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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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berührte.
    Taru stopfte die nassen Haare, die ihr ins Gesicht gefallenwaren, in den Pferdeschwanz und kaute nachdenklich an der Unterlippe. »Es heißt, dass die Sowjetarmee an dem Weg, der über Virtaniemi bis nach Kirkenes zum Eismeer führt, 1949, als Norwegen der NATO beitrat, an der Grenze jede Menge Minen gelegt hat. Und dasselbe soll weiter im Süden an der Straße nach Murmansk über Raja-Jooseppi passiert sein.«
    »Ich werde mein Glück wohl lieber an einem Grenzübergang als in einem Minenfeld versuchen. Da führt schließlich eine richtige Straße durch die Grenzzone«, sagte Ratamo in entschlossenem Ton.
    Taru drückte auf einen Knopf ihres Handgelenkcomputers, und das Displaylicht färbte ihr Gesicht grün. »Es ist jetzt um zwei, und die Sonne geht kurz nach vier auf. Im Hellen bemerkt man uns leichter als jetzt, auf beiden Seiten der Grenze ist kilometerweit der Wald abgeholzt.«
    Ratamo nickte. »Das ist doch ein zeitweiliger Grenzübergang, geöffnet nur bei Bedarf. Vielleicht ist er gar nicht ständig besetzt.«
    »Dann ist es besser, wir gehen jetzt sofort los.« Sutela versuchte aufzustehen, aber Taru zog ihn zurück in die Hocke.
    »Für einen, der von der Universität kommt, schlägst du dich ganz gut. Noch ein Endspurt, und dann sind wir in Finnland«, sagte Taru und streichelte Sutelas Schulter, als sie seine betretene Miene sah.
    »Ich gehe voran, ihr folgt mir nebeneinander, und geredet wird kein Wort, auf gar keinen Fall«, befahl sie den Männern.
    Einen Augenblick später erreichten sie die Straße zur Grenzstation, liefen vorsichtig bis zur Schranke am Grenzübergang und krochen an der trockensten Stelle unter ihr hindurch. Auf beiden Seiten der Straße befand sich ein fünf Meter breiter Randstreifen, der an einem mit Stacheldraht bedeckten hohen Gitterzaun endete.
    »Aus diesem langen Käfig kommt man nur an einem der beiden Enden heraus«, flüsterte Ratamo. Waren sie im Begriff, den Fehler ihres Lebens zu begehen? Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn in der Wachstube ein russischer Grenzsoldat mit einem überempfindlichen Finger am Abzug vor sich hin döste.
    Die einzige Straßenlaterne im ganzen Kontrollabschnitt beleuchtete mit Müh und Not das alte Wachhäuschen aus Holz und ein kleines Stück der Straße. Dank des Regens war die Nacht in Lappland noch dunkler als sonst. Von Überwachungskameras oder anderen technischen Finessen sah man keine Spur. Taru Otsamo bedeutete ihren Gefährten, neben ihr in die Hocke zu gehen, dann holte sie aus ihrer Brusttasche ein kleines Fernglas und richtete es auf die Fenster des etwa zwanzig Meter entfernten wackligen Häuschens.
    »Es ist niemand zu erkennen, aber drinnen leuchtet ein mattes Licht. Das kann von einem Elektrogerät stammen, beispielsweise von einem Computer. Vielleicht ist da niemand drin.«
    Ratamo legte sich auf den feuchten Boden zwischen dem Randstreifen und dem Drahtzaun und kroch neben Sutela und Taru Otsamo in Richtung Finnland. Sein Puls hämmerte in den Schläfen, obwohl er sich immer wieder sagte, dass sie keiner bemerken würde. Wahrscheinlich saß in der Wachstube tatsächlich niemand. Doch so sehr er sich das auch einzureden versuchte, es half nichts, der Sand knirschte so laut, dass es einfach nicht zu überhören war. Ihm schoss die Frage durch den Kopf, ob denn überhaupt jemand in Finnland erfahren würde, was ihm passiert war, wenn …
    Urplötzlich flog die Tür des Wachhäuschens auf, und ein schläfriger russischer Grenzsoldat mit einer Zigarette zwischen den Lippen trat auf die Schwelle. Er holte tief Luft,räkelte sich und gähnte. Dann öffnete er den Hosenstall und pinkelte von der Schwelle aus in Richtung der drei Finnen. Offensichtlich wollte er im Regen nicht nass werden.
    Sutela starrte den Russen an, ohne sich zu bewegen, seine Angst wuchs, dann sah er die Waffe auf dem Rücken des Mannes. Da versagten ihm die Nerven, er war im Begriff aufzuspringen. Ratamo hörte, wie Sutelas Sachen raschelten, wandte den Kopf zur Seite und packte den Professor mit einem Würgegriff an der Kehle. Sutela konnte keinen Ton von sich geben und sich nicht rühren. Der Soldat erstarrte für einen Augenblick, warf dann die Zigarette in eine große Pfütze und kehrte in sein Häuschen zurück.
    »Verdammt, du möchtest wohl gerne in einem Murmansker Gefängnis Ferien machen«, zischte Ratamo lauter als angebracht. Taru Otsamo befahl ihm, den Mund zu halten, und schaute Sutela, dem es sichtlich peinlich war,

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