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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Zitrusgewächsen abging. Das Echo von Laurus’ Lachen war unter den Bäumen hindurch geklungen und hatte Eichhörnchen und Kaninchen aufgeschreckt.
    Würde Laurus im wirklichen Leben in diesen Wald gehen, er wusste, er hätte nicht die Kraft, ihn wieder zu verlassen. Das Erinnerungssegment war der vollkommenste Teil seines gesamten Lebens. Der Inbegriff kindlichen Staunens und kindlicher Entdeckungen, komponiert zu einem einzigen Tag. Er lebte ihn wieder und immer wieder durch, tauchte mit alarmierender Häufigkeit in seine Erinnerungen ein. Wie zur Belohnung blieben sie so frisch, als sei er erst Minuten zuvor aus dem Wald getreten.
     
    Der Longthorpe-Distrikt erstreckt sich an der Ostseite Kariwaks und über die wellenförmigen Konturen der Hügel, die sich hinter der Stadt erheben. Dort stehen verarmte Fabriken, aufgegebene schwere Baumaschinen und verwahrloste Wohncontainer, ärmliche Behausungen, die vor mehr als einem Jahrhundert aufgestellt worden sind. Es ist ein Slumgebiet, wo selbst Lauras’ Einfluss endet.
    Wer Erfolg gehabt hat in seinem neuen Leben auf dieser Welt, der hat sich den Weg nach draußen gebahnt, um näher am Ozean zu leben oder draußen im Inselmeer. Zurückgeblieben sind diejenigen ohne Mut, diejenigen, welche die meiste Hilfe benötigen und doch die wenigste erhalten.
    Doch selbst hier hat sich die kraftvolle Vegetation ausgebreitet, die von den menschlichen Kolonisten mitgebracht wurde, und alles andere zurückgedrängt. Hartnäckige Schlingpflanzen bedecken den Boden zwischen den zwanzigstöckigen Wohncontainern, dichtes Gras die Parks, wo barfüßige Kinder ihre Fußbälle treten. Erst nachdem das Mädchen eine heruntergekommene alte Zufahrtsstraße überquert hat und in einen verlassenen Industriedistrikt vorgedrungen ist, weicht das Grün nacktem gelbem Erdreich, durchsetzt von vereinzelten Sträuchern. Ausgebleichte Schilder, Totenköpfe mit gekreuzten Knochen, hängen am rostigen Zaun und warnen Passanten vor den Gefahren, die dahinter lauern, doch das Mädchen geht unbeirrt weiter. Es bahnt sich seinen Weg zwischen von Bulldozern zusammengeschobenen Hügeln aus verglastem Abfall hindurch und über einen aus unbehauenen Steinen gepflasterten Pfad, der zwischen großen roten und blauen Verfärbungen im Boden hindurchführt, Chemikalien aus undicht gewordenen vergrabenen Fässern.
    Das Ziel des Mädchens ist ein altes Bürohaus, dessen anschließende Fabrik vor mehr als zwei Jahrzehnten abgerissen wurde. Die Fassade ist nur noch ein Wrack. Ziegelsteine bröckeln, Unkraut und Sträucher wachsen in Regenrinnen und auf Fenstersimsen.
    Das Mädchen schlüpft durch eine Lücke im Wellblech, das über ein Fenster genagelt ist, und verschwindet aus Rykers Sicht.
     
    Zwei Stunden später steht Laurus vor dem gleichen Stück Wellblech, während seine Enforcer in Stellung gehen. Seine Anwesenheit erzeugt unübersehbar Nervosität bei den Männern, die im Gegenzug eine abnorme Aufmerksamkeit auf jedes Detail richten. Dass Laurus persönlich eine Operation leitet, ist fast unvorstellbar.
    Erigeron hat sein affinitätsgebundenes Frettchen in das Bürohaus geschickt, um das Innere auszukundschaften. Die pechschwarze Kreatur erinnert Laurus an eine Schlange mit Beinen, doch sie besitzt eine erstaunliche Behändigkeit und windet sich selbst durch die schmalsten Ritzen, als wären ihre Knochen flexibel.
    Nach Erigerons Worten sind die einzigen Menschen im Innern das Mädchen und ein Junge, der verletzt zu sein scheint. Er sagt auch, dass eine Art Maschine im Raum steht, die ihre Energie aus einer photosynthetischen Membran unter dem Oberlicht bezieht. Laurus bedauert, dass jede Affinitätsbindung einzigartig und für Dritte undurchdringlich ist. Er würde es zu gerne mit eigenen Augen sehen; alles, was Ryker ihm anbieten kann, sind verschwommene Umrisse unter den algenüberwucherten Scheiben der Oberlichter.
    Die Schlussfolgerung, zu der Laurus widerwillig kommt, lautet, dass der Erfinder dieser Candyknospen woanders zu suchen ist. Laurus könnte warten. Er könnte eine Überwachungsoperation einleiten, um herauszufinden, ob sich der Erfinder doch noch zeigt. Doch er ist zu nahe, um eine vorsichtige Annäherung zu beginnen, und jede Verzögerung könnte bedeuten, dass jemand anderes von den Candyknospen erfährt. Würde dieses Wissen andere erreichen, hätte Laurus seine Macht verloren. Jetzt geht es nur noch um sein Überleben.
    Also schön. Das Mädchen wird ihm verraten, wo er den Erfinder

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