Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
heutzutage geändert hat.« Sie deutete hinauf in den abendlichen Himmel. »Siehst du die Sterne dort oben? Die Planeten, die sie umkreisen, sind anders als Nyvan. Die neuen Kolonien sind strikt ethnisch getrennt. Sie werden alle von verschiedenen GovCentral-Staaten unterhalten, und nur Menschen aus der gleichen Arkologie emigrieren dorthin. Sie sind alle gleich, von Anfang an, und es gibt längst nicht so böse Auseinandersetzungen.«
»Aber warum kommen dann immer noch Menschen hierher nach Nyvan?«
»Weil die Erde übervölkert und Nyvan ihr so nahe ist. Wir sind nur siebzehn Lichtjahre entfernt. Das macht die Reise hierher zu einer der billigsten, die überhaupt möglich sind. Also schickt GovCentral uns alle diejenigen Menschen, die sich die Passage zu einer anderen Welt nicht leisten können, all die Arbeitslosen und die kleinen Kriminellen, Menschen, die eigentlich überhaupt nicht hierher kommen wollten.«
»Können wir sie denn nicht daran hindern?«, fragte er entrüstet. »Das ist schließlich unser Planet! Macht GovCentral ihn nicht kaputt?«
»Wir können die Erde nicht daran hindern, weiter Menschen hier abzuladen, weil GovCentral auch unsere Regierung ist. Obwohl eine Menge Leute denken, dass das nicht so sein sollte. Aber das ist nur ein weiterer Teil des ganzen Problems. Niemand ist noch mit irgendjemandem hier der gleichen Meinung.«
»Können wir denn nicht auf eine ethnisch getrennte Welt gehen? Eine Nyvan-ethnische, wie es früher war?«
Amanda war froh über die Dunkelheit. So konnte ihr Sohn nicht die Tränen sehen, die in ihre Augen traten. Diese eine unschuldige Frage eines Kindes machte alles zunichte, was sie jemals erreicht hatte. Drei Generationen harter Arbeit, voller Opfer und Stolz hatten diese Farm geschaffen, die er eines Tages erben würde – und wozu? Es war nicht einmal eine ruhige Insel in all dem Irrsinn, der sie umgab. Der heutige Tag hatte diese Illusion zum Erlöschen gebracht.
»Es gibt keine Nyvan-ethnischen Welten, Guy«, sagte sie langsam. »Nur uns. Wir müssen bleiben und das Beste daraus machen, ob es uns gefällt oder nicht.«
»Oh. In Ordnung.« Er musterte die glitzernden Sterne. »Welcher davon ist die Erde?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe es nie für wichtig genug erachtet, um es herauszufinden.« Sie warf einen letzten Blick auf die dunklen Hügel. Nirgendwo ein Zeichen von einem zurückkehrenden Pick-up. Die düstere Depression in ihr drohte, zu offener Verzweiflung anzuschwellen. Nicht einmal Blake konnte so dumm sein, mit Fakhud zu gehen. Oder vielleicht doch? Obwohl die Alternative noch schlimmer war, dass diese Sergeant Derry ihn geschnappt hatte.
Bitte, lass es nur eine Reifenpanne sein oder eine kurzgeschlossene Energiezelle, betete sie still. Irgendwo in der warmen Nacht meinte sie, ein spöttisches Lachen zu hören. Doch wahrscheinlich war es nur ein Echo, das in ihrem eigenen Schädel widerhallte.
Amanda erwachte noch vor Morgengrauen. Die ungewöhnliche Stille hatte sie geweckt. Es war eine unterbewusste Warnung, dass etwas nicht stimmte, nichts, das sie gleich hätte benennen können. Auch vermisste sie Blakes Gewicht an ihrer Seite. Sie ging in sein Zimmer, doch er war auch nicht dort. Sein Bett war unbenutzt.
Der Holzofen in der Küche war fast ausgebrannt. Amanda musste gegen den Instinkt ankämpfen, augenblicklich neue Scheite nachzulegen. Stattdessen zog sie ihren Hausmantel enger um sich und eilte hinaus in den Farmhof. Der Pick-up war nicht zurückgekehrt.
Sie schloss die Augen und fluchte still in sich hinein. Blake war wohl für immer gegangen. Sinnlos, sich deswegen noch etwas vorzumachen. Dieser dumme kleine Hinterwäldlerjunge.
Jetzt würde sie nach einem Ersatz für ihn suchen müssen, was in diesen Zeiten nicht leicht werden würde. Trotz allen Ärgers mit ihm, er war ein guter Arbeiter gewesen. Eine Seltenheit bei den jungen Männern von heute.
Sie ging auf die lange Scheune zu, als die Sonne langsam hinter dem Horizont hervorkam. Dichter Tau hatte sich auf die Joycevine-Blätter gelegt und funkelte glitzernd. Der Grill sandte noch immer kleine Qualmwölkchen vom Bratfett des vergangenen Abends in die Luft, wo sie sich mit dünnen Nebelfetzen vermischten.
Jane oder einer der anderen würden sie nach Knightsville fahren müssen, um den Pick-up zurückzuholen. Vorausgesetzt natürlich, Blake hatte ihn am Bahnhof stehen lassen.
Erst als sie vor dem Eingang der Scheune ankam, wurde Amanda bewusst, was sie seit dem
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