Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Touristin spielen, aber zuerst musste sie ihre Aufgabe erledigen. Einen Samen, sie brauchte einen Samen. Holly bückte sich zum Boden und scharrte die vertrockneten Blätter und Zweige beiseite. Ihre Finger schlossen sich um eine glatte Eichel. Na bitte, so schwierig war das doch nicht, oder?, dachte sie. Jetzt brauchte sie die Eichel nur noch an einer anderen Stelle vergraben, dann würde die magische Kraft wieder in ihren Körper strömen.
     
    * * *
     
    Butler überprüfte das tragbare Radargerät und dämpfte die Lautstärke, damit das Piepsen sie nicht verriet. Der rote Arm wanderte mit quälender Langsamkeit über den Bildschirm. Doch dann blitzte plötzlich etwas auf - eine Gestalt neben dem Baum! Zu klein für einen Erwachsenen, die falschen Proportionen für ein Kind. Er gab Artemis ein Zeichen mit dem erhobenen Daumen: möglicherweise ein Treffer.
    Artemis nickte und schob sich die verspiegelte Sonnenbrille auf die Nase. Butler folgte seinem Beispiel und klappte den Schutz vor der Linse des Infrarot-Zielfernrohrs an seiner Waffe auf. Dies war kein gewöhnliches Betäubungsgewehr. Es war speziell für einen kenianischen Elfenbeinjäger angefertigt worden und hatte die Reichweite und Schlagkraft einer Kalaschnikow. Butler hatte sie einem der Regierungsbeamten für ein Butterbrot abgekauft, nachdem der Wilderer hingerichtet worden war.
    Mit geübter Lautlosigkeit schlichen sie hinaus in die Nacht. Die winzige Gestalt vor ihnen nahm ein Gerät von den Schultern und zog einen Integralhelm von ihrem eindeutig nicht menschlichen Kopf. Butler wand sich den Riemen des Gewehrs zweimal um das Handgelenk und drückte den Kolben gegen seine Schulter. Dann schaltete er das Zielfernrohr ein, und zwischen den Schulterblättern der Gestalt erschien ein roter Punkt. Als Artemis nickte, drückte sein Diener auf den Abzug.
    Doch wie es der Zufall wollte, bückte sich die Gestalt genau in diesem Augenblick zum Boden hinunter.
     
    * * *
     
    Etwas Glitzerndes zischte über Hollys Kopf hinweg. Holly hatte genug Einsatzerfahrung, um zu begreifen, dass sie unter Beschuss stand, und rollte ihren zierlichen Elfenkörper augenblicklich zu einer Kugel zusammen, um möglichst wenig Zielfläche zu bieten.
    Sie zog ihre Pistole und rollte sich in den Schatten des Baumstammes. Ihr Gehirn suchte hektisch nach einer Erklärung. Wer schoss auf sie, und warum?
    Etwas stand neben dem Baum, ungefähr so groß wie ein Berg, aber wesentlich beweglicher.
    »Netter Ballermann«, sagte die Gestalt grinsend und umschloss Hollys Schusshand mit einer Faust in der Größe eines Kohlkopfes.
    Holly schaffte es in letzter Sekunde, ihre Finger loszuwinden, bevor sie zerbrochen wären wie trockene Spaghetti.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie sich freiwillig ergeben?«, fragte eine kalte Stimme hinter ihr.
    Holly fuhr herum, die Arme in Kampfbereitschaft vor dem Körper.
    »Nein«, seufzte der Junge theatralisch, »offensichtlich nicht.«
    Holly setzte ihre mutigste Miene auf. »Bleib zurück, Menschenwesen. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.«
    Der Junge lachte. »Ich glaube eher, verehrte Elfe, dass Sie nicht wissen, was Sache ist.«
    Elfe? Er wusste, dass sie eine Elfe war! »Ich habe magische Kräfte, Menschenwesen. Und zwar genug, um dich und deinen Gorilla in Schweinekötel zu verwandeln.«
    Der Junge trat einen Schritt näher. »Mutige Worte, Miss, aber gelogen. Wenn Sie, wie Sie behaupten, magische Kräfte besäßen, hätten Sie sie zweifellos längst eingesetzt. Nein, ich vermute, dass Sie das Ritual vernachlässigt haben und hierher gekommen sind, um Ihre Kräfte zu erneuern.«
    Holly war sprachlos. Da stand ein Menschenjunge vor ihr und plauderte ganz locker über heilige Geheimnisse. Das war verheerend, die reinste Katastrophe! Es könnte das Ende von Generationen des Friedens bedeuten. Wenn die Menschenwesen begriffen hatten, dass es die Unterirdischen tatsächlich gab, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Krieg zwischen den Arten ausbrach. Sie musste etwas tun, und sie verfügte nur noch über eine einzige Waffe.
    Der Blick ist die niedrigste Form der Magie, und man braucht dazu nur ein winziges Flackern magischer Kraft. Es gibt sogar ein paar Menschen, die ein gewisses Talent dazu haben. Auch der ausgelaugteste Unterirdische ist immer noch imstande, jedem beliebigen Menschenwesen vollkommen den Kopf zu verdrehen.
    Holly sog den letzten Rest Magie aus ihrem Schädelansatz. »Menschenwesen«, intonierte sie mit tiefer, monotoner

Weitere Kostenlose Bücher