Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
Vom Netzwerk:
fließend, in der Diktion und dem Tonfall der Sozialisten, die durch Kreisky geprägt sind.
    »Guten Tag, Herr Dittrich, Linder hier.«
    »Ah, Herr Linder. Worum geht’s?«
    »Ich habe einen Artikel zur Hand, der Sie interessieren dürfte.«
    »Um was handelt es sich?«
    »Nicht am Telefon, können wir uns treffen?«
    »Sicher, ich habe heute Nachmittag Zeit. Sie können einfach vorbeischauen. Wo ich wohne, wissen Sie ja.«
    »Ich kann Wien momentan nicht verlassen. Bestünde die Möglichkeit, dass wir uns in der Stadt treffen?«
    »Natürlich. Sie müssen mir unbedingt erzählen, warum Sie nicht aus Wien raus dürfen. Gegen zwei in meinem Büro am Opernring, wenn Ihnen das recht ist?«
    »Ja, das ist es. Wo finde ich Sie dort?«
    »Opernring 1, Stiege II.«
    »Dort, wo sich die Konsularabteilung der Indischen Botschaft befindet?«
    »Genau dort, mein Name steht auf der Messingtafel, werden Sie ohne Probleme finden.«
    »Bis dann.«
    »Noch eins, werden Sie den Gegenstand gleich mitbringen?«
    »Nein, das ist nicht möglich, sehr heikel.«
    »Verstehe, bis dann.«
    Wir legten auf. Gleich darauf wählte ich Reichis Nummer.
    »Servus.«
    »Wegen dem iPhone, willst du’s noch?«
    »Sicher.«
    »Hast du gegen 12 Zeit und Lust?«
    »Sicher.«
    »Kennst du das Tenmaia?«
    »Sicher, aber hast du auch genug Geld?«
    »Sicher, lad dich ein, bis nachher.«
    Endlich war ich dort angekommen, wo ich die ganze Zeit hinwollte. Ich wählte Freds Nummer.
    »Gruetzi.«
    »Dir auch, wie geht’s dem Alten?«
    »Guet. Hast dich entschuldiget, bei dr Dame?«
    »Darum geht’s. Kannst du bei ihr in der Kanzlei anrufen, einen Termin für etwa vier Uhr ausmachen?«
    »Die het viel zum tua, würd ka Zit ho.«
    »Weiß ich, aber dann wird die Sekretärin sagen, welchen Termin sie hat und wo.«
    »Und es sägg i denn dir?«
    »Genau.«
    »Schick dr n SMS. Bisch ganz n Uskochta.« Fred kicherte in den Hörer wie ein kleines Mädchen.
    »Apropos. Wie seid ihr eigentlich auf Laura gekommen?«
    »S’isch scho immr üsre Kanzlei gsi, sie war halt denn a Nette.«
    »Hat sie mir auch gesagt. Wie kommt es, dass eine Konzipientin mit zu Bender kommt?«
    »S’war a Kunschtsach damals, da hatt sie sich uskennt.«
    »Was hat Bender mit Kunst zu tun?«
    »Bisch nügierig hüt.«
    »Immer.«
    »Gruetziwohl.« Fred legte auf. Mein »Ciao« sagte ich nur mehr zu mir selbst. Ich packte zusammen und sperrte ab. Als ich an der Glastür des Sekretariats vorbeikam, ging die Tür auf und Frau Nettig stand vor mir. Sie wedelte mit einem Zettel.
    »Von der Frau Professor, soll ich Ihnen geben. Mit Entschuldigung, dass sie’s gestern vergessen hat.«
    In der nächsten Sekunde war die Tür auch schon zu und ich las mir den Wisch durch. Am Dienstag sollte ich einen Vortrag im Rahmen eines interdisziplinären Kongresses halten. Ich faltete das Blatt zusammen und steckte es in meine Jacke. Gott sei Dank bestand die Möglichkeit, dass ich bis dahin unter die Räder gekommen war.
    Ich trank das dritte M-140, die Farben explodierten, kleine Lichtpunkte schossen durch mein Blickfeld und ich machte mich auf zur Nationalbibliothek.
     

III
    Ich ging die Treppen hinunter, aus dem Haupttor hinaus, und überquerte den Ring. Als ich am Café Landtmann vorbeikam, sah ich Hans Rauscher die Presse lesend frühstücken. Dann ging ich durch den Volksgarten, am Theseustempel vorbei. Der nasse Sand der Wege klebte an meinen Schuhen, der Wind blies und die kalten Tropfen stachen wie kleine Nadeln im Gesicht. Die leeren Beete und kahlen Bäume wirkten traurig in der grau-nassen Stadt. Schließlich überquerte ich den Heldenplatz und ging in die Nationalbibliothek.
    Eine kleine Treppe, flankiert von zwei steinernen Löwen, führt in einen kleinen, vestibülähnlichen Vorraum. In den vier Ecken des Raumes stehen die Statuen von Göttern: Aphrodite, aus der Muschel steigend, Phöbos Apollon, die Jungfrau mit dem Kind und Athene mit der Eule. Sobald meine Füße den glatten Marmorfußboden des Innenraumes berührten, fand ich Ruhe. Ich legte in der Garderobe ab, ging an den Eingängen zum Ephesusmuseum und zur Antikensammlung vorbei und durch das Drehkreuz in die Bibliothek.
    Drinnen setzte ich mich zu den Computern. Eine Bibliothek ist wie eine Orgel, wer sie zu benutzen versteht, dem gibt sie alles. Nachdem ich ausgiebig recherchiert hatte, füllte ich die Entlehnscheine aus und ging zur Ausgabe.
    Erich begrüßte mich mit einem Kopfnicken. Er war recht klein, sodass er Mühe hatte,

Weitere Kostenlose Bücher