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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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schlimm ist Ihr Arm verwundet?«
    Der Russe schüttelte den Kopf. »Gar nicht schlimm. Ich habe ein Erste-Hilfe-Päckchen draufgetan.«
    »Haben Sie sich bei dem Eisbruch verletzt?«
    Smyslov grinste Valentina ironisch an. »Nicht direkt. Das ist alles ziemlich kompliziert. Ich erzähle es Ihnen später.«
    »Wenn Sie das sagen«, erwiderte Smith. »Da wir jetzt keine Eile mehr haben, sollte ich vermutlich fragen, wer im Moment wessen Gefangener ist.«

    Smyslov schüttelte den Kopf und auf seinem von der Kälte geröteten Gesicht stand immer noch ein Grinsen. »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß.«
    »In dem Punkt bin ich mir selbst nicht ganz sicher«, warf Val ein, »aber dürfte ich vorschlagen, dass wir fürs Erste einfach mal sehen, wie wir von diesem verfluchten Berg runterkommen? Die kniffligen Fragen können wir uns dann morgen vornehmen.«
    »Das klingt in meinen Ohren nach einem sehr vernünftigen Vorschlag. Major, was sagen Sie dazu?«
    »Ich stimme Ihnen zu, Colonel. Der Vorschlag ist außerordentlich vernünftig.«
    »Dann setzen wir uns in Bewegung, Leute. Kürzer wird dieser Abstieg nicht werden.«
    Smith zuckte zusammen, als er sich auf die Füße ziehen wollte und seine schmerzenden, geprellten Muskeln, die schon steif wurden, heftig protestierten. Val half ihm hoch und blieb einen Moment lang vor ihm stehen, die Hände in den Fäustlingen auf seiner Brust. »Es scheint ganz so, als könnte an dieser Sache mit den Skrupeln etwas dran sein«, sagte sie.
    »Ab und zu erlebt man eben doch eine freudige Überraschung.«

Kapitel dreiundvierzig
    Nordwand, Wednesday Island
     
     
    Randi Russell war schon auf den Beinen und hatte sich in Bewegung gesetzt, bevor sie das Bewusstsein vollständig wiedererlangt hatte. Sie war alles andere als klar im Kopf und hatte keine Erinnerung daran, wie sie sich aus dem Schneerutsch befreit hatte. Und sie hatte auch keine Ahnung, wo sie war oder wohin sie ging. Sie ließ sich nur noch von den Instinkten eines sterbenden Tieres leiten.
    Angst und Schmerz hatte sie hinter sich gelassen. Die täuschende Wärme der Unterkühlung hatte von ihr Besitz ergriffen, und sie löste sich schrittweise immer weiter von der Welt. Selbst der Drang, in Bewegung zu bleiben, ließ langsam nach. Wenn sie das nächste Mal hinfiel, würde es das letzte Mal sein.
    In der Dunkelheit und der schwarzen Leere, von der sie umfangen war, gab es keine Ziele mehr zu erreichen. Sie bewegte sich nur deshalb zur Küste, weil es in diese Richtung bergab ging, und der Weg den geringsten Kraftaufwand erforderte.
    Randi wurde sich nicht über die Bedeutung der aufgehäuften Eisklötze klar, auf die sie jetzt traf. Es war der zerbrochene Rand des zugefrorenen Meers, durch Druck aufgehäuftes Meereis, das sich an der Nordküste von Wednesday Island türmte. Ihr war nur vage bewusst, dass der beißende, betäubende Wind abgeblockt wurde, und sie schwenkte ab und bewegte sich parallel zu den gespenstisch aufgetürmten Brocken und stolperte über den mit Schnee überzogenen Schotter des Strandes.
    Die Gespenster hatten mittlerweile die Herrschaft über sie an sich gerissen – Geräusche, Stimmen und Bilder aus ihrer Vergangenheit,
erfreuliche und unerfreuliche, spulten sich in zufälligen Fragmenten ab. Santa Barbara, Carmel, die UCLA, der Irak, China, Russland und die unbedeutenderen Gegenden dazwischen. Menschen, die sie gekannt hatte. Dinge, die sie erlebt hatte.
    Sie versuchte, sich an die angenehmen Erinnerungen zu klammern, an das Spielen auf dem Strand unterhalb ihres Elternhauses, an die enge Verbundenheit mit ihrer Schwester Sophia, an Mike, der sie bei diesem zauberhaften und berauschenden ersten Mal auszog und sie sanft auf das weiche Gras sinken ließ.
    Doch die Dunkelheit und die Kälte riefen immer wieder Erinnerungen an die weniger erfreulichen Ereignisse wach: wie sie an Sophias Seite gestanden und mit ihr die Asche ihrer Eltern verstreut hatte. Der entsetzliche Schmerz an dem offenen Grab in Arlington, als sie hörte, wie für die kühne, lächelnde andere Hälfte ihrer selbst der Zapfenstreich geblasen wurde. Die Wut und das dringende Bedürfnis, auf etwas einzuschlagen, eben jene Empfindungen, die sie von einer Linguistin auf dem Sektor der Sprachanalyse bei der CIA in eine Außendienstagentin für schmutzige Arbeiten verwandelt hatten. Das Gesicht des ersten Menschen, den sie jemals getötet hatte. Wie sie am Rand dieses zweiten Grabes auf dem Ivy Hill Friedhof in Alexandria

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