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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Quäntchen ihrer Ehrbegriffe abhandeln zu lassen.
    »Alle Gefolgsherren unseres Stammes haben beschlossen, mit den Römern Frieden zu schließen. Alle waren einverstanden, die geforderten Geiseln zu stellen. Auch der Vater der beiden Knaben.«
    Es war, als zuckte die Menge unter den Worten des Fürsten zusammen. Elda spürte fast körperlich, wie sie diese Nachricht als schmachvolle Ohrfeige empfanden. Der, den sie Bock nannten, richtete sich auf und räusperte sich. Dann schüttelte er den Kopf, bevor er brummend auf Segestes zuging: »Den Vater, der das zugelassen hat, soll jeder, der will, erschlagen. Der taugt nichts! Aber er geht mich auch nichts an. Aber du, Gefolgsherr, du gehst mich sehr viel an. Warum bist du nicht gegen diesen Frevel eingeschritten?«
    »Weil es zu unserem Nutzen war!«
    Der, den sie Bock nannten, kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Das versteh ich nicht. Wenn man also einen Nutzen davon hat, darf man freveln?« Heftig schüttelte er den Kopf, dann schlug er sich hart mit den eigenen Fäusten abwechselnd an die Stirn, als ginge die Antwort nicht in seinen Schädel hinein, als müsse er sie sich regelrecht einbläuen. Als er schließlich zu reden begann, holte er die Worte tief aus seinen Lungen, er spie sie förmlich aus: »Liegt unser Nutzen etwa darin, die Ahnen zu beleidigen? Kannst du Nutzen darin erblicken, Nerthus zu verhöhnen? Finden wir vielleicht unseren Nutzen in Missernten und Missgeburten, mit denen uns die Göttin strafen wird? Verstehst du das unter Nutzen, Gefolgsherr?«
    Das Blut war ihm zu Kopf gestiegen. Er ließ seine Fäuste ruhen und schaute seinen Herrn an, fragend und traurig wie ein Kind. Er hoffte, eine Antwort zu erhalten, die er verstand.
    Als Elda in die Augen der Männer sah, entdeckte sie darin die wachsende Furcht vor der Beleidigung der Götter, Unverständnis bei vielen, bei einigen auch Wut. Segestes indes trat dem zornigen Riesen seelenruhig entgegen. »Segimer wurde überstimmt, seine Söhne herzugeben. Ihn trifft keine Schuld. Er musste sich an den Spruch des Things halten. Ich aber, ich habe es gewollt. Das war der Preis, den wir dafür zahlen mussten. Ich will, dass wir mit den Römern endlich in Frieden leben!«
    »Du willst das? Soso. Um den Preis unserer Ehre also?« Der Hüne schüttelte fast selbstvergessen den Kopf, er konnte sich nicht mit der Antwort abfinden. Dann drehte er sich mehrmals um die eigene Achse, als suche er Halt, wo sich seine Welt so plötzlich um ihn zu drehen begann. Schließlich blieb er vor Segestes stehen und spuckte grüngelben Schleim vor ihm aus. Dann sagte er ruhig: »Wenn du das willst, dann will ich dir nicht mehr Gefolgschaft leisten!« Seine Worte klangen endgültig. Er hob den Kopf und funkelte den Fürsten aus seinen blauen Augen an.
    »So! Du willst also nicht mehr mein Gefolgsmann sein?«, sagte Segestes, und seine Stimme verriet die verhaltene Wut. »Dann sei es auch fürderhin nicht mehr!« Blitzschnell griff er nach seinem Dolch, umklammerte ihn mit seiner großen Hand und trieb ihn bis zum Heft in das Herz des Mannes, den sie Bock nannten. Elda erschauderte vor der großen Verwunderung in den aufgerissenen Augen des riesigen Kerls. Er verstand ganz offensichtlich nicht, was mit ihm geschah. Wie sollte er auch? Es war der eigene Tod, der ihn so unerwartet traf.
    »Bist du nun zufrieden, nicht mehr mein Gefolgsmann zu sein? Ich habe dich von deinem Schwur entbunden, Freund«, brummte Segestes. Mit beiden Händen zog er den Dolch aus dem Leib des Sterbenden, der nun in die Knie brach. Es begann zu regnen, große kalte Tropfen, die auf den Häuptern aufplatzten, um dann in Strömen über Stirn, Nase, Lippen und Kinn zu fluten.
    Segestes würdigte den Toten keines Blickes mehr und brüllte, das bluttriefende Eisen drohend in der erhobenen Hand: »Will noch jemand nicht mehr mein Gefolgsmann sein? Der trete vor! Ich löse jeden, der es wünscht, von seinem Eid!« Entschlossen machte er noch einen Schritt auf die Menge zu, die vor Schreck erstarrt war. Kalt ließ er seine Augen über die betroffenen Gesichter der Männer streifen, während der Regen, Tropfen für Topfen, das Blut von der Klinge spülte.
    »Ich verspreche euch, so wahr ich Segestes bin: Jeden, der den Frieden mit den Römern bricht, werde ich töten! Auspeitschen denjenigen, der einen Römer auch nur scheel ansieht. Ich will, dass eure Söhne an den ersten beiden Tagen nach Vollmond, den ersten beiden Tagen nach Halbmond und den ersten beiden

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