Arktis-Plan
Schlitz um die Tür herum und schlug dann mit dem Handballen auf das hintere Ende. Nachdem er ein paar Mal draufgehauen hatte,
knackte es laut und das Siegel aus Eis bekam einen Sprung. Kurzes Hebeln genügte, um die Tür nach außen aufspringen zu lassen. Der Wind riss daran, und im Flugzeugrumpf tat sich eine dunkle rechteckige Öffnung vor ihm auf.
»Sie hatten Recht, Val. Die Tür war offen. Ich gehe jetzt rein.«
Er bückte sich und zog in der kleinen Tür den Kopf ein.
Im Flugzeugrumpf war es finster, denn nur ein schwacher Schein des düsteren Abendlichts fiel hinter ihm ein. Smith zog eine Taschenlampe aus seiner Werkzeugtasche und schaltete sie an.
»Verdammt nochmal«, murmelte er. »Darauf war ich nicht gefasst.«
»Was sehen Sie, Jon?«, fragte Valentina eindringlich.
Smith ließ den Strahl der Taschenlampe durch das Innere des Flugzeugs gleiten. Es war kaum Schnee eingedrungen, aber überall glitzerten Eiskristalle und bildeten eine dünne Kruste auf den schlachtschiffgrauen Spanten, den Kabelsträngen und Kabelschächten. »Es ist unglaublich! Nirgends eine Spur von Rost oder Abnutzungserscheinungen. Dieses Ding könnte gestern aus der Fabrik gerollt sein.«
»Natürliche Kaltlagerung!«, rief die Historikerin. »Das ist ja phantastisch! Reden Sie weiter!«
»Okay, hier gibt es eine Laufplanke, die nach hinten führt, an zwei großen, flachen, rechteckigen Kästen vorbei zu einer kreisrunden, gewölbten Luke direkt im Heck des Flugzeugs. Die Luke ist geschlossen und in der Mitte ist ein rundes Fenster eingelassen. Beiderseits davon ist etwas, das wie Munitionszuführungen aussieht. Ich vermute, das muss der Platz des Heckschützen sein.«
»Richtig. Ist dort hinten sonst noch etwas Erwähnenswertes?«
»Da ist eine Art Plattform oder Podest, von dem lose Kabel hängen. Es sieht aus, als wäre dort ein Gerät abmontiert worden.«
»Das wäre der Generator des Hilfstriebwerks«, sagte die Historikerin versonnen. »Das ist ziemlich interessant. Also, gleich rechts
neben Ihnen sollte sich ein Druckschott befinden, in dessen Mitte eine weitere Luke eingelassen ist, die nach vorn führt.«
»Ja. Sie ist geschlossen.«
»Die B-29/Tu-4-Familie zählte zu den ersten Militärflugzeugen, die speziell für Flüge in großer Höhe entworfen wurden. Sie verfügte über eine zweigeteilte Druckkabine, damit die Besatzung während des Fluges keine Sauerstoffmasken aufsetzen musste. Sie werden sich durch diese Druckschotts vorarbeiten müssen.«
»Kapiere.« Smith watschelte zu der Luke hinüber und versuchte, durch das dicke Glas einen Blick nach Backbord zu werfen, musste jedoch feststellen, dass sie vereist war. »Was sollte in diesem nächsten Bereich sein?«
»Das sollte die Ruhezone der Besatzung während des Fluges sein.«
»Gut.« Smith drehte am Verriegelungsrad des Schotts und nach anfänglichem Widerstand gab es nach.
»Jon, warten Sie!«
Smith riss seine Hand von dem Griff zurück, als wäre er plötzlich glühend heiß geworden. »Was ist?«
Smith hörte Hintergrundgemurmel in seinen Kopfhörern. »Oh, Gregori hat gerade gesagt, es sei sehr unwahrscheinlich, dass an den Schotts versteckte Sprengladungen angebracht sind. Oder etwas Ähnliches.«
»Nett von euch beiden, dass ihr mir das jetzt schon sagt, Val.« Smith drehte das Rad ein Stück weiter. Das Schott schwang nach innen auf, und er leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Öffnung.
»Stimmt, die Mannschaftsunterkunft. Auf beiden Seiten sind mehrere ausklappbare Kojen angebracht, und in einer Ecke gibt es sogar ein Klo. Die Kabine wirkt komplett ausgeräumt. Auf den Klappbetten sind keine Matratzen und kein Bettzeug, und ich kann etliche offene, leere Spinde sehen.«
»Das ist verständlich.« Valentinas Stimme klang nachdenklich.
»Der nächste Platz sollte für den Radarbeobachter gedacht sein. Sehen wir doch mal, was Sie dort vorfinden.«
Smith tastete sich voran und ging geduckt durch eine niedrige Luke. Schwaches Licht fiel von draußen ein. Kleine runde Plexiglasfenster, mit Eis überzogen und durch den Wind der Jahrzehnte brutal abgeschliffen und trüb, waren in die Sichtkuppeln zu beiden Seiten und in die Decke eingelassen. Gegenüber von den beiden seitlichen Sichtkuppeln standen skelettartige Stühle und ein dritter Sitz auf einem erhöhten Podest war unter der Astrokuppel in der Oberseite des Rumpfs platziert. Smith stellte sich vor, in einem Bomber, der mit der vollständigen Abwehrbewaffnung ausgerüstet war, wären
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