Arsen und Apfelwein
Tasse.
Als Jenny gerade auffahren wollte, sprach er endlich. »Es gibt immer jemanden, der redet. Wir müssen nur herausfinden, wen wir am leichtesten dazu bringen können.«
»Wir?«, fragte sie betont.
Er zwinkerte ihr zu. »Ohne mich kommt ihr da nicht ran. Ein Küchenhelfer verlässt manchmal die Botschaft, um einzukaufen. Hast du eine Ahnung, was so einer bezahlt bekommt?«
Sie überlegte. »Nein, absolut nicht.«
»Die arbeiten hier für ein paar Euro eine ganze Woche. Oft auch nur für Kost und Logis. Wenn wir ihn alleine erwischen, haben wir gute Chancen auf ein paar Infos.«
Jenny war skeptisch. »Aber ob er überhaupt etwas weiß? In der Küche?«
Kevin verschränkte die Hände unter dem Kinn. »Personal ist überall gleich. Es wird getratscht und nichts bleibt verborgen. Aber wenn du nicht willst …«
»Doch, doch«, meinte Jenny.
Er streckte die Hand aus. »Zeig mir doch mal den Plan, aus dem hervorgeht, wann der Junge jeweils vor der Botschaft war. Vielleicht erkenne ich eine Gesetzmäßigkeit.«
»Glaubst du, den trage ich mit mir herum? Den hab ich im Büro.«
Er zog die Hand zurück. »Ich muss noch was erledigen, dann komm ich bei dir vorbei.«
Da das keine Frage, sondern eine Feststellung war, antwortete Jenny nicht. Kevin war ohnehin schon aufgestanden. »Kommst du oder bleibst du noch?«, fragte er über die Schulter.
Zähneknirschend erhob sich Jenny und folgte ihm.
Sascha und Logo gingen langsam in die Mitte der Eingangshalle. Sascha fand zuerst seine Sprache wieder. »Was ist das hier?« Er blickte sich um. »Keine Ahnung«, antwortete Logo staunend.
Sie liefen weiter. Sascha blickte zu Boden. Dunkles, fast schwarzes Parkett war auf Hochglanz poliert. Darauf lagen hier und da teuer aussehende Teppiche. Vor ihnen führte eine breite Treppe in den ersten Stock. Sie stiegen hinauf und standen vor einer Flügeltür. Logo drückte die Klinke hinunter und zu beider Überraschung öffnete sich der Türflügel problemlos. Vorsichtig traten sie ein und blieben wie angewurzelt stehen. Sascha drehte sich einmal im Kreis. »Was ist das für ein Haus? Der Raum ist so groß wie ein Fußballfeld.«
»Vielleicht eher Handball. Was ist das für Technik?«
Arbeitstische, auf denen sich die verschiedensten Geräte befanden, nahmen eine komplette Wand ein. Sie gingen näher heran. »PCs, Drucker. Und der Kasten da, ist das ein Beamer?«
Logo nickte. »Sieh mal den riesigen Fernseher. Und was ist das?« Er deutete auf ein Gerät, dessen Zweck sich ihnen auch bei näherer Betrachtung nicht erschloss.
Sascha schnupperte. »Keine Fenster. Aber es riecht frisch. Bestimmt eine Klimaanlage.«
Er lief auf eine Tür zu und öffnete sie. Hinter ihr verbarg sich ein Bad in schwarzer Marmortäfelung.
Logo war inzwischen auf die andere Seite des riesigen Raumes gegangen und stand vor einem Konferenztisch, der sicher zweimal drei Meter maß. An der Wand standen leere Regale.
Nach einem abschließenden Blick in die Runde verließen sie den riesigen Raum und traten nach draußen auf die Galerie. Rechts und links befanden sich weitere Türen. Sie teilten sich auf und spähten in jedes Zimmer. Dann trafen sie sich wieder am oberen Treppenende. »Ausnahmslos Schlafzimmer«, meinte Logo. Sascha nickte. »Auf meiner Seite auch. Keines davon sieht bewohnt aus.«
Ratlos gingen sie zurück ins Erdgeschoss. Hinter einem offenen Durchgang befand sich eine von einem breiten amerikanischen Kühlschrank dominierte Küche. Logo zog die Tür auf. Mit einen Sauggeräusch öffnete sie sich und gab den Blick auf Reihen von Bier, Wasser und Sektflaschen frei. »Alles vom Feinsten.«
Sascha wies in die andere Ecke, wo sich eine weitere Tür befand. »Vielleicht finden wir da eine Erklärung.«
Der Raum, der sich dahinter verbarg, war voller Schränke und Kommoden. Logo öffnete wahllos eine Schranktür. Verdutzt starrte er hinein. »Komm mal her!« Er zog ein Kleidungsstück heraus und hielt es hoch. Sascha trat näher und musterte es von oben bis unten. »Eine Kochuniform?«
»Und das?« Logo zog den nächsten Bügel heraus. »Sieht aus wie eine Uniform von UPS .«
Sascha war völlig verwirrt. »Probt hier eine Theatertruppe?«
Logo ließ die Schranktür offen stehen und ging zu einer Kommode. Ruckartig zog er die oberste Schublade heraus. »Perücken!« In einer anderen Kommode fanden sie Schminkutensilien, wie sie von Maskenbildnern benutzt wurden.
»Ich ruf Jenny an«, meinte Logo.
Jenny hörte sich verwundert
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