war das Zeug. Tano hat es von irgendwoher beschafft, was seltsam genug war, weil Michele eigene Kontakte nach Kolumbien und Südostasien hatte.« Sie machte jetzt einen wackligen Schritt in Richtung des Himmelbetts und ließ sich auf der Kante nieder. Einen Moment lang schloss sie die Augen und atmete durch. »Tano hat Michele noch mehr von den Ampullen versprochen, für seine … Unterstützung in dieser Nacht. Danach haben sie darüber gestritten, ich hab’s mit angehört. Michele wollte mehr haben, als vereinbart war. Oder weniger dafür bezahlen, so genau weiß ich das nicht. Und Tano war wütend. Er hat gesagt, sie hätten eine Abmachung gehabt und sein Auftraggeber würde nicht mehr von dem Zeug lockermachen.«
    »Tanos Auftraggeber?«
    Valeries Nicken wirkte unentschlossen. »Das Ganze war nicht Tanos Idee. Er hat zwei- oder dreimal von jemandem gesprochen, der ihm den Auftrag gegeben hat. Michele muss ihn gekannt haben, ich glaube, er ist ihm mindestens ein Mal selbst begegnet.«
    Rosas Kehle war wie verklebt von Ekel und Widerwillen und einem Gefühl von Panik, das sie überwunden geglaubt hatte. »Und jetzt sagst du, Tano hat das nicht von sich aus getan? Sondern weil er den Auftrag dazu bekommen hat?«
    »Ich glaube, dass es so war«, antwortete Valerie. »Als sie miteinander geredet haben, Tano und Michele, da war das ziemlich eindeutig. Michele ist von Tano gekauft worden und Tano wiederum von diesem anderen.«
    Die Worte kamen heiser aus Rosas Mund. »Wenn sie von ihm gesprochen haben, dann haben sie doch sicher einen Namen genannt.«
    Valerie nickte. »Ein Italiener. Glaube ich.«
    »Wie hieß er?«
    »Apollonio.« Val kniff für einen Augenblick die Lippen zusammen, dann sagte sie: »Das war der Name, den sie benutzt haben. Mister Apollonio.«
    Rosa ging langsam auf das Bett zu. Valerie sah aus, als wollte sie vor ihr zurückweichen, aber sie schien all ihre Selbstbeherrschung zusammenzunehmen und blieb, wo sie war. Rosa ließ sich mit einer Drehung neben ihr nieder. So saßen sie da, Oberschenkel an Oberschenkel, und starrten geradeaus in den leeren Raum.
    »Kennst du ihn?«, fragte Valerie nach einer Weile.
    »Nein.«
    »Aber du hast den Namen gerade nicht zum ersten Mal gehört.«
    »Nein.«
    Val zögerte. »Okay«, sagte sie leise.
    Rosa sah sie noch immer nicht an. »Was hast du jetzt vor?«
    »Keine Ahnung.« Ein Zittern lief durch Valeries Körper, Rosa spürte es an ihrem Bein. »Oder, doch, vielleicht … Es gibt noch jemanden in New York.«
    »Mattia«, flüsterte Rosa.
    Valeries Kopf ruckte herum. In ihren geweiteten Augen stand Überraschung. Und eine Frage. Aber sie brachte keinen Ton heraus.
    »Ich bin ihm begegnet«, sagte Rosa. »Als ich in New York war. Michele wollte mich umbringen und Mattia hat mir geholfen. Er hat geahnt, dass du hier auftauchen würdest. Er wollte, dass ich dir etwas ausrichte: dass du jederzeit zu ihm kommen kannst, egal, was auch passiert ist.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Ja.«
    »Dann hasst er mich nicht? Wegen Michele? Und weil ich abgehauen bin?«
    Rosa schüttelte den Kopf.
    »Er … hat mir mal gesagt, dass er mich gernhat.« Valeries Stimme vibrierte leicht, und es dauerte einige Herzschläge, bis Rosa erkannte, dass es ihre Hoffnung war, die Valerie so aus der Fassung brachte. Hoffnung, die sie lange nicht mehr verspürt hatte.
    »Er ist tot«, sagte Rosa. »Micheles Leute haben ihn ermordet.«
    Stille.
    Erst nach einer Weile kam ein Raunen über Valeries Lippen, leise wie ein Atemzug. »Das ist nicht wahr. Das sagst du nur, um mir wehzutun.«
    »Sie haben ihn verbrannt. Da war er vielleicht schon tot. Vielleicht auch nicht.«
    Ein hohes Schluchzen drang aus Valeries Kehle. Sonst nichts. Nur dieser eine furchtbare Laut.
    Rosa stand auf und ging zur Tür hinüber. »Ich ruf dir einen Arzt. Bis morgen kannst du bleiben. Dann verschwindest du von hier.«
    Val blickte ihr nicht nach. Sie saß ganz still wie auf einer Fotografie, fast schwarz-weiß und zweidimensional.
    Rosa verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Sarcasmo rannte auf sie zu, setzte sich vor

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