Arktis-Plan
früh werden wir an die Unfallstelle fliegen und dieses Flugzeug knacken wie eine Auster. Dann zupfen wir die Perle heraus und verschwinden. Das sollte nicht länger als eine halbe Stunde dauern, höchstens fünfundvierzig Minuten. Wenn die Behörden hier eintreffen, sind wir längst fort.«
»Wohin geht die Reise von hier aus, Onkel?«
»Ich habe über das nördliche Kanada verteilt in abgeschiedenen Gegenden drei Auftankstationen eingerichtet. Dort werden wir Zwischenstation machen, um die Hudson Bay zu erreichen. Wir werden auf Höhe der Baumwipfel fliegen, um den NORAD-Radarschirmen
auszuweichen. In der Hudson Bay haben wir ein Stelldichein mit einem isländischen Trawler. Der Hubschrauber wird auf dem Meeresgrund versenkt werden, und wir brechen in den mittleren Atlantik auf. Dort übergeben wir den Behälter einem der Schiffe der Gruppe und entledigen uns des Trawlers und der Besatzung. Anschließend sind wir frei, und keiner kann uns etwas nachweisen. Dann brauchen wir nur noch zu entscheiden, ob wir unsere wertvolle Beute im Ganzen an einen einzigen Käufer losschlagen oder ob sich mehr Geld damit machen lässt, wenn wir das Zeug in Tütchen abfüllen und wie ein Kleinkrämer nach Gewicht verschachern.«
Kropodkin lachte und klatschte Kretek auf die Schulter. »Der alte Wolf hat immer einen Plan.«
»Ja, aber diesmal hatte der junge Wolf einen guten Riecher und hat die Beute gewittert.« Kretek sah dem jüngeren Mann fest in die Augen. »Du bist ganz sicher, dass das Untersuchungsteam keine Gelegenheit hatte, eine Funkmeldung über die Lage hier durchzugeben?«
»Ich bin sicher. Das Funkgerät, das sie mitgebracht haben, hatte nicht die erforderliche Leistung, um bei Sonneneruptionen durchzudringen, und das Gerät in der Forschungsstation habe ich sabotiert. Es war knapp. Sehr knapp sogar, aber sie haben niemanden angefunkt.«
Kretek nickte. »Das ist gut. Soweit die Außenwelt weiß, könnten das Untersuchungsteam und die Teilnehmer der wissenschaftlichen Expedition also noch hier im Lager sein. Die Amerikaner werden in diesem Sturm keine Cruise Missiles oder Radarbomben einzusetzen wagen, wenn sie damit die Geiseln töten könnten. Das war das Letzte, was wir noch zu befürchten hatten.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher, Onkel.« Kropodkin warf einen Blick zurück auf die Laborbaracke. Einer von Kreteks Wachposten zerrte gerade Dr. Trowbridges Leiche in den Schnee hinaus. Ein anderer trieb Randi Russell zur Schlafbaracke. »Der Rest des amerikanischen
Untersuchungsteams läuft immer noch frei auf der Insel herum. Wenn dieses Miststück ein Maßstab ist, könnten sie uns Ärger machen.«
Kretek zuckte die Achseln. »Pah, so ein Blödsinn! Das sind doch nur drei. Mach dir lieber Sorgen über Dinge, die es wert sind, sich Sorgen darüber zu machen. Wenn sie heute Nacht ins Lager zurückgewankt kommen, töten wir sie. Wenn sie morgen früh noch oben am Absturzort sind, töten wir sie dort. Falls sie sich lieber irgendwo auf dieser Insel vor uns verstecken, na bitte, von mir aus. Sie brauchen uns nicht zu interessieren, solange sie uns nicht in die Quere kommen.«
»Das gilt für alle bis auf diese eine.« Kropodkin wies mit dem Kopf auf Randi. »Die ist mir nicht egal.« Seine Stimme klang gepresst und so kalt wie die polaren Winde.
»Das kann ich verstehen. Du kommst heute Abend als Erster in sie rein. Das sind wir dir schuldig.« Kretek schlug seinem Neffen mit einer seiner Bärenpranken auf den Rücken. »Sieh nur zu, dass du für den Rest von uns noch genug übrig lässt«, fuhr er ausgelassen fort. »Denk daran, du gehörst jetzt zur Firma. Jeder bekommt seinen gerechten Anteil.«
Die beiden Männer lachten herzlich, eine glückliche Familie, die nicht nur Freud und Leid miteinander teilte.
Kapitel vierunddreißig
Auf dem vergletscherten Bergsattel
Der schwarze Fels des Ostgipfels ragte über der bleichen Fläche des Gletschereises auf. An seinem Fuß begann die letzte Etappe des Aufstiegs.
Dunkle, ledrige Gesichter und dunkle, zusammengekniffene Augen schauten unter den Kapuzen von Parkas heraus und bildeten sich ein Urteil über die zunehmende Windstärke und die Dichte des Schnees, den der Wind vor sich her trieb. Jeder Windstoß beeinträchtigte die Sicht zwischen ihnen und ihrem Ziel enorm, während sich die Speznas-Soldaten ein paar weitere Meter voranschlängelten, jede kleinste Senke und Vertiefung im Eis als Deckung nutzten und ihren Halbkreis um die Höhlenöffnung
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