Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Fakhud dabei, die Stufen aus dem Keller hinauf zu humpeln. Beide zitterten.
»Haben Sie die Menschen mit Krebs infiziert?«
Fakhud atmete mühsam durch, als er die oberste Stufe erreicht hatte. »Hat die Polizei das behauptet?«
»Ja.«
»Dann war es gelogen. Ich bin zwar gegen vieles auf diesem Planeten, aber ich bin gewiss kein Monster. Eine so heimtückische Waffe würde ich niemals benutzen. Und wissen Sie auch warum?«
»Verraten Sie’s mir.«
»Weil auch wir Kinder haben. Wenn die Kämpfer Allahs eine so niederträchtige Terrorkampagne starten würden, würden andere die gleichen Waffen gegen uns richten.«
»Das haben sie bereits. Sie kämpfen alle gegeneinander. Sie sind alle irre.«
»Ja. Aber nicht so irre. Noch nicht. Bis jetzt beschränken wir uns auf Sabotage und die Ermordung wichtiger Schlüsselfiguren. Allah gebe, dass es nicht darüber hinaus eskaliert. Wenn das passiert, leiden alle. Die ganze Welt wird in Schmerz ertrinken.«
»Warum? Warum machen Sie das überhaupt?«
»Um uns zu verteidigen. Um unsere Art zu Leben zu verteidigen. Genau wie Sie sich gegen alles wehren würden, was Ihre Farm bedroht. Wir haben ein Recht, das zu tun und dem Imperialismus zu widerstehen, den GovCentral uns aufzwingen will.«
»Gehen Sie einfach nur«, sagte Amanda. Tränen der Frustration stiegen in ihr auf. »Gehen Sie, und kommen Sie nicht wieder zurück.«
Der Pick-up wurde mit Apfelkisten beladen, die planmäßig zum Bahnhof in Knightsville gebracht werden sollten. Zur gleichen Zeit gingen mehrere der Pflücker in das Haus und kamen wieder hervor. Alle trugen breitrandige Strohhüte, die ihre Gesichter verdeckten. Fakhud, verkleidet in Lennys Sachen, kam mit ihnen und ging zum Wagen hinüber. Dort stieg er auf die Pritsche und legte sich in eine sarggroße Lücke zwischen den Kisten, dann wurden weitere Kisten über ihm aufgestapelt.
Blake fuhr davon, als die Sonne noch weniger als eine Stunde über dem Horizont stand. Amanda bemühte sich, ihre Besorgnis nicht zu zeigen und die restlichen Aktivitäten auf der Farm normal weiterzuführen. Die Pflücker blieben draußen im Obsthain und arbeiteten bis zum Einbruch der Dämmerung. Das Abendessen wurde auf dem großen Solarzellengrill in der Scheune zubereitet. Alle gingen zum Duschen, dann saßen sie im Farmhof herum, bis das Essen fertig war.
Amanda stand am Gatter, wo sie ihren Hähnchenschenkel aß. Von dort aus konnte sie die Scheinwerfer des Pick-up sehen, wenn er über den Zufahrtsweg zurückkam. Wenn Blake sich an seinen Zeitplan gehalten hätte, wäre er bereits vor vierzig Minuten wieder da gewesen.
Guy kletterte auf die niedrige Umfassungsmauer und setzte sich auf die Krone. Seine Füße baumelten auf der anderen Seite. »Das war kein guter Tag«, sagte er mit ernster Stimme.
Sie lehnte sich gegen die Mauer und legte den Arm um seine Schultern. »Finde ich auch«, sagte sie.
»War die dicke Frau wirklich eine Polizistin?«
»Ja, ich fürchte ja.«
»Sie schien niemanden zu mögen. Sind alle Polizisten wie sie?«
»Nein. Man muss kein Polizist sein, um andere Menschen nicht zu mögen. Jeder auf Nyvan scheint jeden anderen zu hassen.«
»Jeder?«
»Jedenfalls viel zu viele von uns.«
»Aber warum?«
»Es gibt viele Gründe. Aber hauptsächlich liegt es daran, dass GovCentral Menschen verschiedener Kulturen zwingt, nebeneinander zu leben. Sie machen das, weil sie glauben, es sei fair und dass alle Menschen gleich behandelt werden müssen. Das sollten sie auch, darüber will ich mich ja gar nicht beschweren. Das Problem ist nur, die Einwanderer sind nicht an andere Kulturen gewöhnt.«
»Aber auf der Erde kommen doch alle miteinander aus!«
»Aber nur, weil sie in verschiedenen Arkologien leben. Sie mögen vielleicht auf der gleichen Welt sein, aber sie sind voneinander getrennt. Die Leute, die nach Nyvan kommen, ganz besonders heute, sind die Armen und Mittellosen. Sie haben keine Ausbildung, deswegen haben sie auch nicht viele Möglichkeiten. Sie sind sehr stur und nicht besonders tolerant.«
»Was meinst du mit ›ganz besonders heute‹? Waren es nicht schon immer die Armen, die hierher gekommen sind? Ich erinnere mich, wie Vater erzählt hat, dass Großvater kein Geld besaß, als er hier angekommen ist.«
»Das stimmt. Aber Großvater wollte hierher kommen. Er war ein Pionier, jemand, der eine neue Welt für sich und seine Nachkommen bauen wollte. Die meisten Leute in seiner Zeit dachten genauso. Das ist es, was sich
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