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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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klebte lehmiger Boden an den immer steiler werdenden Polyphängen, bedeckt mit einer weiten, ringförmigen Wiese aus dichten Gräsern, deren Wurzeln gegen die Gravitation arbeiteten und den Boden an Ort und Stelle festhielten. Sowohl Gras als auch Mutterboden endeten drei Kilometer unterhalb der Nabe, wo die Polypwand in eine scheinbar vertikale Klippe überging. Direkt aus dem Zentrum trat die Lichtröhre und erstreckte sich über die gesamte Länge des Habitats: ein zylindrisches Geflecht aus organischen Leitern, die in ihrem starkem magnetischem Feld das fluoreszierende Plasma enthielten, das Licht und Wärme auf die Innenwände warf.
    Michael Saldana hatte beschlossen, daß die stille, abgeschlossene Region der südlichen Kappe ein idealer Ort war für das Forschungsprojekt über die Laymil. Die Büros und Laboratorien auf den unteren Terrassen erstreckten sich inzwischen über eine Fläche von zwei Quadratkilometern – die größte dichtgedrängte Ansammlung von Gebäuden im gesamten Habitat, und sie erinnerten an den Campus einer reichen Privatuniversität.
    Das Büro des wissenschaftlichen Direktors befand sich im obersten Stockwerk des fünfgeschossigen Verwaltungsgebäudes, einer gedrungenen, runden Säule aus kupferfarbenem Spiegelglas mit ringförmig umlaufenden grauen Steinbalkons. Es lag auf einer Terrasse auf der Rückseite des Campus, fünfhundert Meter über dem umlaufenden Salzwassermeer, an einer Stelle. Von dort aus konnte man einen unübertrefflichen Ausblick auf die subtropische Parklandschaft genießen, die sich bis in dunstige Fernen erstreckte.
    Diese Aussicht war etwas, auf das Parker Higgens äußerst stolz war; die beste Aussicht in ganz Tranquility, eines von zahlreichen angemessenen Privilegien des achten Direktors des Laymil-Forschungsprojekts, zusammen mit dem phantastischen Büro selbst und seiner Einrichtung aus tiefburgunderfarbenem Ossalholzmobiliar, das noch aus den Tagen vor der Thronverzichtskrise stammte und von Kulu hierher geschafft worden war. Parker Higgens war fünfundachtzig. Seine Berufung war vor neun Jahren erfolgt, fast die letzte Amtshandlung des letzten Lords der Ruinen. Dank der Gnade Gottes (und eines Vorfahren, der vermögend genug gewesen war, um eine äußerst gründliche gentechnische Manipulation vornehmen zu lassen) würde er sein Amt voraussichtlich noch wenigstens weitere neun Jahre bekleiden. Er hatte die eigentliche Forschung bereits seit zwanzig Jahren hinter sich gelassen und sich seither auf die Verwaltung konzentriert, ein Gebiet, auf dem er Großartiges geleistet hatte: in der Zusammenstellung der richtigen Teams, im Massieren wechselhafter Egos und indem er an den richtigen Stellen beharrt oder nachgegeben hatte. Wirklich effektive wissenschaftliche Administratoren waren selten, und unter Higgens’ Führung war das Projekt ziemlich glatt vorangeschritten. Jeder wußte das zu schätzen. Parker Higgens zog es vor, wenn die Welt wohlgeordnet und überschaubar blieb – es war eine seiner grundlegenden Formeln für Erfolg.
    Genau aus diesem Grund war er auch ganz besonders schockiert, als er eines Morgens zur Arbeit erschien und eine blondhaarige junge Frau auf dem weich gepolsterten luxuriösen Bürosessel gelümmelt vorfand – auf seinem Bürosessel, hinter seinem Schreibtisch.
    »Wer zur Hölle sind Sie?« brüllte er die Fremde an. »Was haben Sie in meinem Büro zu suchen?« Dann erblickte er die fünf Serjeants, die im Raum verteilt in Habachtstellung standen.
    Die Serjeants von Tranquility waren die einzige Polizeimacht des Habitats, halbintelligente BiTek-Servitoren, die per Affinität von der Habitat-Persönlichkeit kontrolliert wurden. Sie wachten mit peinlichster Genauigkeit über die Einhaltung der Gesetze. Serjeants waren Humanoiden von (mit voller Absicht) einschüchternden Proportionen, zwei Meter groß, mit einem rötlich-braunen Exoskelett und Kugelgelenken, die von segmentierten Ringen geschützt waren und trotzdem vollständige Bewegungsfreiheit erlaubten. Die Köpfe waren stark stilisiert; die Augen in einer tiefen horizontalen Falte verborgen. Die Hände waren noch am menschenähnlichsten. Hier ersetzte eine ledrige Haut das Exoskelett. Die Hände stellten sicher, daß die Serjeants jeden für Menschen gebauten Artefakt benutzen konnten, insbesondere Waffen. Jeder der Serjeants trug eine Laserpistole und einen Kortikalstörer im Gürtel, zusammen mit einem Paar Handschellen. Der Gürtel war zugleich das einzige

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