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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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einem Anflug von Ungeduld, »wo steckt der Würfel? Können Ihre Leute Kontos nicht auf die Spur kommen?«
    Carmody lächelte vage. »Wir kommen nicht weiter.«
    »Es muß etwas Einfacheres geben«, sagte Claire. »Ich meine, vielleicht hat Kontos seine Pläne geändert, nachdem wir ihn überraschten. Er mußte damit rechnen, daß wir das Nummernschild des Lieferwagens sehen würden.«
    »Oder daß jemand anders aufmerksam geworden sein könnte, als sie wegfuhren«, stimmte Carmody zu.
    »Es ist zu verwirrend«, meinte Claire.
    »Und nicht unsere eigentliche Funktion«, sagte Carmody. »Die Polizei versteht sich besser auf solche Dinge, obwohl es sich natürlich nicht um den üblichen Einbruchdiebstahl handelt.«
    »Wir sollten uns die anderen Möglichkeiten, das Ding außer Landes zu schaffen, genauer ansehen«, warf John ein.
    »Auf der Straße nach Kanada?« fragte Carmody. »Die Polizei wird routinemäßig…«
    »Nein, auf dem Seewege. Einfach damit wegfahren, wie wir es vorgemacht haben.«
    »Hmm. Das scheint mir eine langsame Methode für jemand, der vor der Polizei davonläuft.«
    »Kontos hat ungewöhnliche Hilfsmittel. Zum Beispiel griechische Frachter, die im Hafen liegen.« John sah auf seine Armbanduhr. »Claire, ich glaube, es wird Zeit für dich.«
    »Wofür?«
    Sie erzählten ihm von dem Vortrag. Carmody winkte kurz ab. »Nein, das können Sie nicht machen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie sind nicht die einzigen Wissenschaftler auf der Welt. Kontos mag als Archäologe die Implikationen nicht erkennen, aber anderen werden sie nicht entgehen. Was in diesem Ding steckt, kann von enormer Tragweite sein, und wir wissen nicht, wo es ist. Wenn es instabil ist, und in Boston oder überall sein könnte – verstehen Sie?«
    Claire konnte es verstehen, was bedauerlich war. Sie hatte darauf gezählt, daß ihr Vortrag ein erster Schritt zur Rückgewinnung ihres wissenschaftlichen Rufes sein würde, oder wenigstens die Flut der Gerüchte und Klatschgeschichten, die durch jeden archäologischen Fachbereich des Landes, wenn nicht der Welt brandete, würde eindämmen können.
    Sie versuchte dies zu erklären, aber Carmody wollte davon nichts wissen. »Sie müssen begreifen, daß Ihr Interesse und die archäologischen Aspekte sekundär sind.« Carmody saugte wieder an den Zähnen, eine Gewohnheit, die ihr allmählich auf die Nerven ging. »Nationale Sicherheitsinteressen verlangen, daß Sie nicht darüber sprechen. Schließlich werden wir es wahrscheinlich zurückgewinnen, vielleicht schon in ein paar Tagen. Dann…« – er strahlte – »dann können Sie alles erzählen. Ist das zuviel verlangt?«
    Ja, dachte sie und biß die Zähne zusammen. Aber es schien keinen anderen Ausweg zu geben. An einem einzigen Tag hatte sie ihr Artefakt und die Gelegenheit zu einer öffentlichen Stellungnahme verloren.

 
8
     
    Wenigstens ging es seinen geprellten Rippen besser, dachte John etwas kläglich, als er am nächsten Morgen, einem klaren und sonnigen Montag, den Charles River überquerte. Alle hatten die besondere Erniedrigung vergessen, die darin lag, daß Kontos ihn nicht nur geschlagen, sondern es nur zum Vorwand für das Anbringen von Abhörwanzen getan hatte. Dieser Umstand wurmte ihn am meisten.
    Er verdrängte den Gedanken. An diesem Morgen hatte er eine Stunde lang Anrufe von Freunden erhalten, die Gerüchte vernommen hatten. Dann hatte Abe angerufen und gesagt, daß Zaninetti eine Zusammenkunft im Labor wünsche, damit sie sich für den Bericht aufeinander abstimmten. Offenbar sollte dieser nicht nur Carmody als Entscheidungshilfe dienen, sondern auch seinen Herren in der Regierung, um dann unausweichlich der Presse zugespielt zu werden. Hampton hatte seine Zustimmung bereits gegeben. John verständigte Claire und ging.
    Am Eingang des MIT sah er eine Menschenmenge. Sie stand bis auf den Memorial Drive heraus. Ein Übertragungswagen des Fernsehens zollte ihr die Aufmerksamkeit und den Respekt, die heutzutage automatisch jedem Menschenauflauf mit einem Anliegen zuteil werden. Einen Augenblick befürchtete er, die Neuigkeit sei irgendwie an die Öffentlichkeit gedrungen, doch als er die Harvard Bridge überquerte, konnte er sehen, daß die Transparente und Spruchbänder das Wort NUKLEAR trugen, in den meisten Fällen rot mit orangefarbener Schattierung, um vielleicht Strahlung anzudeuten.
    Als er sich durch die Menge arbeitete, die Sprechchöre angestimmt hatte, kam eine Frau mit einem großen Plakat und einem Bündel

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