Arsen und Apfelwein
hatten, kenne ich. Ihnen ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Ich habe mich auch bei den Kollegen umgehört, die die Botschaft regelmäßig abfahren. Kurz vor Weihnachten gab’s einige Aufregung und das interne Wachpersonal war ungewöhnlich aktiv.«
»Was war los?«
Er hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
Jenny stöhnte. »Super. Was hilft mir das jetzt?«
»Du weißt jetzt, dass etwas Ungewöhnliches stattgefunden hat. Jetzt müssen wir nur noch rausfinden, was es war.«
Jenny registrierte überrascht das Wort »wir«.
»Und wie?«, fragte sie.
Logo und Sascha fuhren am Palmengarten vorbei und bogen in die angegebene Straße ein. Schnell fanden sie die richtige Hausnummer, parkten und stiegen aus.
Das Gebäude schien älter und passte gut in die Reihe der Villen. Neben der Tür hing ein verschnörkeltes Schild mit einer Art Wappen und der Aufschrift Divinitus .
Logo schaute an dem dreistöckigen Gebäude empor. »Digitus, was soll’n das sein?«
Sascha korrigierte ihn. »Divinitus, bedeutet irgendwas mit göttlich, glaube ich.« Logo warf ihm einen Blick zu, dann ging er zur Tür und klingelte. Im Haus ertönte ein leiser Gong, doch nichts geschah.
Er trat zurück und sah wieder nach oben. »Scheint niemand da zu sein. Soll das eine Firma sein? Seltsam, dass dann niemand da ist.«
Sascha angelte nach seinem Handy. »Ich frag nach, ob sie inzwischen den Eigentümer ermitteln konnten.«
Er sprach kurz mit einem Kollegen im Präsidium, dann wandte er sich an Logo. »Das Gebäude gehört einer Firma namens Ingress. Es scheint einen Hausmeister zu geben, der für Notfälle eingetragen ist. Die Kollegen bestellen ihn her.«
Logo nickte zustimmend. »Gut, hoffentlich dauert es nicht zu lange.«
Sie setzten sich ins Auto. Um die Wartezeit zu überbrücken, googelte Sascha mit seinem Smartphone den Begriff Divinitus, während Logo die Augen schloss und vor sich hin döste. Sascha sah auf die Uhr. »Halb eins. Der Hausmeister sollte bald hier sein.« Logo gähnte missmutig und sie stiegen aus dem Wagen.
In diesem Moment bog ein klappriger Ford auf den Parkplatz ein und ein beleibter Mann im Blaumann stieg aus.
»Ham Sie mich herbestellt?«, fragte er und schnaufte an Logo und Sascha vorbei. Er stieg die wenigen Stufen der Treppe zu der massiven Eingangstür hinauf. Sie folgten ihm. Logo verzog das Gesicht und hielt Abstand. Die Mischung aus Schweiß- und Biergeruch ließ ihn fast die Treppe rückwärts wieder hinuntergehen.
»Was woll’n s’n von Digitus?«
Logo hielt sich die Hand vor die Nase und tat so, als würde es ihn jucken. »Machen Sie einfach die Tür auf.«
Sascha trat näher. »Um was für eine Einrichtung handelt es sich hier?«
Der Mann wehrte ab. »Ich kümmer mich nur um den Garten und um Notfälle. Ich war nur ein- oder zweimal im Haus und da nur bis im Flur.«
»Mit wem haben Sie da gesprochen?«
»Mir so nem jungen Bürschchen. Duprä oder so.« Sascha warf einen Blick zu Logo, der formte lautlos das Wort »Bingo«.
Etwas verspätet fiel dem Mann etwas ein. »Können Sie sich überhaupt ausweisen? Ich mein, da könnt ja jeder kommen. Sieht man ja dauernd im Fernsehen.«
Sascha hielt ihm seinen Dienstausweis hin. Kurzsichtig blinzelte der Mann. Dann brummte er. »Von mir aus.«
Er zog einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schloss auf. Bevor er eintreten konnte, griff Logo nach seiner Schulter. »Sie können alles Weitere jetzt uns überlassen. Wir brauchen Sie nicht mehr. Danke, dass Sie so schnell hergekommen sind.«
Enttäuscht wischte der Dicke sich die Nase mit dem Handrücken und trat widerwillig den Rückzug an. Logo sah ihm nach. Auf dem Parkplatz drehte sich der Mann kurz um. Als er sah, dass Logo ihn beobachtete, stieg er ins Auto und fuhr weg. Logo atmete auf.»Dann wollen wir mal.«
Er stieß die Tür ganz auf und tastete nach einem Lichtschalter. Eine Deckenleuchte flammte auf, die nur wenig Licht spendete. Vor ihnen befand sich eine weitere Tür. »Hoffentlich ist die offen«, murmelte Sascha.
Logo drückte auf die Klinke und die Tür öffnete sich lautlos. Wieder suchte er nach dem Lichtschalter. Als diesmal das Licht aufflammte, starrten sie beide sprachlos in den riesigen Raum.
Jenny sah Kevin erwartungsvoll an.
»Indem wir fragen.« Kevin grinste sie spöttisch an.
»Fragen? Wen denn?«
Er stand gemächlich auf, schlenderte zum Automaten und holte sich einen Kaffee. Zurück am Tisch, setzte er sich und rührte aufreizend lange in seiner
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