Arktis-Plan
Die Klingen reinigte sie mit einer Hand voll Schnee und rieb sie an der Kleidung des Waffenschmugglers trocken, bevor sie die Messer wieder in ihre Scheiden steckte.
Sie hatte begonnen, die Waffe und die restliche Munition des Mannes an sich zu bringen, als sie eine Entdeckung machte. Von hier aus hatte man einen recht guten Ausblick auf die östliche Seite der Landspitze. Sie stand auf, hielt sich gegen die zunehmend grellere Sonne eine Hand über die Augen und schaute auf den Bereich des Küstenpfads hinunter, den sie von hier aus sehen konnte. »Ach du meine Güte«, murmelte sie tonlos.
Kapitel fünfzig
Forschungsstation Wednesday Island
»Jon, sieh nur!«, rief Randi aus und deutete hinab. »Sie haben den Heli nicht angezündet!«
Von ihrem Standort auf dem Antennenhügel konnten sie auf die Ruinen der Forschungsstation hinunterblicken. Alle drei Baracken standen in Flammen, aber auf dem Heliport jenseits des Lagers stand unter einer frischen Schneeschicht die Long Ranger anscheinend intakt unter ihrer schützenden Hülle aus Abdeckplanen.
Smith trat sich die Schneeschuhe von den Füßen und nahm die SR-25 von seiner Schulter. »Wenn sie ihn nicht auf andere Weise zerstört haben, könnten wir noch im Geschäft sein. Lasst uns gehen, aber haltet die Augen offen. Wir können nicht wissen, ob wirklich keiner zurückgeblieben ist!«
Mit den Waffen im Anschlag rannten sie den Hügel zum Gelände der Forschungsstation hinunter. Der tief hängende Rauch stank nach brennendem Plastik und heißem Metall, aber er enthielt auch ein schwaches Aroma, das an Schweinebraten erinnerte. Alle drei erkannten diesen Geruch, doch keiner äußerte sich dazu.
Bei näherer Untersuchung stellte sich schnell heraus, dass die Ruinen des Lagers menschenleer waren. »Sie sind abgehauen«, bemerkte Randi und ließ Valentinas Gewehr sinken. »Mit Sack und Pack.«
»Sie müssen sich aus dem Staub gemacht haben, sowie sie die Schüsse gehört haben. Ihnen ist klar geworden, dass sich hier mehr zusammenbraut, als sie erwartet hatten.« Smith sah sie an. »Was hältst du davon, Randi? Wie stehen die Chancen, dass sie das Unternehmen abbrechen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, der Typ, der den Laden schmeißt, dieser Kretek, wäre inzwischen bereit, alles zu riskieren, aber das Anthrax wird er nicht sausen lassen. Ich glaube, jetzt führt er sich auf wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Er holt es sich.«
»Dann wissen wir ja, was wir zu tun haben. Sehen wir uns doch mal den Hubschrauber an.«
Sie mussten einen weiten Bogen um die lodernde Laborbaracke schlagen. Auf dem Weg wäre Smith fast über etwas Unförmiges gestolpert, das halb im Schnee begraben war.
»Verdammt nochmal!«
Es war die Leiche von Professor Trowbridge, die nachlässig von einem der Pfade des Lagers getreten worden war, damit sie nicht im Weg lag. Anschließend war sie in einer unwürdigen Haltung steif gefroren.
Smith war froh darüber, dass der Schneefall der vergangenen Nacht das Gesicht des Toten verkrustet hatte und er Trowbridge nicht in die anklagenden Augen sehen musste.
»Tut mir leid, Jon«, sagte Randi leise und blieb neben ihm stehen. »Ich habe hier so einiges verpfuscht.«
»Es ist nicht deine Schuld. Ich habe diese Situation überhaupt erst ermöglicht. Ich habe ihn mitgenommen.«
Die letzte Lektion, Sergeant. Wenn man den Befehl führt, muss man nicht nur im jeweiligen Moment, sondern für alle Zeiten mit seinen Entscheidungen leben.
»Er hat dich darum gebeten, Jon«, sagte sie und sah die erstarrte Gestalt an. »Die Entscheidung lag bei ihm. Keiner von uns wusste, was uns hier erwarten würde.«
»Ich vermute, da ist einiges dran.« Er sah sie an, und die Andeutung eines grimmigen Lächelns huschte über sein Gesicht. »Ist dir wohler zumute, weil es so ist?«
Sie schüttelte den Kopf. »Leider nicht.«
Sie liefen weiter.
Als sie den Heliport erreichten, fanden sie nur eine Fußspur, die durch den Neuschnee zu der Long Ranger führte. Sie entdeckten aber auch ein hässliches Päckchen von der Größe eines Backsteins, das mit Dichtungsband an einer Strebe des Fahrwerks angebracht war. Smith und Smyslov erstarrten, als sie es sahen, doch Randi ging neben dem Schwimmer auf die Knie und untersuchte die Sprengladung eingehend. »Das ist Plastiksprengstoff«, berichtete sie nach einem Moment, »und es ist kein Zünder angebracht worden. Gib mir doch bitte mal jemand ein Messer.«
Smith reichte ihr sein
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