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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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konnte. Gab es denn etwas Schöneres, als an einem Sommertag durch die Aue zu laufen, die Wiese unter sich und oben wie eine verlässliche und schützende Kuppel der Himmel, der cheruskische Himmel über der cheruskischen Erde? Sie besaßen kein Wort für Freiheit, aber es war das, was ihnen Himmel und Erde, Mutter und Vater, was ihnen Leben und Atem bedeutete. Was einem seit alters gehört und was man immer besitzen wird, was so selbstverständlich ist, dass man es nicht wahrnimmt, weil man das Gegenteil nicht kennt, braucht man nicht zu benennen.
    Ein stattlicher Hirsch, der auf der Wiese stand und graste, schien die dahinfliegenden Kinder aus der Ferne zu beobachten. Grashüpfer brachten sich mit weiten Sprüngen vor ihren Füßen in Sicherheit, und ein paar träge Hummeln wichen ihnen brummend aus.
    Ergimer trieb die Eitelkeit, die er für Ehre hielt. Er konnte sich unmöglich von einem Mädchen besiegen lassen! Doch da sprang sie schon über das Gewässer. Ihm schien es, als ob die unsichtbaren Alben, jene lichten Naturgeister, sie ans andere Ufer getragen hatten, so zauberhaft leicht wirkte ihr Flug über den Bach hinweg. Der Junge jedoch verpasste den Absprung, glitt am gegenüberliegenden Ufer aus und rutschte platschend ins Wasser. Jetzt wusste er, dass ihr die Alben geholfen hatten, während sie ihn im Sprunge wohl festhielten.
    Elda blieb stehen und wandte sich um. Nicht nur, dass Ergimer bis zur Schulter im Wasser saß, jetzt lachte sie ihn auch noch aus vollem Halse aus. Ihr kleiner Körper bebte vor Heiterkeit. Aber mit einem Mal wehte ein Schatten über ihr Gesicht, vertrieb die Sorge den Spott. Im Bruchteil einer Sekunde wurde aus Sorge Angst und aus Angst Panik. »Flieh, flieh, Ergimer, die Römer!«
    Der Knabe sprang augenblicklich auf, erinnerte sich aber im gleichen Moment daran, wie gut sich die Freundin verstellen konnte, wenn sie sich vornahm, einen ins Bockshorn zu jagen.
    »Noch bist du nicht an der Eiche, und ich kein Römer«, rief er und rannte los. Doch da sah er, wie der Hirsch in den Wald floh, und hörte kurz darauf hinter sich das Schnauben von Pferden. Er blickte sich im Laufen um und entdeckte sechs römische Reiter, die im Galopp auf ihn zuhielten. Mehr noch als Angst durchfuhr ihn der Gedanke, dass er die Römer von dem Mädchen weglocken musste.
    »Lauf, Elda, lauf!«, rief er ihr zu, dann blickte er zu den Feinden, die gleich den Bach erreichen würden. Gefährlich blitzte es in den Augen des Knaben. Trotziger Stolz ging mit ihm durch. Er ließ die Hose herunter und zeigte ihnen höhnend sein entblößtes Gesäß, dann zog er rasch die Hose wieder hoch und rannte am Ufer entlang.
    Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass die Römer seine Verfolgung aufgenommen hatten. Doch der Blick nach links beruhigte ihn. Elda verschwand gerade im Unterholz des Waldes am Fuße des Berges. Inzwischen erreichten die sechs Reiter seine Höhe. Sie zügelten ihre Pferde und schickten sich an, den Bach zu durchqueren, der an dieser Stelle etwas breiter war. Der Knabe hob blitzschnell einen handgroßen Stein auf und schleuderte ihn mit ganzer Kraft gegen den Kopf des Anführers. Das Geschoss prallte zwar am Helm ab, dennoch schrie der Legionär auf und kämpfte kurz mit dem Pferd, das sich aufbäumte. Dann brüllte er etwas, das Ergimer nicht verstand, und setzte die Verfolgung fort.
    Der Junge rannte nun in die entgegengesetzte Richtung. Wild pochte ihm das Herz im Leib. In seinem Mund breitete sich ein Geschmack wie von Eisen aus, und der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn über das Gesicht, trat aus allen Poren und umgab ihn wie eine kühlende, zweite Haut. Rasch näherte er sich der engsten Stelle des Gewässers. Die Reiter hatten das Wasserhindernis überwunden und verfolgten ihn nun auf seiner Seite. Ergimer nahm Anlauf, sprang kräftig ab. Diesmal gelang es, diesmal landete er auf dem gegenüberliegenden Ufer. Und das an einer Stelle, die sogar etwas breiter war, als die vorige. Wenn das nur Elda hätte sehen können, dachte er.
    Dann rannte er weiter auf den Wald zu. Nur noch zweihundert Fuß, und schützend umgäbe ihn der Forst, nur diese Strecke noch überwinden, und er würde sich im dichten Unterholz verstecken, Wege wählen können, auf denen ihm die Reiter mit ihren Pferden nicht zu folgen vermochten. Es war nicht mehr weit davon entfernt, keine einhundert Fuß mehr.
    Er, der Nachfahre des Stammesahns und Sohn des Fürsten Segimer, würde sich doch von den hundsgroßen Römern

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