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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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daß ein Archäologe Französisch, Englisch, Deutsch und eine oder zwei regionale Sprachen wie Griechisch oder Arabisch beherrschen mußte, um sich auf dem laufenden zu halten.
    Der Seminarraum paßte dazu. Er hatte dunkle Holzböden und polierte Messinglampen. Die Stühle waren bequem und gepolstert, mit dicken holzgeschnitzten Armlehnen, von einer Art, wie er sie außerhalb von Antiquitätengeschäften selten gesehen hatte. Zu dieser Einrichtung stand der in einer Ecke aufgebaute hochmoderne Projektor in einem seltsamen Mißverhältnis.
    »Sie mögen aus alledem ersehen, Dr. Bishop, daß wir zur Klärung des Sachverhalts gern Ihre Ansicht der Ereignisse hören würden, die zu Ihrer… äh… Entlassung von der Grabungsstätte führten.« Hampton lächelte einnehmend, zog eine abgenutzte Pfeife hervor und machte sich daran, sie zu stopfen. Er trug ein Tweedjackett mit ledernen Flecken an den Ellbogen, eine Weste und einen konservativen Schlips. Die beiden anderen waren ähnlich bekleidet, ein Umstand, der in Boston niemandem auffiel. Johns überwiegend auf jüngere Mathematiker und Physiker seiner Generation beschränkte Erfahrung hatte ihn jedoch zu der irrigen Erwartung verleitet, offene Hemdkrägen und ausgeweitete Pullover anzutreffen. Er hüstelte und begann seine Geschichte.
    Es war natürlich eine Fiktion im Sinne des Wortes. Er und Claire hatten sie bei einer langen Serie von Martinis ausgearbeitet. Gleichwohl enthielt sein Garn keine ausgesprochene Erfindung, nur Auslassungen und Vereinfachungen. Er beschrieb die Durchführung von Materialuntersuchungen an verschiedenen Gegenständen, was er tatsächlich getan hatte, ohne jedoch zu erwähnen, daß die anderen nur zum Aufwärmen gewesen waren, Tests an Teilen der Ausrüstung, und daß der Würfel sein einziges Versuchsobjekt gewesen war. Dies deckte sich mit Claires Aussagen, die den Würfel überhaupt nicht erwähnt hatte, und zum Ausgleich hob er dann die politischen Differenzen, Kontos’ Zudringlichkeit gegenüber Claire und seine Auseinandersetzung mit ihm an jenem letzten Abend hervor.
    Hampton sagte: »Sie behaupten also, von Ihrer Seite…«
    »Wir führten in letzter Minute noch ein paar Tests aus und packten zusammen. Wir waren überzeugt, daß er uns am nächsten Morgen des Platzes verweisen würde, und Claire – sie nimmt es mit der Ordnung sehr genau, wie Sie wissen – wollte sicher gehen…«
    »Aber sicherlich müssen Sie vermutet haben, daß Dr. Kontos, in einem Zustand der Erregung über die… äh… Beleidigungen, die Sie seinem Empfinden nach gegen sein Land, seine Regierung ausgestoßen hatten, sehr empfindlich auf den geringsten Fehltritt Ihrerseits reagieren würde. Nicht wahr?«
    »Ich glaube nicht, daß es irgendeinen Unterschied machte«, antwortete John. »Ich denke mir, daß er auf der Lauer lag.«
    »Einen Vorwand suchte?« fragte Prof. Aiken.
    »Richtig. Er wollte uns hinaus haben, weil wir Amerikaner waren, nicht weil Claire Obstruktion getrieben hätte.«
    Zwei steile Furchen erschienen zwischen Hamptons Brauen, während er nachdenklich an seiner Pfeife paffte und die Luft mit blauem Rauch erfüllte. »Dennoch darf nicht übersehen werden, daß Dr. Anderson weit in die Ferne schweifte, um Hilfe zu suchen, nämlich hierher zu Ihnen, ohne die in Athen verfügbaren Einrichtungen zu benutzen, oder auch nur darum zu ersuchen. Das läßt kaum auf eine… äh… kooperative Haltung schließen.«
    »Sie war sowieso hierher zurückgekehrt, um Ihnen Bericht zu erstatten.«
    »Dazu allein wäre ihre Reise kaum erforderlich gewesen.« Er blickte auf die Uhr.
    »Nun, sie dachte es jedenfalls. Kontos saß ihr im Genick, wissen Sie.«
    Hampton wedelte mit der Pfeife, wie um die Nichtigkeit dieser letzten Bemerkung deutlich zu machen. Schon in ihrem kurzen Telefongespräch hatte er nicht gut auf Johns flüchtige Erwähnung von Kontos’ Zudringlichkeit reagiert, und John vermutete, daß er diesen Punkt zu übergehen versuchte. Das deutete darauf hin, daß Claire, als sie vorher hier zum Verhör erschienen war, diese Karte wahrscheinlich überreizt hatte. John versuchte sich darüber klarzuwerden, ob er auf dem Punkt beharren solle, als an etwas, was John für einen zur übrigen Einrichtung passenden Fernsehschrank gehalten hatte, ein rauher Summton erklang.
    »Ah, das wird unser anderer… äh… Zeuge sein.«
    Hampton erhob sich und beschäftigte sich an dem Fernsehschrank. Er stellte ein Rundummikrophon auf den Tisch und schaltete Lampen

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