Artefakt
Nicken von den beiden anderen.
»Der Fund kam, glaube ich, aus einer Beobachtung, die Sie selbst im August machten«, fuhr Kontos im entspannten Plauderton fort. »Sie sprachen damals zu mir und den übrigen Teilnehmern an der Grabung von den Markierungen an einem bestimmten Steinquader in der Wand der Grabkammer. Es war beim Abendessen, vielleicht erinnern Sie sich?«
Hampton paffte an seiner Pfeife und schien zu nicken.
»Das war die Stelle, wo der Fund gemacht wurde. Sie hatten kaum aufgedeckt, was tatsächlich dahinter lag, kann ich Ihnen heute sagen. Ich selbst ging der Sache weiter nach.«
»Ich nehme an, Sie fanden ein hübsches objet d’art?« unterbrach ihn Hampton.
»Ja.«
Die Ausschußmitglieder merkten auf und murmelten interessiert. John versuchte der Taktik auf die Spur zu kommen, die Kontos verfolgte.
»Abgesehen von diesem Verfahren«, sagte Hampton mit Wärme, »würde ich wirklich gern über die Entdeckung diskutieren, wenn Ihre Ergebnisse vorliegen. Worum handelt es sich?«
»Um einen Würfel. Sehr seltsam, er hatte seinen Platz hinter der Wand. Und ganz eigentümlich geschmückt.« Kontos formte mit seinen Händen einen Zapfen. »Ich werde bald Fotografien und eine Beschreibung liefern.«
John begriff plötzlich, daß Kontos noch nicht wieder am Grabungsort gewesen war. Er wußte nicht, daß der Block verschwunden war. Er hatte noch immer vor, ihn zu seiner Entdeckung zu machen und nach Athen zu bringen, um dort Aufnahmen zu machen und eine Beschreibung anzufertigen.
Nun war der Block nicht mehr an Ort und Stelle, und die Aufzeichnungen darüber auch nicht. Kontos würde einige von ihnen unter dem zurückgebliebenen Material finden, aber nicht genug. Claire hatte das meiste gerettet.
Hampton strahlte in die Kamera. »Faszinierend. Warum, meinen Sie, war es außerhalb der Grabkammer versteckt?«
»Ein Todesornament, es ist schwierig, gleich darauf zu kommen. Ich weiß, daß Sie mit Ihrem besonderen Interesse an religiösen Artefakten hier vieles finden werden, mögliche Verbindungen mit Ihrer früheren Arbeit über die Gräber. Vielleicht kommen Sie nach Weihnachten? Ich kann es Ihnen zeigen.«
»Danke, Alexandros, das würde ich sehr gern tun.«
»Vielleicht können wir unsere Kräfte in der Bewegung zur Rückerstattung der restlichen Marmorskulpturen vereinen? Im Frühling werde ich eine neue Resolution einbringen. Mit amerikanischer Unterstützung…«
»Ich habe gewiß Verständnis für Ihr Anliegen«, sagte Hampton, »aber wir sollten diese Sache zum Abschluß bringen.«
»Augenblick«, sagte John. »Ich wollte ihn fragen, wem das Verdienst an der Entdeckung des Würfels zufallen soll.«
»Wieso? Dr. Kontos selbstverständlich«, sagte Hampton. »Sie hörten ihn feststellen, daß er den Gegenstand hinter der Mauer der Grabkammer fand.«
»Ich bin der Meinung, daß Claire daran teilhaben sollte.«
»Sie sind ein Amateur in diesen Dingen«, sagte Kontos in ruhigem Ton. »Ihre Auffassung ist ohne Belang.«
»Nun, ich weiß, wie Sie alle herumkommandiert haben…«
»Kommen Sie!« sagte Hampton.
»Und ich werde mich nicht scheuen, es jedem zu erzählen, der zuhören will.«
Kontos’ Backenmuskeln traten hervor. »Sie würden gut daran tun, Ihre Zunge im Zaum zu halten. Oder ich werde mich persönlich mit Ihnen befassen.«
»Dr. Bishop!« rief Hampton. »Das ist genug!«
»Jederzeit, Kontos. Ich würde mich liebend gern einmal mit ihnen auseinandersetzen, wenn ich nicht von Ihren Handlangern festgehalten werde.«
»Still! Sagen Sie nichts mehr.« Hampton hob John die Hand entgegen und wedelte abwehrend. Darauf wandte er sich zu den Professoren Aiken und McCauley. »Haben Sie weitere Fragen?«
Sie hatten keine. Kontos verabschiedete sich, der Bildschirm erlosch, und auf einmal schien der Raum winzig, nicht mehr mit der anderen Seite des Planeten verbunden.
»Ich hoffe«, sagte John, »Sie erkennen, daß Claire jeden Fußbreit ihres Weges gegen diesen Mann ankämpfen mußte, um zu den Resultaten zu kommen, die sie hat.«
Hamptons Lächeln hatte wenig von seiner früheren Wärme. John begriff, daß der Mann ein vollendeter Schauspieler war. Ohne Zweifel glaubte er nach den höchsten moralischen Prinzipien zu handeln.
»Ich danke Ihnen, Dr. Bishop, für Ihre Zeit.«
Als er durch die Commonwealth Avenue nach Haus ging, fing es an zu schneien.
3
Claire kam in einer Weise in die Abteilung, die John schon früher aufgefallen war. Es war, als ob das Haus ihr
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