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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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er nicht die Absicht hatte, diesen Kampf zu unserem zu machen.
    Ich war hin- und hergerissen. Das Richtige schien mir zu sein, dem Bauern zu helfen, der allem Anschein nach seine Lebensgrundlage mit weiter nichts als einem Baseballschläger zu verteidigen suchte. Aber welches Risiko müssten wir dafür auf uns nehmen?
    In diesem Moment erklang ein Schuss, donnerte über die Bäume und hallte auf meinen Trommelfellen nach. Der Herumtreiber hatte über den Kopf des Bauern hinweggeschossen, konnte den tapferen Mann aber nicht in die Flucht treiben. In meinem Geist blitzte ein Bild von den Beinen des Schleusers auf dem Küchenboden auf. Abwehrbereit hob Chase seine Waffe und stieß mich zu Boden.
    Ein Schrei zerriss die Luft, so nah, dass ich erneut erschrak. Beinahe glaubte ich, ich wäre die Person gewesen, die das Geräusch von sich gegeben hatte. Ich drehte den Kopf zur Seite und bemühte mich, über meinen Atem hinweg etwas zu hören. Die Frau konnte nicht geschrien haben – sie war zu weit entfernt – und für einen Mann war die Stimme zu hoch gewesen.
    Nun hörte ich ein Wimmern. Ganz in der Nähe. Meine Fingernägel scharrten über die Erde. Fluchtbereit stemmte ich mich in die Hocke, und da sah ich es.
    Ein Kind, nicht älter als sieben.
    Es hatte gescheiteltes braunes Haar und eine Schniefnase, die farblich zu seinem tomatenroten Sweatshirt passte. Ich wusste sofort, dass der Junge zu dem Bauern gehören musste; er war zu gut gekleidet, um zu dem Paar zu gehören. Und er versteckte sich, offensichtlich verängstigt, und sah zu, wie der Dieb die Waffe auf seinen Vater richtete.
    Ich riss mich ohne nachzudenken von Chase los, um zu dem Versteck des Jungen zu krabbeln, etwa drei Meter rechts von unserer Position.
    »Ember!« , zischte Chase.
    Schrill erhob sich vor uns die Stimme des Schützen. »Ja, klar, ich hatte auch einmal ein Haus. Ein Haus und einen Job und einen Wagen. Zwei Wagen! Und jetzt kann ich nicht einmal mehr meine Familie ernähren!« Nun konnte ich auch den Dieb selbst weinen hören. Seine Verzweiflung wurde immer deutlicher spürbar. Chase und ich reagierten beide mit erhöhter Anspannung.
    Der Junge schluchzte laut, und der Dieb wirbelte in unsere Richtung herum.
    »Was war das? Hast du da draußen noch jemanden versteckt? Wer ist da?«
    »Das ist niemand!«, erklärte der Bauer nachdrücklich. »Wir sind allein hier.«
    »Ich habe jemanden gehört!« Er stapfte auf uns zu.
    Ich erstarrte. Meine Finger versanken in einem feuchten Laubhaufen. Der Junge war immer noch gute eineinhalb Meter von mir entfernt, aber inzwischen hatte er mich entdeckt. Sein Gesicht glänzte tränenfeucht, und er hatte beide Hände vor den Mund geschlagen.
    Ich führte einen zitternden Finger an meine Lippen, verzweifelt darum bemüht, ihn zum Schweigen zu bringen. Warum hatten wir uns nur nicht zurückgezogen, wie Chase es gewollt hatte?
    Das unverkennbare Knacken des Unterholzes riss mich aus meiner Trance. Für eine Sekunde erhaschte ich einen Blick in Chases Augen und erkannte den harten Ausdruck des Soldaten in ihnen. Dann ließ er zu meinem Entsetzen den Rucksack fallen und richtete sich zu voller Größe auf. Nie zuvor hatte er beeindruckender ausgesehen.
    »Wer zum Teufel bist du?«, brüllte der Dieb und zielte direkt auf Chases Brust.
    Mir drehte sich alles. Was tut der da? Ich versuchte, Chases Fußgelenk zu greifen, um ihn zurückzuzerren und zur Vernunft zu bringen, aber es war zu spät. Und dann wurde mir klar, dass er von dem Kind ablenken wollte, indem er sich zeigte, ehe der Mann mit der Waffe ungezielt in den Wald schießen konnte. Bei dem Gedanken, Chase könnte etwas zustoßen, erlebte ich ein niederschmetterndes Gefühl der Machtlosigkeit.
    »Hey, ganz ruhig. Nehmen Sie die Waffe runter«, hörte ich Chase mit ruhiger Stimme befehlen. Der Dieb zögerte und wich einige Schritte zurück.
    »Wer bist du?«
    »Ein Reisender, genau wie Sie. Verdammt kalt, was? Das ist das Schlimmste, wenn Sie mich fragen. Die Kälte. Hören Sie, ich weiß, Sie sind hungrig. Ich habe noch ein paar Vorräte, die ich gern heute Abend mit Ihnen teilen werde, und dann können wir uns überlegen, wie es weitergeht, einverstanden?«
    »Zurück!«
    Die Augen des Bauern flitzten zwischen den beiden Bewaffneten hin und her, ehe sie sich auf den Wald richteten, dorthin, wo sich sein Sohn versteckte. Die Abendluft knisterte vor Statik.
    »Bitte, Eddie!«, flennte die Frau des Diebs. »Bitte, lass uns verschwinden!«
    Der Mann

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