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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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eingefangen werde?«, rief der junge Semnone.
    »Nachdem du mir zugehört hast, ja! Sag mir, warum seid ihr von zu Hause fort?«
    »Weil mein Vater sich Marbod widersetzt hat.«
    »Und warum hat er sich dem Markomannen widersetzt?«
    »Marbod wollte uns unterwerfen!«
    »Und er hat euch unterworfen. Aber verrate mir, was machst du, wenn du nach Hause kommst? Willst du ein Krieger Marbods werden oder sein Sklave?«
    »Ich werde gegen ihn kämpfen!«, erklärte der Jüngling mit blitzenden Augen.
    »Ich bin Marbod. Komm, kämpfe mit mir.«
    Der Junge glaubte, nicht recht verstanden zu haben, und zögerte, doch Arminius ließ nicht locker. »Komm, ich warte. Mit ganzer Kraft. Ich befehle es dir.«
    Der junge Semnone schlug zu, doch Arminius war schneller und duckte sich, sodass der unerfahrene Gegner über seinen Rücken rutschte. Als er am Boden lag, setzte ihm Arminius den Fuß auf die Kehle. »Nur eine Bewegung, und es ist aus!«
    Der Junge starrte ihn erschrocken an. Er verstand nichts mehr.
    »Meinst du, dass Marbod schwächer ist, als ich es bin? Dann muss ich dich enttäuschen. Ich habe ihm im Kampf gegenübergestanden. Er ist ein ebenso guter Mann wie ich.«
    Arminius nahm den Fuß von der Kehle des Jünglings und reichte ihm die Hand. Der Semnone zögerte, sie zu ergreifen, doch mit einem Lächeln half ihm Arminius auf die Beine.
    »Wenn du Marbod schlagen willst, dann musst du dort entlang gehen«, sagte er und wies auf die Straße, die zum Rhenus führte. »Dann hast du noch viel zu lernen. Schwöre mir Treue, und ich bringe dir bei, was du wissen musst.«
    »Bei meinen Ahnen, Gefolgsherr, ich werde dir in allem folgen und dir meine Treue erweisen«, sagte der junge Semnone mit vor Aufregung bebender Stimme.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Heban.«
    Arminius musste lachen. »Was? Sie haben dich Himmel genannt?«
    »Es kann aber auch Hammer heißen.«
    »Das werden wir noch sehen!«

    Zur gleichen Zeit tafelte Varus beim Steuerpächter, der sich seinen Zorn über die verlorene Sesterze von der Seele redete. Schließlich schaute Marcus den Statthalter durchdringend an und fragte: »Was kann man nur gegen diesen überheblichen Germanenabkömmling machen?«
    »Nichts, er steht in der Gunst des Augustus«, winkte Varus ab, den das Thema langweilte.
    »Mag er sich Ritter nennen dürfen, ein Römer ist er jedenfalls nicht. Diese Sesterze wird ihn teuer zu stehen kommen!«
    »Deine Sache, Marcus.«

25
    Das Frühjahr stand in voller Blüte. Wer erinnerte sich noch an die ersten Frühlingsboten, wer noch an Schneeglöckchen und an Krokusse, wo inzwischen die Maiglöckchen standen und Narzissen, die mit ihrem vornehmen Gelb den Eindruck erweckten, als seien sie aus den Strahlen der Sonne erwachsen?
    Arminius hatte sich endlich auf den Weg gemacht, um seine Sippe wiederzusehen. Nur Heban begleitete ihn, der eine schnelle Auffassungsgabe besaß und ihm immer mehr zu einem Vertrauten und Helfer wurde. Er hatte sich nicht in den Jüngling geirrt, weil er sich in ihm wiedererkannte. Sie hatten in Aliso Station gemacht, den Nachmittag bei den germanischen Truppen und die Nacht wie versprochen bei Caecus zugebracht. Beides hatte Arminius als sehr angenehm empfunden.
    Hebans Vater hatte Arminius schon deshalb ins Herz geschlossen, weil er seinen Sohn förderte. Und da der Semnone allseits eine hohe Achtung genoss, färbte seine Zuneigung zum neuen Befehlshaber auch auf die anderen Männer ab. Die Semnonen, Langobarden und Rugier schätzten Arminius darüber hinaus umso mehr, seit sie wussten, dass er Marbod Paroli geboten hatte, und für die Cherusker war er ohnehin der Sohn eines angesehenen Fürsten ihres Stammes.
    Das Besäufnis bei Caecus schließlich war vom Feinsten gewesen. Arminius hatte diesen alten Soldaten lieb gewonnen, seine Gerechtigkeit, seinen Witz, die unsentimentale Zuneigung, die er für seine Untergebenen empfand. Sein unverstelltes, zur Hinterhältigkeit unfähiges Wesen erinnerten Arminius an Velleius und an Germanicus, an das Beste, was die Römer zu bieten hatten. Als er sich am anderen Morgen auf seinen Schimmel schwang, schied er mit einem mächtigen Kater und als guter Freund von Caecus und dessen Offizieren.
    Der frische Wind des Frühlings nahm ihn auf wie ein Arzt und heilte ihm den schweren Kopf. So jagte er mit Heban die Straße entlang, die ihn durch Wälder und über Felder führte. Auf der Straße kam ihnen eine siebenköpfige Familie entgegen, die von einem Dutzend Legionäre bewacht

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