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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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treffen kann. Laurus verfügt über genügend Methoden, um die absolute Wahrheit in Erfahrung zu bringen.
    »Los!«, befiehlt er Erigeron.
    Die Enforcer dringen mit professioneller Effizienz in das Bürogebäude vor. Ihre schlanken Hunde rennen vor ihnen her und wittern mit allen Sinnen nach vielleicht vorhandenen Fallen. Laurus spürt eine Aufregung, wie er sie seit Jahrzehnten nicht mehr gekannt hat, während er den gepanzerten Gestalten hinterher sieht, die im düsteren Innern verschwinden.
    Zwei Minuten später kommt Erigeron wieder zum Vorschein. Er schiebt sein Helmvisier in den Nacken, und sein raues, kantiges Gesicht kommt zum Vorschein. »Alles gesichert, Mr. Laurus. Wir haben sie in der Falle, Sir.«
    Laurus setzt sich in Bewegung, und Begierde federt in seinen Schritten.
     
    Das Licht im Raum kommt aus einem einzelnen schmutzverkrusteten Oberlicht hoch an der Decke. Ein Stapel Kissen und dreckverschmierter Decken bilden ein Schlaflager in einer Ecke. Es gibt einen Ofen aus lose aufgeschichteten Steinen, in dem kleine zerbrochene Äste knistern und ein düster rotes Licht werfen. Das wüste Elend der Behausung ist mehr oder weniger das, was Laurus erwartet hat – mit Ausnahme der Bücher. Es gibt Hunderte von ihnen, Berge vergammelnder Taschenbücher, aufgetürmt zu wackligen hohen Stapeln. Die untersten sind bereits völlig verrottet, unrettbar verklebt zu Pappmache-Briketts Laurus besitzt eine Büchersammlung in seiner Villa, ledergebundene Klassiker, die er aus Kulu importiert hat. Er kennt niemanden auf ganz Tropicana, der sonst noch Bücher besessen hätte. Jeder andere benutzt Lesechips.
    Das Mädchen kauert neben einer alten Bettpfanne aus einem Hospital, die Arme beschützend um einen kleinen Jungen mit fettigem rotem Haar gelegt, der nicht älter als sieben oder acht Jahre sein kann. Ein vergilbter Verband ist um seinen Kopf gewickelt und bedeckt die Augen. Käsige Tränen lecken unter dem Leinen hervor und trocknen krustig auf den Wangen. Seine Beine sind bis auf die Knochen abgemagert, nur wenig mehr als eine Schicht bleicher Haut, die sich über den Knochen spannt. Die wächserne Oberfläche ist durchsetzt von knotigen blauen Adern.
    Laurus blickt seine Enforcer an. Ihre Plasmakarabiner sind auf die beiden verängstigten Kinder gerichtet, und die Hunde warten zitternd auf ihren Einsatz. Die Augen des Mädchens sind feucht von kaum zurückgehaltenen Tränen. Scham überkommt Laurus. »Das reicht«, sagt er. »Erigeron, Sie bleiben hier. Die anderen alle, lassen Sie uns allein.«
    Laurus hockt sich neben den Kindern hin, während seine Leute nach draußen gehen. Seine steifen Gelenke knacken protestierend wegen der ungewohnten Anstrengung.
    »Wie heißt du?«, fragt er das Mädchen. Jetzt, da er sich auf Augenhöhe zu ihm befindet, kann er sehen, wie hübsch sie ist. Zerzaustes schulterlanges blondes Haar, das aussieht, als müsse es dringend gewaschen werden, und eine milchig-weiße Haut, durchsetzt von winzigen Sommersprossen. Er ist neugierig; um diesen Teint unter der brennenden Sonne Tropicanas zu bewahren, braucht man dermale Behandlungen, und die sind nicht billig.
    Sie zuckt zusammen wegen seiner Nähe, aber sie bleibt weiter schützend bei dem Knaben. »Torreya«, sagt sie.
    »Es tut mir Leid, wenn wir euch Angst gemacht haben, Torreya. Das wollten wir nicht. Sind deine Eltern in der Nähe?«
    Sie schüttelt langsam den Kopf. »Nein. Außer Jante und mir gibt es niemanden mehr.«
    Laurus deutet mit dem Kopf auf den Knaben. »Dein Bruder?«
    »Ja.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Sein Daddy hat gesagt, er wäre krank. So krank, dass Daddy ihn nicht heilen kann, aber er will lernen, wie man es macht. Wenn er Jante und sich selbst geheilt hat, können wir alle von hier weggehen.«
    Laurus sieht sich den Jungen genauer an. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was seine Beine verkrüppelt hat. Der Longthorpe-Bezirk ist übersät mit toxischen Stoffen, eine durchgängige Schicht von absolut dichten Chemikalienfässern, die unter dem dünnen Mutterboden ruhen, als Fundamente für die großen Industriegebäude, mit deren Hilfe die Wirtschaft des Stadtteils wieder angekurbelt werden sollte. Laurus erinnert sich noch an das vom Rat unterstützte Entwicklungsprojekt vor inzwischen fast achtzig Jahren. Doch die absolute Dichtigkeit hat kaum fünfzig Jahre gehalten. Die Fabriken sind niemals gebaut worden. Und Longthorpe ist zu arm geblieben, um Einfluss im Rat zu besitzen und darauf zu bestehen, dass

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