Artemis Fowl
Umriss sich im Dunst abzeichnete. Offenbar ein Walfänger. Auch wenn die Technologie sich im Lauf der letzten Jahrhunderte mächtig entwickelt hatte, ging doch immer noch nichts über eine gute alte Harpune, um das größte Säugetier der Welt zu erlegen.
»Captain Short ist irgendwo da drinnen, Foaly. Unter Deck. Welche Daten können Sie mir geben?«
»Keine, Sir. Ist schließlich kein Gebäude. Und bis wir rausgekriegt haben, wo das Schiff registriert ist, ist es längst zu spät.«
»Was ist mit Thermobildern?«
»Keine Chance, Commander. Der Pott muss mindestens fünfzig Jahre alt sein. Sehr hoher Bleigehalt im Rumpf. Wir kommen nicht mal durch die oberste Schicht. Tut mir Leid, aber da sind Sie ganz auf sich gestellt.«
Root schüttelte den Kopf. »Und das nach all den Milliarden, die wir in Ihre Abteilung gesteckt haben. Erinnern Sie mich daran, dass ich Ihr Budget zusammenstreiche, sobald ich zurück bin.«
»Jawohl, Sir«, kam die Antwort, ausnahmsweise mürrisch. Wenn es um sein Budget ging, verstand Foaly keinen Spaß.
»Halten Sie die Bergungseinheit in höchster Alarmbereitschaft. Kann sein, dass ich sie hier dringend brauche.«
»Mache ich, Sir.«
»Das will ich hoffen. Over.«
Root war auf sich selbst gestellt, und wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er sich so am wohlsten fühlte. Kein anmaßender Zentaur, der ihm ins Ohr wieherte. Nur ein Elf, seine Fähigkeiten und vielleicht ein Hauch Magie.
Root kippte seine Polymerflügel ab und flog unter einer Nebelbank hindurch. Er brauchte sich nicht vorzusehen; mit seinem Sichtschild war er für das menschliche Auge unsichtbar. Selbst auf einem Radarschirm würde er höchstens als kaum wahrnehmbare Verzerrung erscheinen. Der Commander tauchte hinunter zur Reling. Es war ein hässlicher Kasten. Das blutbeschmierte Deck verströmte einen Geruch nach Schmerz und Tod. Zahllose edle Kreaturen waren hier gestorben, waren geschlachtet und zerteilt worden für ein paar Stück Seife und ein bisschen Öl. Root schüttelte den Kopf. Was waren die Menschenwesen doch für Barbaren. Hollys Signal blinkte jetzt heftiger. Sie war nah, sehr nah. Irgendwo innerhalb eines Radius von zweihundert Metern befand sich die hoffentlich noch lebendige Gestalt von Captain Holly Short. Doch da er keine Pläne hatte, würde er den Bauch des Schiffs auf eigene Faust erkunden müssen.
Root landete sanft auf dem Deck, wobei seine Stiefel leicht an der Mischung aus getrockneter Schmierseife und Tran kleben blieben, die die Stahloberfläche bedeckte. Das Schiff wirkte verlassen. Kein Wachposten an Deck, kein Bootsmann auf der Brücke, nirgendwo ein Licht. Doch das war kein Grund, übermütig zu werden. Root wusste aus bitterer Erfahrung, dass Menschenwesen aus dem Nichts auftauchten, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnete. Einmal, als er den Jungs von der Bergung geholfen hatte, die Überreste einer Kapsel von einer Tunnelwand zu kratzen, waren sie von einer Gruppe Höhlenforscher entdeckt worden. Was für ein Desaster! Massenhysterie, Verfolgungsjagden und zahllose Erinnerungslöschungen - das volle Programm. Root erschauerte. Solche Nächte konnten einen Elf um Jahrzehnte altern lassen.
Bei voll aktiviertem Sichtschild klappte der Commander seine Flügel zusammen und erkundete das Deck zu Fuß. Auf seinem Monitor waren keine weiteren Lebensformen zu sehen, doch wie Foaly gesagt hatte, bestand der Rumpf zum größten Teil aus Blei, und sogar der Lack war auf Bleibasis hergestellt. Das ganze Schiff war eine schwimmende Umweltgefahr. Und davon abgesehen, konnte sich ein ganzes Bataillon Sturmtruppen unter Deck versteckt halten, ohne dass seine Helmkamera sie entdeckte. Sehr ermutigend. Selbst Hollys Signal drang nur gedämpft durch, obwohl die Impulse von einer Nuklearbatterie ausgesendet wurden. Das gefiel Root nicht. Ganz und gar nicht. Nur die Ruhe, ermahnte er sich. Du hast den Sichtschild. Kein einziges Menschenwesen kann dich jetzt sehen.
Root zog an der ersten Luke. Sie schwang problemlos auf. Er schnüffelte - die Oberirdischen hatten die Scharniere mit Waltran gefettet. Schreckten die eigentlich vor gar nichts zurück?
Da der Gang in gefährliche Dunkelheit getaucht war, klappte Root den Infrarotfilter herunter. Manchmal war die moderne Technologie ja ganz brauchbar, aber das würde er Foaly gewiss nicht unter die Nase reiben. Das Gewirr aus Rohren und Gitterrosten vor ihm leuchtete sofort in einem unnatürlich grünen Licht auf. Minuten später bedauerte er
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