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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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auch Kreuzschraubendrehern, und sogar Artemis' reichhaltiger Sammlung von Inbusschlüsseln gelang es nicht, in den winzigen Vertiefungen Halt zu finden. Denk futuristisch, ermahnte sich Artemis. Denk in Hightechdimensionen.
    Er fand die Lösung nach ein paar Minuten stillen Nachdenkens: Magnetschrauben. Eigentlich logisch. Aber wie sollte er auf der Ladefläche eines Geländewagens ein kreisendes Magnetfeld konstruieren? Unmöglich. Das Einzige, was er tun konnte, war, die Schrauben mit einem ganz normalen Magneten rundlaufen zu lassen.
    Artemis kramte den kleinen Magneten aus seiner Ecke im Werkzeugkasten und richtete versuchsweise die beiden Pole auf die winzigen Schrauben. Die negative Seite lockerte sich ein wenig, so dass Artemis sie mit einer Flachrundzange greifen konnte, und bald darauf lag die Platine des Ortungsgeräts offen vor ihm.
    Die Platinenbestückung war winzig, und er sah keine Spur von Lötblei. Offenbar verwendeten sie eine andere Art von Leiter. Mit etwas mehr Zeit würde es ihm vielleicht gelingen, das Funktionsprinzip dieses Geräts herauszubekommen, aber so würde er improvisieren und auf die Unaufmerksamkeit der anderen hoffen müssen. Aber wenn die Unterirdischen den Menschen auch nur ein wenig ähnlich waren, würden sie nur sehen, was sie sehen wollten.
    Artemis hielt das vordere Gehäuseteil des Ortungsgeräts gegen die Innenraumbeleuchtung. Es war durchscheinend. Leicht polarisierend, aber es würde reichen. Er schob ein Gewirr schimmernder Drähte beiseite und setzte eine Minikamera in die Lücke. Dann befestigte er den erbsengroßen Sender mit einem Klecks Silikon. Primitiv, aber wirkungsvoll - hoffentlich.
    Da die Magnetschrauben sich weigerten, ohne das korrekte Werkzeug in ihre Gewinde zurückzukehren, war Artemis gezwungen, sie ebenfalls festzukleben. Unschön, aber solange niemand genauer hinsah, würde es nicht auffallen. Und falls doch? Nun, dann verlor er nur einen Vorteil, mit dem er ohnehin nicht gerechnet hatte.
    Butler schaltete die Scheinwerfer aus, als sie die Stadt erreichten. »Wir sind gleich bei den Docks, Artemis«, sagte er über die Schulter. »Hier läuft mit Sicherheit irgendwo ein Trupp von der Zollfahndung herum.«
    Artemis nickte; das lag auf der Hand. Der Hafen war der Hauptumschlagplatz für illegale Waren. Über fünfzig Prozent des Schmuggelguts in Irland landete an diesem Küstenabschnitt, der nicht länger war als eine halbe Meile.
    »Dann brauchen wir ein Ablenkungsmanöver, Butler. Zwei Minuten reichen.«
    Der Diener nickte nachdenklich. »Das Übliche?«
    »Ja, warum nicht. Gutes Training für Ihr Fingerspitzengefühl.«
    Artemis blinzelte. Das war schon sein zweiter Scherz in letzter Zeit. Und diesmal hatte er ihn sogar laut geäußert. Er musste vorsichtig sein. Dies war nicht der richtige Moment für Frivolitäten.
     
    * * *
     
    Die Hafenarbeiter rollten sich Zigaretten. Was nicht einfach war mit Fingern, die so dick waren wie Eisenstangen, aber sie schafften es doch. Und was machte es schon, wenn ein paar braune Tabakkrümel auf das grobe Pflaster fielen? Man konnte das Zeug kistenweise bei einem kleinen Mann kaufen, der bei der Berechnung seiner Preise zuvorkommenderweise auf die staatlichen Steuern verzichtete.
    Butler schlenderte auf die Männer zu, die Dienstmütze eines Wachmanns tief in die Stirn gezogen.
    »Kalt heute Nacht, was?«, grüßte er das Grüppchen.
    Niemand antwortete. Polizisten trieben sich in den merkwürdigsten Verkleidungen herum.
    Doch der massige Fremde ließ nicht locker. »Bei der Kälte ist es sogar noch besser zu arbeiten als rumzustehen.«
    Einer der Arbeiter, nicht gerade der Klügste, nickte unwillkürlich, woraufhin sein Kumpel ihm den Ellbogen in die Rippen rammte.
    »Andererseits«, fuhr der Neuankömmling fort, »seht ihr Mädels nicht so aus, als ob ihr schon jemals richtig gearbeitet hättet.«
    Noch immer antwortete niemand, diesmal jedoch, weil den Hafenarbeitern vor Überraschung der Mund offen stand.
    »Mann, ihr seid vielleicht ein trauriger Haufen«, stichelte Butler munter weiter. »Während der Hungersnot wärt ihr ja noch als Männer durchgegangen, aber nach heutigen Maßstäben seid ihr nicht mehr als eine Bande Schlappschwänze in Overalls.«
    »Arrrrgh«, stieß einer der Arbeiter aus; mehr brachte er nicht heraus.
    Butler zog die eine Augenbraue hoch. »Argh? Kläglich. Und so unartikuliert. Eure Mütter müssen ja wirklich stolz auf euch sein.«
    Der Fremde hatte eine heilige Grenze

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