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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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beschädigt, wie von einer Explosion auseinandergerissen.
    Keiner der beiden hatte seine Waffe bei sich. Ihre Maschinenpistolen lehnten drei Meter entfernt an einem Block.
    Noch immer keine Bewegung, kein Geräusch. Vielleicht waren die Angreifer fortgegangen, wieder hinauf. Er schaltete die Lampe aus und tastete sich zwischen den Felsen weiter, bis er sich ungefähr fünf Meter von den Toten entfernt glaubte. Um eine der Waffen an sich zu bringen, würde er die Deckung verlassen müssen. Er bewegte sich geduckt und so leise wie möglich näher, dann sprang er das letzte Stück vorwärts, griff sich eine der Maschinenpistolen und suchte hinter einem Felsvorsprung Deckung gegen Beschuß von oben.
    Als er nichts hörte, schaltete er das Licht wieder ein. Nasses Gestein glänzte zurück. Von hier konnte er den weiteren, steil aufwärtsgerichteten Verlauf des Höhlengangs sehen. Dort hing ein Seil herab, und an seinem Ende baumelte ein Körper in einem Klettergurt.
    Die Gestalt trug die gleiche griechische Militärarbeitskleidung, wie er sie in Boston gesehen hatte. Der Körper drehte sich langsam um seine Achse, was im Seil das knarrende Geräusch erzeugte.
    Als die Gestalt ihre Umdrehung soweit vollendete, daß sie voll in den Lichtkegel kam, erkannte er das Gesicht. Es gehörte Unteroffizier Petrakos.
    Sie hing schlaff und mit leer baumelnden Händen in den Gurten. Zwischen den Felsen unter ihr lag eine Maschinenpistole, und an ihrem Gürtel hingen schwarze Eierhandgranaten. Eine von diesen hatte wahrscheinlich die beiden Männer getötet, und dann hatte sie Arditti erschossen, der weiter zurück gewesen war.
    John stand auf und stieg auf den Leichnam zu. Sand und Kiesel knirschten unter seinen Füßen, und er bemühte sich, von weiter oben im Schacht nicht gesehen zu werden. Er befand sich hier in einem ungünstigen Winkel, doch war etwas an dem Leichnam, was er nicht verstand.
    Das Drillichzeug war am Rücken und über beide Schultern geschwärzt, und ihr Haar – es gab keines. Sie hatte langes schwarzes Haar gehabt, daran erinnerte er sich, aber dieses Zeug war wie Stoppeln.
    Dann kam ihm der Geruch in die Nase. Ein stechender, säuerlicher Gestank, dessen Intensität ihn unwillkürlich den Atem anhalten und zurückweichen ließ. Ihr Gesicht war auf der Seite, die er sehen konnte, gerötet, und als sie sich am Seil weiterdrehte, brachte die Bewegung geschwärzte Haut in Sicht, aufgesprungen und geplatzt.
    Aus einem Auge sickerte klare Flüssigkeit, die ihr über die Nase rann und herabtropfte. Wieder trat er entsetzt zurück, um nicht bespritzt zu werden.
    Ihr Gesicht war an mehreren Stellen zerschnitten, der Hals zeigte tiefe Furchen, aus denen noch Blut sickerte. Die Uniform darunter war blutgetränkt.
    Ungefähr eineinhalb Meter über der Toten war das Seil teilweise durchgebrannt. Sein Blick ging über die Wand des Höhlenschachtes, und dort bemerkte er ein kleines kreisförmiges Muster, außen braun und in der Mitte schwarz. Ihm gegenüber, an der anderen, etwa drei Meter entfernten Wand, war ein ähnliches Phänomen zu erkennen.
    Die Leuchtkugel? Aber nicht von Arditti abgeschossen, nein. Arditti war zu dem Zeitpunkt bereits tot gewesen.
    Der gleißende Lichtschein mußte der Durchgang der Singularität gewesen sein. Sie war glatt durch den Fels gegangen, hatte den Höhlenschacht durchquert, Unteroffizier Petrakos mit Hitze und Strahlung geröstet und das Seil versengt.
    Sie mußte das Gestein mit schrecklicher Gewalt getroffen und Splitter versprüht haben. Das würde die Schnitte am Körper erklären.
    Er untersuchte die zwei kreisförmigen Löcher genauer. Eines befand sich ungefähr eine Handbreit unter dem anderen. Sobald die Singularität die Wand verlassen hatte, mußte die Schwerkraft sie abwärts ziehen. Um eine Handbreit zu sinken, während sie etwa drei Meter freier Luft durchmessen hatte… Er rechnete rasch. Das Ding hatte sich mit einer Geschwindigkeit von vielleicht neunzig Stundenkilometern bewegt.
    Also gut. Das widerlegte die Minderheitentheorie, die behauptete, daß die Singularität nicht entlang ihres früheren Kanals zurückkehren und darum größerem Widerstand begegnen würde. Sie hatten eine Ausgangsgeschwindigkeit von ungefähr dreißig Stundenkilometern berechnet. Eindeutig falsch.
    Auf der anderen Seite war die Singularität eher zurückgekehrt als die Mehrheit es für möglich gehalten hatte. Vielleicht hatte sie sich zeitweise noch schneller voranbewegt als die hundert oder mehr

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