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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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ließ seinen beachtlichen Bass erschallen. »Ich höre da jede Menge Freiwillige, die sich danach drängeln, statt des Jungen die Gasse zu laufen. Trete nur vor, wen es danach verlangt!« Scharfäugig ließ der Legat seinen Blick über die Menge wandern. Der Lärm verebbte, und nur vereinzelt hörte man noch ein Murren. »Oder bewirbt sich da noch jemand darum, mit mir strafexerzieren zu dürfen?« Der Kommandant wartete einen Moment, dann fügte er hinzu: »Die anderen dürfen wegtreten und haben heute Freizeit. Und für das entgangene Vergnügen spendiert der Ritter Julius Cäsar Arminius jeder Hundertschaft ein Fass Wein!«
    Augenblicklich schlug die Stimmung um, und Jubel brach aus. Tausendkehlig erklang der Ruf: »Salve, Arminius! Salve, Arminius!«
    Der so Gefeierte erblasste. Aber Caecus fasste ihn unter und flüsterte ihm ins Ohr: »Wir verrechnen das später. Erstmal ist es gut für dein Ansehen bei der Truppe.« Dann wies er auf den Jungen. »So ist es, mein Freund: Leben hat seinen Preis, und Sterben hat seinen Preis.«
    »Famoser Kerl«, raunte Arminius Velleius zu, als sie aus dem Lager ritten. Der halb nackte Junge lief, an den Sattel des neuen Kommandeurs, des Militärtribunen Julius Cäsar Arminius gebunden, hinterher.
    »Ja, das ist er, der alte Caecus! Leider stirbt dieser Typ Kommandant unter unseren Offizieren langsam aus, stattdessen gibt es immer mehr Bübchen, die einmal Senatoren werden und den Militärdienst so angenehm wie möglich hinter sich bringen wollen.«
    Wenig später trafen sie im Lager der Hilfstruppen ein. Der Kommandant Gerwulf, ein Sachse, begrüßte den neuen Befehlshaber. Er ließ den jungen Deserteur ins Lagergefängnis schaffen und befahl den Truppen, Aufstellung zu nehmen. Ein wildes Hin-und Hergerenne setzte ein. Arminius amüsierte sich – sie waren eben immer noch Germanen, längst noch keine Römer, immer noch mit der Freiheit und nicht mit der Disziplin verschwägert. Es dauerte eine Weile, bevor sich die verschiedenen Abteilungen gefunden hatten und angetreten waren.
    Arminius hatte sich währenddessen mit Gerwulf und Velleius auf die Rednertribüne begeben. Er musterte die Männer neugierig. Schließlich würden sie ihm näher als jeder andere Mensch beim Leben und beim Sterben sein.
    »Die Abteilungen sind nach Stämmen geordnet«, erklärte Gerwulf. »Dort sind die Einheiten der Cherusker, da die der Chauken, dort die kleine Truppe der Marser, kühne Burschen, verrückte Burschen, zu allem zu gebrauchen, nur nicht zur Disziplin, da die Semnonen, die Sachsen, die Langobarden, die Bataver, die Chatten, die Ubier, die Sugambrer, die Angrivarier und da noch ein paar Rugier. Die da mit den roten Haaren, die Feuerköpfe …«
    »Rugier? Semnonen? Diese Stämme leben doch gar nicht im Herrschaftsgebiet des Reiches«, unterbrach ihn Arminius.
    »Die Männer hatten gegen Marbod gekämpft und haben sich dann mit ihren Familien zu uns geflüchtet.«
    »Warum?«
    »Nach eurem Friedensschluss hat der Markomanne damit begonnen, die Stämme bis zum Ostmeer einen nach dem anderen zu unterwerfen. Fürsten, die ihm nicht zu Willen sein wollten, mussten abtreten oder sterben«, sagte Gerwulf grimmig und fuhr fort: »Andere sind nur da, weil sie Berufskrieger sind und kein germanischer Gefolgsherr mehr ihrer Dienste bedarf, seit die römische Gerichtsbarkeit und der Reichsfriede auch in ihren Gebieten durchgesetzt werden.«
    »Sie haben keine Gelegenheit mehr, sich untereinander zu bekriegen oder zu Raubzügen aufzubrechen«, fügte Velleius hinzu. »Die Pax Romana, der römische Friede, hat uns diese arbeitslosen Krieger zugetrieben.«
    »Nicht zu vergessen diejenigen, die etwas ausgefressen haben und die nur der Schutz vor der gerechten Strafe unter unsere Feldzeichen getrieben hat«, sagte Gerwulf.
    »Ein bunt zusammengewürfelter Haufen also«, stellte Arminius fest. »Und wenn ich sehe, wie lange die Truppe braucht, um anzutreten, auch ein Haufen, der des Exerzierens bedarf.« Er bemerkte nicht, dass Gerwulf bei diesem Satz das Gesicht verzog, denn er ließ seinen Blick über die Reihen der Soldaten gleiten.
    Da standen sie, diese Männer, die nur eines einte: dass sie aus verschiedenen Gründen und vermutlich auch mit unterschiedlicher Begeisterung Rom dienten. Die einen freiwillig, die anderen gezwungenermaßen. Bärtig waren sie fast alle, groß, stark, langhaarig, schicksalsgläubig. Sie wussten, wie wenig sie zu entscheiden hatten, die Nornen spannen ihr Schicksal –

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