Arto Ratamo 7: Der Finne
russischen Geheimdienst zu schützen. Wir sind nur eine … Kirche.«
Der Teller klirrte, als Forsman die Gabel weglegte. Der Priester tat ihm leid. Doch er konnte Vater Peter nicht helfen, so wie der ihm und Eerik geholfen hatte, aber er könnte dafür sorgen, dass der junge Mann sich wenigstens erleichtert fühlte. »Es waren insgesamt fünf Hinweise, und mein Sohn und seine Begleiter haben schon alle gefunden«, log Forsman.
»Wo ist das ›Schwert des Marschalls‹? Wir müssen es in Sicherheit bringen, sonst macht das der FSB.«
Forsman tastete nach seiner Gabel, nahm sie und aß weiter. Er wirkte äußerlich ruhig und gefasst, hatte aber fürchterliche Angst, dass Eerik seine Aufgabe nicht lebend überstand. Hatte er das »Schwert des Marschalls« so gut versteckt, dass es nie jemand finden würde?
34
Helsinki, Samstag, 12. August
Im Gästezimmer der russischen Handelsvertretung in der Tehtaankatu hörte man schon am frühen Morgen ein lautes Hämmern. Major Rodion Jarkow saß frisch geduscht auf dem Bett und schaute sich eine Fernsehsendung über den Bau eines Eigenheims an. Die nassen Haare entblößten die kahle Stelle auf dem Scheitel, und sein Bauch blähte sich unter dem Handtuch wie ein Segel im Wind.
Die Handwerker im Fernsehen zimmerten Jarkows und Valentinas Traumhaus. Genau so ein harmonisches Ganzes wollten sie haben: Ein strahlend neues Holzhaus am Wasser mit einem großen Garten, viel Rasen, einer Hollywoodschaukel und einem überdachten Grill, mit dichten Birken, weißen Fenstern, einer Satellitenschüssel … Wenn er das »Opferbuch« finden und befördert werden würde, wenn er sparsam wäre und den langen Weg zur Arbeit nicht scheute, könnte er vielleicht mit Hilfe seiner Beziehungen sogar ein Grundstück an der Moskwa kaufen. Wenn und vielleicht.
Es dauerte eine Weile, bis Jarkow begriff, dass es sein Handy war, das klingelte; er hatte sich immer noch nicht an den Rufton des Telefons gewöhnt, auf dem sich nur die Führerin meldete. Die Gespräche mit ihr fielen ihm immer schwerer, es war unangenehm, anhören zu müssen, wie sich die Frau um ihr Kind ängstigte. Widerwillig drückte er auf das Bild des grünen Hörers.
»Ich konnte mich kurz von den Männern entfernen, hol meine Tochter ans Telefon. Du hast es versprochen!« Taru Otsamo klang aufgeregt.
Jarkow schnalzte mit der Zunge wie ein Lehrer, der ein kleines Mädchen ausschimpft. »Wir haben den Hinweis überprüft, den Sie uns gegeben haben – der Haukkavuori in Ruokolahti ist kein Burgberg wie die Verstecke in den bisherigen Briefen. Sie glauben doch wohl nicht etwa, dass Sie meine Organisation übers Ohr hauen können. Ist es Ihnen gleichgültig, was mit Ihrer Tochter geschieht?«
Die Angst und die Enttäuschung lähmten Taru, sie war schon früh um fünf aufgewacht und hatte darauf gewartet, endlich Paulas Stimme zu hören. Nun blieb sie lange stumm, bis ihr endlich klar wurde, was Jarkow eben behauptet hatte. »Ich lüge nicht. Auf diesem Berg muss sich auch keine Burg befinden, sondern die Grenzlinie des Friedens von Uusikaupunki. Ich habe Ihnen Wort für Wort wiedergegeben, was Eerik Sutela gesagt hat. Und Sie haben versprochen, dass ich mit Paula reden kann.«
»Wenn das ›Schwert des Marschalls‹ heute gefunden wird, dann sehen Sie Ihre Tochter sowieso sehr bald wieder. Finden Sie heraus, wo das Dokument genau versteckt ist«, befahl Jarkow.
»Ich habe es schon versucht«, erwiderte Taru niedergeschlagen. »Sutela weiß es selbst nicht, er hat nur erzählt, dass wir es dort auf dem Berg finden werden.«
»Sie erhalten Ihre Tochter zurück, sobald ich das ›Schwert des Marschalls‹ in der Hand habe«, sagte Jarkow gleichgültig und beendete das Gespräch. Im selben Augenblick klopfte es laut an der Tür. Er zog den Bauch ein, öffnete die Tür und war enttäuscht, dass er Gataulin erblickte und nicht irgendeine Frau aus der Botschaft.
»General Korolkow ruft aus Moskau an und hört sich, vorsichtig ausgedrückt, etwas wütend an. Entweder hat er heute nicht seinen allerbesten Tag, oder du hast richtig Mist gebaut.« Gataulins Miene verriet, welche Alternative ihm besser gefiele.
Jarkow schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Hatte Korolkow die Nase voll von seinen Misserfolgen? »Weshalb hat er dich angerufen, wartet der General in der Leitung?«, fragte Jarkow den schadenfrohen Überbringer der Botschaft.
»General Korolkow wollte, dass ich für euch eine Videobesprechung organisiere. In der
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