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Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Titel: Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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wehren schienen, während er versuchte, den Sinkflug aufzuhalten.
    Sie glitten an einem kleinen Kiefernwäldchen vorbei und direkt über das Berserkertor hinweg, wo Opal Koboi inmitten eines Magiekreises an dem Schloss arbeitete. Holly nutzte die Gelegenheit, um sich einen Überblick über die Stärke der gegnerischen Truppen zu verschaffen.
    Opal war von einem Ring aus Berserkern in der Gestalt von Piraten, Terrakottakriegern und diversen anderen Lebewesen umgeben. Die Grenze des Anwesens wurde ebenfalls von Berserkern in Tierform bewacht – zwei Füchse und sogar mehrere Hirsche, die an der Steinmauer entlangtrabten, die Nase witternd in die Luft gereckt.
    Da kommt niemand rein , dachte Holly. Und es wird schon heller.
    Opal hatte sich bis Sonnenaufgang Zeit gegeben, um das zweite Schloss zu öffnen.
    Vielleicht gelingt es ihr nicht, und die Sonne nimmt uns die Arbeit ab , dachte Holly. Aber es war unwahrscheinlich, dass Opal sich bei ihren Berechnungen geirrt hatte. Dazu hatte sie zu lange in ihrer Zelle gehockt und wie eine Besessene über jedem Detail gebrütet.
    Wir können uns nicht auf die Natur verlassen. Wenn Opals Plan scheitern soll, müssen wir dafür sorgen, dass er scheitert .
    Artemis, der neben ihr saß, dachte genau dasselbe, nur mit dem Unterschied, dass er bereits die Grundzüge eines Plans im Kopf hatte. Hätte er ihr den Plan in diesem Moment dargelegt, wäre Holly überrascht gewesen. Nicht wegen seiner Genialität – sie hätte nichts Geringeres erwartet –, sondern wegen seiner Selbstlosigkeit. Denn Artemis Fowl hatte vor, mit einer Waffe anzugreifen, die Opal Koboi niemals bei ihm vermuten würde: mit seiner Menschlichkeit.
    Um seinen Tarntorpedo erfolgreich abzuschießen, musste er sich darauf verlassen, dass zwei Wesen ihren persönlichen Schwächen treu blieben.
    Foaly musste so paranoid bleiben, wie er immer gewesen war.
    Und Opal Kobois grenzenlose Eitelkeit musste ein solches Ausmaß angenommen haben, dass sie es nicht über sich brachte, die Menschheit zu vernichten, ohne dass ihre Erzfeinde Zeuge ihres glorreichen Sieges würden.
    Schließlich hielt Holly es nicht länger aus, tatenlos bei Artemis’ ungeschickten Flugversuchen zuzusehen.
    »Überlass mir das Steuer«, sagte sie. »Fahr die Bremsklappen voll aus, bevor wir Bodenkontakt haben. Die werden ziemlich schnell bei uns sein.«
    Widerspruchslos überließ Artemis ihr das Ruder. Jetzt war nicht der passende Moment für Machogehabe. Holly war als Pilotin zweifellos zehnmal besser, als er es je sein würde – und sie war mit Sicherheit der größere Macho. Er war einmal Zeuge gewesen, wie sie sich mit einem Elfen geprügelt hatte, weil der es gewagt hatte, ihr ein Kompliment über ihre Frisur zu machen. Sie hatte gedacht, er wolle sich über sie lustig machen, weil sie gerade mit einem frischen Bürstenschnitt vom Friseur kam. Holly ging nicht oft mit Männern aus.
    Holly führte das Steuer beidhändig, bis das Flugzeug genau über der Kieseinfahrt des Herrenhauses war.
    »Die Einfahrt ist zu kurz«, sagte Artemis.
    Holly kniete sich auf den Sitz, um besser sehen zu können. »Keine Sorge. Das Fahrwerk wird bei der Landung wahrscheinlich sowieso einknicken.«
    Artemis verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Na, Gott sei Dank. Ich dachte schon, wir hätten echte Probleme.«
    Holly kämpfte jetzt mit dem Steuer, als würde es sich der Festnahme widersetzen. »Probleme? Ein halb auseinanderfallendes Flugzeug zu landen ist für uns doch ganz normaler Alltag, Menschenjunge.«
    Artemis sah Holly an und verspürte eine Welle der Zuneigung für sie. Am liebsten hätte er die letzten zehn Sekunden aufgezeichnet und sich in einem weniger stressigen Moment noch mal angesehen, um in Ruhe würdigen zu können, wie stark und schön seine beste Freundin war. Nie wirkte Holly lebendiger, als wenn sie auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod balancierte. Ihre Augen blitzten, und sie war hellwach. Wo andere in Verzweiflung versanken oder die Flucht ergriffen, stellte sie sich der Situation mit einer Kraft, die sie von innen heraus strahlen ließ.
    Sie ist wirklich magisch , dachte Artemis. Vielleicht erkenne ich ihre Stärken jetzt besser, wo ich beschlossen habe, mich zu opfern. Und mit einem Mal wurde ihm klar: Ich kann ihr meinen Plan nicht verraten. Wenn Holly Bescheid weiß, wird sie versuchen, mich daran zu hindern.
    Es schmerzte ihn, dass sein letztes Gespräch mit Holly von Lügen und Irreführungen geprägt sein würde.

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