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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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überflog einen schimmernden Nadelwald, bis sie zu einer mondbeschienenen Wiese kam. Das silberne Band eines Bachs zerteilte das Gras, und dort, wo das Wasser eine schwungvolle Biegung machte, stand die stolze Eiche.
    Holly checkte ihr Ortungsgerät auf irgendwelche Lebewesen. Nachdem sie die Kuh zwei Felder weiter als ungefährlich eingestuft hatte, drosselte sie den Motor und landete am Fuß des mächtigen Baums.
     
    * * *
     
    Vier Monate Überwachung. Selbst Butler, der erfahrene Profi, begann die langen, feuchten Nächte und die Insektenstiche zu fürchten. Zum Glück war nicht jede Nacht Vollmond.
    Es war jedes Mal dasselbe. Sie hockten absolut lautlos in ihrem engen Versteck aus spezialbeschichteter Folie, und Butler überprüfte in regelmäßigen Abständen die Ausrüstung, während Artemis, ohne auch nur einmal zu blinzeln, durch die Linse des Fernrohrs starrte. In Momenten wie diesen erschien ihm die Natur geradezu erdrückend. Butler sehnte sich danach, vor sich hin zu pfeifen, zu plaudern oder irgendetwas anderes zu tun, um die unnatürliche Stille zu durchbrechen, doch Artemis war vollkommen konzentriert und würde ihm keine Störung oder Ablenkung durchgehen lassen. Geschäft war Geschäft.
    In dieser Nacht waren sie im Südosten, auf dem bisher unzugänglichsten Posten. Butler hatte dreimal zum Jeep zurückgehen müssen, um die Ausrüstung über einen Zauntritt, durch einen Sumpf und über zwei Felder zu schleppen. Seine Stiefel und die Hose waren ruiniert. Und nun hockte er auch noch in diesem Versteck, wo er sich auf dem schlammigen Boden einen nassen Hintern holte. Artemis hingegen hatte es irgendwie fertig gebracht, nicht einen einzigen Fleck abzukriegen.
    Das Versteck war eine geniale Erfindung, und verschiedene Seiten - zumeist Vertreter des Militärs - hatten bereits Interesse am Patent bekundet, doch Artemis hatte sich entschlossen, die Rechte an einen multinationalen Konzern für Sportausrüstungen zu verkaufen. Das Versteck bestand aus einer elastischen Polymerfolie auf einem vielseitig verstellbaren Gerüst aus Fiberglas. Die Spezialfolie, die ähnlich beschaffen war wie eine bei der NASA gebräuchliche, schloss die Wärme im Innenraum ein und sorgte dafür, dass die in Tarnfarben gehaltene Außenseite kühl blieb. Auf diese Weise bemerkten Tiere, die auf Wärmestrahlung reagierten, nichts von seiner Existenz. Dank der zahllosen Scharniere war das Gerüst nahezu beliebig formbar, so dass es jeden Hohlraum ausfüllen konnte, in den man es stellte. Ein perfekter, jederzeit verfügbarer Schutz und Beobachtungsposten - man legte den Beutel mit dem Klettverschluss einfach in eine Grube und zog an der Reißleine.
    Doch alle Genialität der Welt konnte die Atmosphäre nicht auflockern. Irgendetwas machte Artemis zu schaffen, das sah man deutlich an dem Netz aus vorzeitigen Fältchen um seine tiefblauen Augen.
    Nach den ersten Nächten fruchtloser Überwachungstätigkeit fasste sich Butler schließlich ein Herz. »Artemis«, begann er zögernd, »ich weiß, dass es mir nicht zusteht, danach zu fragen, aber ich merke doch, dass etwas nicht in Ordnung ist. Und falls ich irgendetwas tun kann, um zu helfen...«
    Artemis schwieg eine Weile, und während dieser Minuten zeigte er Butler sein wahres Gesicht, das Gesicht des ganz normalen Jungen, der Artemis hätte sein können.
    »Es ist wegen meiner Mutter, Butler«, sagte er schließlich. »Ich frage mich allmählich, ob sie je wieder -«
    In diesem Moment blinkte das rote Lämpchen des Bewegungsmelders auf.
     
    * * *
     
    Holly hängte die Flügel über einen niedrigen Ast und nahm den Helm ab, um ihren Ohren ein wenig Luft zu gönnen. Mit Elfenohren musste man vorsichtig sein - ein paar Stunden unter dem Helm, und sie begannen sich zu schuppen. Sie massierte die Spitzen ein wenig. Dank der regelmäßigen Feuchtigkeits-Spezialbehandlung war die Haut schön geschmeidig - im Gegensatz zu der ihrer männlichen Kollegen. Wenn die den Helm abnahmen, sah es aus, als hätte es angefangen zu schneien.
    Holly hielt einen Moment inne, um die Aussicht zu bewundern. Irland war wirklich malerisch. Selbst die Oberirdischen hatten es nicht geschafft, das kaputtzumachen. Noch nicht. Wer wusste, was in ein- oder zweihundert Jahren sein würde. Wie eine silberne Schlange wand sich der Fluss vor ihr, und sein Wasser sprudelte zischend über das steinige Bett. Die kahlen Äste der Eiche über ihr knarzten im kühlen Wind.
    An die Arbeit. Sie konnte noch die ganze Nacht

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