Arktis-Plan
war.
»Hier Klein.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang über die Entfernung hohl und elektrostatisch leicht verzerrt. »Hier spricht Jon Smith, Sir, an Bord der Haley . Wir haben ein Problem.«
Klein saß auf der Bettkante und hörte wortlos zu, während Smith ihn mit wenigen knappen Sätzen über die Vorfälle informierte.
»Soweit ich das erkennen kann, Sir, ist jemand vor uns dort angekommen und versucht, die Nutzlast der Misha an sich zu bringen.«
»Wenn das der Fall ist, müssen sie auf dem Luftweg oder mit einem U-Boot gekommen sein und beherrschen es blendend, sich unauffällig im Hintergrund zu halten«, erwiderte Klein. »Die Bilder des letzten Aufklärungssatelliten der NSA, der über den Queen Elizabeth Inseln vorbeigekommen ist, zeigen im Umkreis von fünfhundert
Meilen um Wednesday herum keine anderen Oberflächenschiffe, und auf der Insel selbst sind ebenfalls keine sichtbaren Aktivitäten zu erkennen.«
»Verstanden, Sir. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Angelegenheit mit den ›Hintergedanken‹ der Russen zusammenhängt, mit einem Alternativplan, der jetzt in die Tat umgesetzt wird.«
»Haben Sie schon eine Ahnung, worum es dabei gehen könnte?« , hakte Klein nach. »Hier haben wir nach wie vor keine Anhaltspunkte.«
»Ich bin nicht sicher, Sir, aber ich empfange seltsame Signale von Major Smyslov«, erwiderte Smith. »Ich habe den Verdacht, dass er entweder in bestimmten Punkten lügt oder uns gewisse Dinge vorenthält.«
»Halten Sie Smyslov für ein Sicherheitsrisiko, das die Mission gefährden könnte, Jon?«
Einen Moment lang hing drückende Stille in der Luft. »Potentiell ja. Trotzdem behalte ich ihn im Team. Er scheint ein guter Offizier und ein anständiger Kerl zu sein, und bisher war er uns ausgesprochen nützlich. Er sendet aber auch uneinheitliche Signale aus. Falls von russischer Seite tatsächlich Hintergedanken im Spiel sein sollten und die dort etwas ganz anderes aushecken, dann glaube ich nicht, dass es ihm behagt. Wenn er richtig angepackt wird, könnte er uns weiterhin von Nutzen sein.«
»Behalten Sie ihn gut im Auge, Jon. Gerade den anständigen Kerlen machen wir es besonders leicht, uns umzubringen.«
»Verstanden, Sir. Ich treffe entsprechende Sicherheitsvorkehrungen.«
Klein rieb sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen und tastete auf dem Nachttisch nach seiner Brille. »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
»Wir führen die Operation wie geplant durch, Sir. Wir werden morgen in aller Frühe auf Wednesday landen.«
»Halten Sie das unter den gegebenen Umständen für ratsam,
Jon? Wir haben derzeit diese arktische Einheit der Rangers und eine ABC-Abwehrtruppe auf der Eielson Air Force Base bereitstehen und außerdem auch noch zwei Ospreys vom Air Commando und eine MC-130 für den Truppentransport und die Luftbetankung. Die können wir zu Ihrer Unterstützung aufbieten.«
»Nein, Sir, nicht zum jetzigen Zeitpunkt.« Das war eine sehr entschiedene Antwort. »So weit sind wir noch nicht. Wenn hinter dieser Mission die Absicht steht, einen internationalen Zwischenfall zu verhindern, dann können wir noch nicht ganz offen eingreifen. Wir wissen bisher nicht genug, um diese Entscheidung zu treffen.
Vielleicht ist das Anthrax noch an Bord der Misha 124, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht haben wir feindliche Kräfte auf Wednesday, aber vielleicht sitzt der Suchtrupp auch nur mit einem kaputten Funkgerät auf einem Gletscher fest und wartet auf den Tagesanbruch. Wir wissen es nicht. Aber eines können wir mit Sicherheit sagen. Wenn wir jetzt schon schwere Geschütze auffahren, wird die Tarnung der Operation unwiderruflich auffliegen. Damit berauben wir uns jeder Möglichkeit, die Situation unter Kontrolle zu behalten. Man könnte kaum noch verhindern, dass die Weltöffentlichkeit davon erfährt.«
Klein stieß unwillkürlich ein trockenes Lachen aus. »Sie können mir doch nicht einfach meinen Text klauen, Jon. Aber was passiert, wenn Sie auf Wednesday landen und dort tatsächlich auf feindliche Kräfte stoßen, und noch dazu in großer Zahl?«
»Also, Sir, dann werden wir von der Bildfläche verschwinden, und Sie wissen endlich mit Sicherheit, was gespielt wird.« Klein konnte das zynische Lächeln, das diese Worte garantiert begleitete, regelrecht vor sich sehen. »Dann haben wir unseren Auftrag ausgeführt.«
»Machen Sie weiter, Jon, und viel Glück.«
»Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, Sir.«
Die Verbindung riss ab. Klein legte
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