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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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Wozu gibt es Internet? Wirklich durchgeplant wurde die Aktion allerdings erst, als ich nach Deutschland kam.«
    »Was ist mit Weihnachten letztes Jahr? Haben Sie Marc Duprais damals schon beobachtet?«
    Jetzt war Igor Musskajews offensichtlich erstaunt. »Weihnachten? Nein. Erst seit dem Frühjahr.«
    »Und wann haben Sie angefangen, mehr zu tun als zu beobachten?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich rede von Sachbeschädigung. Zerstochene Reifen. Beschmierte Wände. Drohanrufe.«
    »Ah. Das meinen Sie.« Er lächelte jovial. »Übermut. Meine Cousins sind noch jung. Sie schießen manchmal über das Ziel hinaus. Die Wände hätten sie nicht bemalen dürfen und wir werden selbstverständlich Entschädigung leisten. Die Reifen haben wir allerdings nicht zerstochen. Und um die Frage vorweg zu nehmen, wir haben bedauerlicherweise auch nicht gesehen, wer es getan hat.«
    »Und die Anrufe?«
    »Ich würde sie nicht als Drohanrufe bezeichnen.«
    »Herr Duprais schon!«
    »Das schlechte Gewissen?« Musskajews lächelte breit.
    Jenny beschloss, das im Moment nicht weiterzuverfolgen. Sie blickte von seiner Mutter zu ihm. »Sie sind doch nicht hergekommen, um uns das zu sagen? Was haben Sie gesehen?«
    Musskajews beugte sich vor. »Nichts, das direkt auf seinen Mörder hinweist. Aber wir können ihnen ziemlich genau sagen, wo er sich die letzten Wochen aufgehalten hat.« Er griff in seine Jacketttasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt heraus. »Hier, eine Liste. Es gab keinen Grund, genaue Uhrzeiten zu notieren. Dafür sind alle Orte, die er besucht hat, aufgeführt. Sie sehen, wir verbergen nichts vor Ihnen.«
    Jenny nahm das Blatt, das dicht bedruckt war und überflog es. Dann blickte sie auf. »Gut, war das alles?«
    Für einen kurzen Moment sah er enttäuscht aus. Dann setzte er wieder sein höfliches Lächeln auf. »Ich hoffe, das hilft Ihnen, den wahren Mörder zu finden.«
    Jenny nickte abwesend. »Ja ja.«
    Igor Musskajews stand auf und reichte seiner Mutter den Arm. Sie hievte sich aus dem Besucherstuhl und lächelte Jenny breit an. »Sehen Sie. Gute Jungs habe ich großgezogen. Anständige Jungs. Schönen Tag noch.«
    Jenny rieb sich die Stirn und ging das Blatt Zeile für Zeile durch. Als sie aufblickte, sah sie, wie Logo immer noch zur Tür starrte. Er bemerkte ihren Blick. »Einerseits hab ich das Gefühl, er gibt gleich einen Mord in Auftrag, andererseits wirkt er gebildet und seriös.«
    »Zu seriös für meinen Geschmack. Ob er das vor dem Spiegel übt?« Sie seufzte müde. »Auch wenn sie sich damit unverdächtig machen wollen. Vielleicht hilft es uns.«
    Sie angelte einen Marker und malte auf dem Papier herum. »Er ist sehr oft zu einer Adresse in unmittelbarer Nähe des Verbindungshauses gefahren. Das schauen wir uns an. Ach verdammt, ich hab eine Verabredung um zwölf. Fahrt alleine hin. Seht vorher nach, wer der Eigentümer ist beziehungsweise an wen es vermietet ist.«

    Jenny kam bewusst erst kurz nach zwölf in die Kantine, doch Kevin war nirgends zu sehen. Sie ging wieder zu demselben Tisch am Fenster und setzte sich. Ungeduldig trommelte sie auf der Tischplatte.
    Zehn nach zwölf schlenderte er in aller Seelenruhe in den Raum. Jenny sah sich um. Wieder wurden ihm von allen Seiten mehr oder weniger unauffällige Blicke zugeworfen.
    Kevin gehörte zu den Männern, die alle Aufmerksamkeit auf sich zogen, sobald sie einen Raum betraten. Jenny musste zugeben, dass auch sie nicht immun gegen seine Ausstrahlung war. Im klassischen Sinn würde sie ihn nicht unbedingt als gut aussehend betrachten. Sein Kinn war etwas zu ausgeprägt, seine Nase eine Winzigkeit zu gebogen und die Augen lagen etwas zu tief in den Höhlen. Das Gesamtbild war jedoch purer Magnetismus.
    Lässig kam er auf ihren Tisch zu und glitt auf den zweiten Stuhl. Jenny wartete ab. Er musterte sie einen Moment, dann lächelte er. Sein Lächeln war umwerfend.
    Jenny überspielte ihre Unsicherheit durch Professionalität. Sie nahm einen Block aus der Jackentasche und zückte einen Stift. »Warum hast du mich herbestellt?«, fragte sie und lehnte sich gespannt vor.
    Er lehnte sich zurück. »Ich habe Informationen für dich«, ließ er sie wissen.
    »Lass hören«, meinte sie.
    Er ließ sie zappeln und blickte im Raum herum. Am Nachbartisch sah eine junge Kollegin schnell weg. »Magst du etwas essen?«, fragte er Jenny.
    »Ich mag deine Informationen hören.«
    Er seufzte. »Soviel zur Konversation. Zwei der Bodyguards, die an dem Abend Dienst

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