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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Habeney
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Verbindungshaus. Vor der Eingangstür blieb sie einen Moment auf der obersten Treppenstufe stehen. Nachdenklich schaute sie auf die Straße. »Hier stimmt irgendwas nicht. Das Navi sagt, Marc Duprais war dauernd hier in der Gegend. Müsste der Typ ihn dann nicht kennen? Aber wo war er, wenn nicht hier im Verbindungshaus?«
    Sascha zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Lass uns zurückfahren. Mir ist kalt.«
    »Gut, aber auf dem Weg will ich noch etwas erledigen.«

    Jenny fuhr am Palmengarten vorbei Richtung Innenstadt und bog zum Römer ab. Als sie Saschas fragenden Blick bemerkte, erklärte sie: »Igor Musskajews’ Geschäft ist hier in der Nähe. Ich will einen Blick drauf werfen.«
    »Ich dachte, er hat noch keine Genehmigung?«
    »Er schlägt sich noch mit ein paar Formalitäten herum. Einen Laden hat er aber schon gemietet.«
    Sie bog in eine schmale Gasse ein und fuhr im Schritttempo. »Hier muss es irgendwo sein.« Sie beugte sich vor, um besser sehen zu können. Sascha erspähte den Laden jedoch zuerst. »Da, noch ein Stück weiter.«
    Auf der rechten Seite waren zwei hellerleuchtete Schaufenster . Kunst und Antiquitäten stand in goldenen Lettern über der Tür. Und im Türrahmen stand Igor Musskajews und starrte mit unbewegtem Gesicht in ihr Auto.
    »Verdammt«, flüsterte Jenny und beschleunigte. »Hat er uns erkannt?«
    »Schwer zu sagen, bei den Wetterverhältnissen. Mich hat er sicher deutlich gesehen, aber ob er sich erinnert?«
    »Soll er ruhig. Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn er denkt, dass wir ein Auge auf ihn haben. Komm, gehen wir was essen. Ich wundere mich sowieso, dass du noch nicht Hunger geschrien hast.«
    »Ich mache Diät«, meinte Sascha mit leidendem Unterton.
    »Du?«, fragte Jenny ungläubig. »Du bist doch gertenschlank.«
    »Aber jeder lästert, weil ich so viel esse.«
    »Das ist doch nicht ernst gemeint. Wir beneiden dich nur. Würde ich so viel essen, wie du täglich verputzt, käme ich nicht mehr durch die Bürotür.«
    Sascha dachte einen Moment darüber nach. »Ist schon Weihnachtsmarkt?«, meinte er dann augenzwinkernd.
    »Was meinst du, warum hier so viel Verkehr ist? Ich fahr ins Parkhaus.«
    Sie verbrachten eine halbe Stunde auf dem völlig überfüllten Weihnachtsmarkt und aßen Rollbratenbrötchen. Jetzt wärmte sich Jenny die Hände an einer Tüte Maroni. »Sollen wir Logo was mitbringen?«, fragte sie pflichtbewusst.
    Sascha überlegte. »Ein Glühwein wär ihm sicher am liebsten, aber wir können’s ja mit Popcorn probieren.«
    Jenny nickte. »Schoki. Guck dir mal den Weihnachtsbaum an. So scheußlich war bisher keiner.«
    Sascha blickte nach oben und stimmte ihr zu. »Immerhin hat er noch Zweige. Weißt du noch, der eine, der fast kahl war?«
    »Ich versuche, ihn zu vergessen.« Jenny verzog das Gesicht. Die Frankfurter Weihnachtsbäume hatten eine lange umstrittene Tradition. Kritik hagelte es immer. Mal waren sie zu kahl, mal zu krumm. Einer hatte auf dem weiten Transport fast alle Äste verloren.
    Warum die Bäume aus dem Ausland kommen mussten, hatten sowieso nur die wenigsten verstanden. Dem Spenderland wurde als Dank ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt in exponierter Lage zugestanden. Im Jahr 2010 hatte die Stadt Zürich, die sich ökologischen Grundsätzen verschrieben hatte, diese Tradition endlich durchbrochen und angefragt, ob sie einen Baum vor Ort sponsern könnte, statt diesen hunderte von Kilometern über die Autobahn transportieren zu lassen. Und siehe da, auch in heimischen Wäldern fand sich ein geeignetes Exemplar. Im Zürich waren Weihnachtsbäume üblicherweise um einiges kleiner, dafür mit Schokolade behängt. Angeblich kam es dort zu deutlich weniger Beschwerden.

    Still war es im Büro. Sie fanden eine Notiz von Logo vor, dass ihn starke Schmerzen wieder zum Zahnarzt getrieben hatten. Sascha opferte sich heroisch für das Popcorn.
    Jenny beschloss, Feierabend zu machen. Sie nahm sich ein paar Unterlagen mit und machte sich auf den Heimweg. Zuhause blinkte der Anrufbeantworter. Zuerst erkannte sie die Männerstimme nicht. »Hab das Gesuchte. Morgen zwölf Uhr, Kantine.«
    Jenny starrte das Gerät an. Woher kannte Kevin Hansen ihre Privatnummer? Sie bekam eine Gänsehaut und sah aufs Thermostat. Kalt war es, ob die Heizung wieder kaputt war? Sie sah in den Kühlschrank und fand eine Flasche Äppler. Mit Zimt und viel Zucker machte sie sich einen heißen Apfelwein. Nach dem zweiten Glas schlief sie auf der Couch ein.

    Morgens saß Logo

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