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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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den Schalldämpfer an seiner »Gratsch«, einer Pistole vom Typ Jarygin MR-443, das war die Standardwaffe der russischen Armee und seine dritte Hand. Er hatte mit seiner »Gratsch« Dinge getan, die kein einziger gesunder Mensch auch nur hören wollte. Die »Flunder« trat vor die letzte verschlossene Tür, holte tief Luft und betrat die Bibliothek – auch hier war niemand.
    Er ging bis in die Mitte des Raumes und fragte sich verwundert, wohin der alte Mann verschwunden war. Da wurde die Haustür geöffnet, und man hörte Schritte.
    »Dimitri, komm her! Die Scheibe der Haustür ist kaputt!«, rief jemand auf Russisch.
    Er durfte nicht gesehen werden und keine Priester töten, das hatte der Auftraggeber ihm befohlen. Die »Flun der « lief mit großen Schritten zum Fenster und bemerkte, dass es einen Spalt weit offen stand. War der alte Mann so geflohen? Er riss das Fenster auf, sprang hinaus auf den Rasen und sah, bevor er losrannte, noch das erschrockene Gesicht des lockenköpfigen Priesters, der ins Zimmer gestürzt kam.
    Vater Peter stand am Fenster und starrte in die Richtung, in die der merkwürdig aussehende Mann eben verschwunden war. Er versuchte sich zu erinnern, woher er das fleckige Gesicht kannte. Waren sie sich begegnet, oder hatte er irgendwo sein Bild gesehen? Er fuhr zusammen, als irgendwo Scharniere knarrten.
    Otto Forsman trat aus seinem Versteck hinter der Tür hervor und erkannte Vater Peters Geruch, er verstand jedoch nicht, was eben passiert war. Noch jemand anders war in dem Raum gewesen. »Was geschieht hier?«
    Vater Peter hörte ein Geräusch an der Tür, drehte sich um und wollte auf den alten Mann zugehen. Er sah noch einen schwarzen Punkt, der auf seine Augen zuraste, dann wurde es um ihn herum dunkel.
    »Sie hatten sich also entschieden, den Finnen hier in Ihren eigenen Räumen zu verstecken. Außerordentlich einfallsreich. Sie haben uns viel Arbeit erspart«, sagte Rodion Gataulin auf Russisch zu dem bewusstlosen Vater Peter, während seine Männer Forsman an den Armen packten.
    Otto Forsman begriff, dass er nichts tun konnte, er war nicht im Stande, den FSB aufzuhalten. Nun würde er nie erfahren, ob …

36
    Südkarelien, Samstag, 12. August
    »Wsjo pod kontrolem«
, murmelte Major Rodion Jarkow, um sich zu beruhigen, als der Audi der russischen Botschaft mit finnischem Kennzeichen auf dem Parkplatz zu Füßen des Haukkavuori anhielt. Ein Diplomatenfahrzeug wäre auf dem Lande zu auffällig gewesen. Bis nach Russland waren es nur etwa fünfzehn Kilometer, aber die Grenze hätte genauso gut in einem anderen Sonnensystem liegen können, denn ohne das »Schwert des Marschalls« brauchte er sich zu Hause gar nicht erst sehen zu lassen. Er sehnte sich nach seiner Frau und seinem Sohn, die Streifzüge durch die finnischen Wälder reichten jetzt. Jarkow sagte sich immer wieder, dass er in Kürze das »Schwert des Marschalls« in der Hand halten würde. Nach den Telefonortungsdaten waren die Finnen nur etwa zwanzig Kilometer entfernt. Er versuchte nicht daran zu denken, was mit der Tochter der Führerin geschehen würde und was sie schon bald mit den Finnen machen müssten.
    »Normalno«
, sagte einer der zwei Soldaten des Alpha-Kommandos, das vom Bezirksbüro in Sankt Petersburg geschickt worden war, und stieg mit seinem Gefährten aus, beide trugen Kampfanzüge. Die Schlösser der Maschinenpistolen vom Typ PP-93 klickten, als sie ihre Waffen luden und entsicherten.
    Der Sand knirschte unter Jarkows Schuhen, während er die Umgebung erkundete. Auf dem Parkplatz standen keine anderen Fahrzeuge, am überdachten Grill und unter dem Schutzdach befand sich niemand, in der letzten Zeit hattehier keiner Feuer gemacht. In Finnland wurden sogar diese Plätze für Wanderer auffallend sauber gehalten. Der Tag war warm und der Himmel leicht bewölkt, die Hirschlausfliegen unternahmen Kamikazeangriffe, und zu hören waren nur das Rauschen des Windes und die schrillen Schreie eines Falken. Mit einem Wort, sie waren mitten im Wald.
    Der allmählich ansteigende, anderthalb Meter breite Sandweg hinauf zur Bergkuppe verwandelte sich nach einigen hundert Metern in einen schmalen Trampelpfad, den zuweilen enge Knüppeldämme unterbrachen. Der Wald wurde dichter, hier und da sah man feuchte Stellen, und überall schwirrten Hirschlausfliegen umher. Jarkow verfluchte die Kilos, die sich an seiner Taille angesammelt hatten, es kam ihm so vor, als würde er einen Sack Steine mit sich schleppen. Der Schweiß floss

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