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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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mit einer dicken Backe im Büro.
    »Warum bleibst du nicht daheim?«, fragte Jenny mitfühlend.
    »Tut ja nix weh. Is nur dick«, murmelte er undeutlich.
    »Musst du wissen«, meinte sie. »Was liegt an?«
    »Ne Beschwerde der Familie von Schaubert. Wir würden ihren Jungen belästigen.«
    Jenny setzte sich. »Das gibt’s ja wohl nicht. Der paar Fragen wegen?«
    Logo hob die Schultern und zuckte dabei zusammen. »Keine Ahnung. Biederkopf hat eben angerufen. Wollte mit dir sprechen. Er musste aber zum Gericht.«
    Insgeheim war Jenny erleichtert. So hatte sie noch etwas Schonfrist, bevor sie mit ihm sprechen musste. Der nächste Satz von Logo ließ sie herumfahren.
    »Du sollst dich mit seinem Kollegen Staatsanwalt Dreher auseinandersetzen.«
    Jenny wurde rot. »So? Soll ich das?«
    Logo bekam wie üblich nichts mit. »Kenn ich den?«
    »Der junge Rothaarige, der damals bei der Obduktion vom Mainmädchen dabei war. Netter Kerl.«
    »Na dann. Der Biederkopf scheint momentan nicht so gut mir dir zu können?«
    »Wie meinst du das?« Jenny war jetzt endgültig sauer. In diesem Moment kam Sascha herein.
    »Von Schauberts haben sich über uns beschwert. Also die Eltern«, rief Jenny ihm statt einer Begrüßung entgegen. Sascha reagierte verständnislos. »Wir waren doch ganz höflich.«
    Jenny ballte eine Hand zur Faust. »Ich würde zu gerne den Eltern auf den Zahn fühlen.«
    Jennys Telefon klingelte und lenkte sie ab. Mürrisch meldete sie sich. »Wer? Musskajews heißen die. Ist doch nicht so schwer. Sicher, bringt sie rauf.«
    Sie legte auf und sah ihre Kollegen an. »Igor Musskajews ist samt Mutter hier und will mit mir sprechen. Da bin ich jetzt aber gespannt.«
    Fünf Minuten später ließ ein junger Kollege vom Empfang die Musskajews ins Zimmer. Igor Musskajews war wieder wie aus dem Ei gepellt und sah aus wie ein erfolgreicher Geschäftsmann. Auch seine Mutter hatte sich schick gemacht und trug ein langes Gewand aus besticktem Stoff. Jenny begrüßte sie und bot ihnen einen Platz an.
    »Darf ich das Gespräch aufzeichnen?« Die beiden Besucher wechselten einen kurzen Blick, dann nickte die Mutter unmerklich.
    Jenny lehnte sich scheinbar entspannt zurück. »Was verschafft mir das Vergnügen Ihres Besuches?«
    Wieder blickte Igor Musskajews zu seiner Mutter. Sie nickte ihm aufmunternd zu. Er räusperte sich. »Sie sind gestern an meinem Laden vorbeigefahren«, stellte er emotionslos fest. »Sie verdächtigen uns noch immer.«
    Es hörte sich nicht wie eine Frage an und Jenny antwortete nicht.
    Er blickte wieder zu seiner Mutter. »Es ist nicht in unserem Interesse, Konflikte mit der hiesigen Polizei zu provozieren. Wir haben uns entschlossen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Seine Körpersprache sagte aus, dass der Entschluss eher seiner Mutter zuzurechnen war.
    Jenny beugte sich erwartungsvoll vor. »Und in welcher Weise wollen Sie das tun?«
    Er zögerte. »Zuerst möchte ich zu Protokoll geben, dass wir Marc Duprais in keiner Weise geschadet haben. Mit seinem Tod haben wir nichts zu tun.«
    Jenny wartete ab.
    »Wir haben allerdings …« Er zögerte und warf erneut einen Seitenblick zu seiner Mutter, die mit über dem Bauch gefalteten Händen still vor sich hin lächelte.
    Musskajews setzte entschlossen zum Sprechen an. »Wir haben versucht, unserer Geldforderung etwas Nachdruck zu verleihen. Oh, nicht wie Sie meinen!« Er sah Logo an und hob abwehrend die Hände. »Wir haben ihn nicht bedroht. Wir haben nur«, er überlegte, »wie soll ich sagen … Präsenz gezeigt.«
    »Präsenz gezeigt?«, fragte Jenny. Sie ahnte, worauf das Gespräch hinauslief. Logo runzelte die Stirn und Sascha sah verwirrt von einem zum anderen.
    »Präsenz«, bestätigte Musskajews. »Unsere Familie ist groß. Wir haben dafür gesorgt, dass er uns sieht. Immer wenn er das Haus verlassen hat, war jemand von uns da. Auffällig, verstehen Sie?«
    Jenny nickte langsam. »Das Schwarzer-Mann-Prinzip.«
    »Das was bitte?«
    Sie winkte ab. »Nicht so wichtig. Ich glaube, ich verstehe. Hat es Erfolg gezeigt?«
    Musskajews lehnte sich zurück. »Wer kann das sagen? Die Verhandlungen liefen. Wir wollten ihnen nur etwas Nachdruck verleihen. Er hat so getan, als würde er uns nicht sehen. Allerdings hat er offensichtlich versucht, uns abzuhängen, wenn er mit dem Auto gefahren ist. Einmal ist es ihm sogar gelungen.« Er klang erstaunt.
    »Sie waren doch bis vor ein paar Wochen in Kasachstan?«
    »Ich stehe in enger Verbindung mit meiner Familie.

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