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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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das eine Waffe trug.
    In Virtaniemi bei Inari hatten sie ihre letzte Etappe in Angriff genommen, den Fußmarsch bis zu einem Ort nordöstlich von Jäniskoski, an dem sich die Grenzen von Finnland, Norwegen und Russland trafen. Dort sollten sie das »Schwert des Marschalls« verstecken.
    Während des Marsches entstand in ihm ganz unmerklich ein Entschluss. In Jäniskoski schoss er Kulomaa zweimal in den Kopf. Der Mann starb sofort, ohne ein Wort zu sagen. Er versteckte die Leiche im Inneren der Teufelskirche, die sich ganz in der Nähe befand, und nahm das »Schwert des Marschalls« mit. Später beschloss er, Kulomaa des Verrats zu bezichtigen, um seine eigene Haut zu retten. Kulomaas Tod war das Einzige, worüber Eerik nie die Wahrheit erfahren würde.
    Otto Forsman spürte, wie seine Augen feucht wurden. Er sehnte sich nach den seltenen schönen Stunden, die er mit seiner Frau und Eerik hatte erleben dürfen, und überlegte, was für ein ganz anderes Leben er hätte haben können.
     
    Major Rodion Jarkow wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte die Ruhe zu bewahren. Otto Forsman, der im Zimmer nebenan wartete, war seine letzte Chance.Eerik Sutela und die Finnin waren verschwunden, er hatte mit den Soldaten auf dem südkarelischen Berg zu lange gewartet. Als sie schließlich losgefahren waren, um dem Telefon der Frau zu folgen, war dessen Signal verschwunden. Er bereute es, dass er nicht von Anfang an die Ortung Sutelas per Satellit angeordnet hatte, aber die tagelange Überwachung rund um die Uhr hätte viel gekostet, die Summe wäre so hoch gewesen wie das gesamte Monatsbudget seines Direktorats. Es musste ihm einfach gelingen, Informationen aus Forsman herauszuholen. Jetzt würde er damit beginnen.
    Jarkow öffnete die Tür zu Forsmans Zimmer und ging zu dem Alten, zwei Soldaten des Alpha-Kommandos folgten ihm. »Ich habe nicht die Absicht, mich vorzustellen oder Erklärungen abzugeben, wir beide wissen, worum es geht. Die Lage ist die folgende: Ich werde Sie einmal fragen, wo sich das ›Schwert des Marschalls‹ befindet. Wenn Sie antworten, können Sie Ihr armseliges Leben fortsetzen, wenn Sie schweigen, werden wir Sie zum Reden bringen«, sagte er auf Finnisch und machte eine kleine Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Dort an der Wand steht ein Tisch, auf dem unsere Ärztin einige klassische Überredungsmittel aufgereiht hat: Injektionsnadeln, Ampullen, ein Skalpell, eine Punktionsnadel, einen Knochenbrecher, eine Druckluftflasche mit flüssigem Stickstoff, einen Bunsenbrenner, dessen Flamme neunhundert Grad Celsius heiß ist, und sicherheitshalber eine Spritze mit Tetrodotoxin, die den sofortigen Tod garantiert.«
    Forsman war bereit. Die Todesangst rückte in den Hintergrund, als er die Erleichterung im ganzen Körper spürte. Er war im Sommer 1943 als zwanzigjähriger junger Mann, der an seine Ideale glaubte, an die Front gegangen, und durch das »Schwert des Marschalls« hatte sein Krieg nie aufgehört.Jetzt würde er endlich zu Ende gehen, er wäre das letzte Opfer des Fortsetzungskrieges.
    Jarkow griff nach Forsmans Ziegenbart und drehte das Gesicht des Alten in seine Richtung. »Wo ist das ›Schwert des Marschalls‹?«
    Otto Forsman öffnete den Mund, um zu antworten, als der erste Schuss krachte, und er schloss ihn, als die zweite Kugel seinen Backenknochen durchschlug. Das Fenster mit Blick auf das Inselpanorama war zersplittert. Panik brach aus, die Ärztin stürzte zu Forsman hin, und die Soldaten des Alpha-Kommandos stürmten aus dem Blockhaus hinaus.
    Der kahlköpfige Mann mit den Flecken im Gesicht rannte mit langen, gleichmäßigen Schritten durch den Wald am Westufer von Porkkalanniemi und machte sich nicht einmal die Mühe, einen Blick hinter sich zu werfen. Eile war geboten, er musste das klimatisierte Auto erreichen, bevor seine Körpertemperatur zu sehr anstieg. Er hatte Forsman mit einem Scharfschützengewehr des Typs Dragunow SVD, das mit einem leistungsfähigen Zielfernrohr ausgestattet war, von seinem Beobachtungspunkt aus erschossen, der hundertfünfzig Meter von der Villa der russischen Botschaft entfernt lag. Die »Flunder« wusste, dass der Vorsprung bei weitem ausreichte, die Soldaten des Alpha-Kommandos würden ihn im dichten Wald nicht einholen können. Die erste Zielperson war erledigt.

41
    Helsinki, Samstag, 12. August
    Arto Ratamos Kiefer mahlten den Nikotinkaugummi, und seine Hände umklammerten das Lenkrad des VW Golf, als der Zufall seinen

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