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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Manneskraft!
Kommt und trinkt, vergesst die Sorgen,
könnt bei mir Lebenszeit erborgen.«
    Der Dicke brachte sich auf diese Art und Weise immer mehr in Fahrt und fing nun sogar an vor lauter Übermut auf dem Fass zu tanzen, rutschte aber bald ab und fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Dort zappelte er mit seinen kurzen Beinen und prallen Armen in der Luft wie ein Käfer auf dem Rücken. Überhaupt schien der ganze Körper nur aus zwei Kugeln und acht Keulen zu bestehen. Diejenigen Legionäre, die diese teils unbeabsichtigte Vorstellung beobachtet hatten, brachen in ein mächtiges Gebrüll aus, das ein Lachen vorstellen sollte und sich durch die Reihen der Legionäre fortsetzte. So liebten sie die Späße, derb und grob.
    Ein breitschultriger Legionär rief, auf König Bacchus weisend: »In dem Fettwanst gluckert mehr Wein als in dem Fass da oben.«
    »Wie«, grölte sein hagerer Nebenmann, »ist das da unten etwa nicht das Fass? So kann man sich irren! He, du altes Weinfass, steh auf, bereite alles vor, wir kommen zu dir, um dich anzustechen.«
    Ein hakennasiger Feldzeichenträger fügte mit hämischem Grinsen hinzu: »Und wehe, es fließt dann aus deinem Wanst kein Wein, sondern nur dein Scheißblut!«
    Nun hatte die Heiterkeit auch den letzten Legionär erreicht, und die Enttäuschung über den misslungenen Feldzug wurde zu einer Flutwelle grimmigen Frohsinns, die den Ort überspülte und gegen die Bollwerke des Militärlagers brandete.
    Julius mochte die derben Späße der Männer, die wie große Tore in die verschlossenen Welt ihrer abenteuerlichen Existenz führten. Einstweilen waren diese ihm sehr zu seinem Bedauern noch mit sieben Schlössern versiegelt. Eines Tages aber, träumte der Knabe mit offenen Augen, wenn er endlich alt genug wäre, würde ihn sein Vater an die Hand nehmen, um ihn in das Reich der Krieger einzuführen, so wie er ihn auch am Tage seines sechzehnten Geburtstags in die Männertoga hüllen würde.
    Bei diesen Gedanken spähte Julius rasch noch einmal ins Wageninnere. Vielleicht war ja inzwischen ein Wunder geschehen, und er würde den Vater aufrecht sitzend, essend und trinkend und vor allem bei Kräften erblicken. Ach, wäre der ganze Spuk doch mit einem Mal verflogen wie ein schlechter Traum!
    Doch je länger er den verschwitzten Mann auf dem Lager betrachtete, der von Minute zu Minute hinfälliger erschien, desto tiefer bohrte sich die Enttäuschung in sein junges Herz. Das Wunder blieb aus. Die Götter haben Nero Claudius Drusus verflucht, dachte Julius traurig und wandte sich wieder der Straße zu. Auf einmal fühlte er sich betrogen, um die Früchte der Pflicht gebracht, die ein Vater gegenüber dem Sohn hatte, nämlich ihm den Weg zum Manne zu ebnen. Wie gern wäre er jetzt unter den vor Kraft strotzenden Legionären da draußen gewesen. Der Geruch gerösteter Maronen stieg ihm betörend in die Nase und raubte ihm fast die Sinne.
    Unweit der Siedlung ragte hinter sehr breiten und etwa halb so tiefen Wehrgraben das Bollwerk des Lagers, eine hohe doppelte Bohlenwand auf. Die Zwischenräume waren, wie Julius wusste, mit Erde und Steinen verfüllt. Auf der Krone der breiten Mauer führte ein Wehrgang rund um das Militärlager. Als sich der Zug näherte, öffnete sich knarrend das rechte Haupttor. Im Innern befand sich ein zweites, ebenso mächtiges Bollwerk mit einem zweiten Trutzportal, das nun ebenfalls geöffnet wurde. Julius spähte hindurch und sah eine sehr lange und breite Straße, die von großen, teils prächtigen Gebäuden gesäumt war. Verglichen mit den Bauten auf dem Caelius, dem Esquilin oder gar dem Palatin in Rom erschienen ihm diese Gebäude freilich wie Hundehütten. Aber für römische Häuser in der barbarischen Einöde, die wacker als Vorposten der Zivilisation dienten, wirkten sie dennoch als Paläste der Hoffnung im trostlosen Reigen der ewigen Wälder, Berge und Täler.
    Auf der Via Principalis, die es in allen römischen Militärlagern gab, zog die vom Schicksal oder nach anderer Auslegung die durch Schadenszauber geschlagene Armee ins Lager Aliso ein. Der Reisewagen hielt vor einem mächtigen mit einem Umgang versehenen Gebäude, auf dessen Empore der römische Adler prangte. Julius hörte, wie Galerius den Führern der Hundertschaften befahl, ihre Männer auf die Stuben der langen, schmalen Kasernengebäude zu verteilen. Je acht Legionäre wurden einer Stube zugewiesen. Sie bildeten die sogenannte Zimmergemeinschaft und nächtigten, einmal eingeteilt – wenn

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