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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gewährte«, rief Sansum laut,
    »erkläre ich Euch zu Mann und Frau!«
    »Wo ist unser König?« fragte mich Issa.
    »Wer weiß?« fragte ich flüsternd zurück. »Vermutlich tot.«
    Dann sah ich zu, wie Lancelot die vergilbten Knochen von Norwennas Hand anhob und so tat, als drückte er einen Kuß
    auf ihre Finger. Als er die Hand wieder losließ, fiel einer dieser Finger ab.
    Sansum, der sich nie eine Gelegenheit zum Predigen entgehen ließ, wollte gerade mit seiner Tirade beginnen, als Morgan zu mir trat. Ich hatte sie nicht kommen sehen, und das erste, was ich von ihrer Anwesenheit merkte, war, daß jemand mich am Mantel zupfte. Als ich erschrocken herumfuhr, sah ich ihre Goldmaske im Feuerschein glänzen. »Wenn sie merken, daß die Wachen am Tor weg sind«, zischelte sie,
    »werden sie das ganze Gelände absuchen und ihr seid tot. Folgt mir, ihr Narren!«
    Schuldbewußt sprangen wir zu ihr hinab und folgten ihrer gekrümmten schwarzen Gestalt, die hinter der Menge in die Schatten der großen Kirche auf dem Gelände des Heiligtums huschte. Dort machte sie halt und starrte mir ins Gesicht. »Man erzählt sich, daß Ihr tot seid«, berichtete sie. »Getötet mit Arthur bei Cadocs Schrein.«
    »Ich lebe noch, Lady.«
    »Und Arthur?«
    »Lebte vor drei Tagen auch noch, Lady«, antwortete ich.
    »Bei Cadocs Schrein wurde keiner von uns getötet.«
    »Gott sei Dank!« hauchte sie. »Gott sei Dank!« Dann packte sie mich am Mantel und zog mein Gesicht bis dicht an ihre Maske. »Hört zu!« sagte sie eindringlich. »Mein Gemahl hatte in diesem Fall keine Wahl.«
    »Wenn Ihr das sagt, Lady«, gab ich zurück, ohne ihr auch nur eine Sekunde lang zu glauben. Doch ich begriff, daß Morgan alles tat, was in ihrer Macht stand, um bei dieser Krise, die Dumnonia so unversehens heimgesucht hatte, gleichzeitig auf beiden Seiten zu stehen. Lancelot übernahm den Thron, und irgend jemand hatte eine Verschwörung angezettelt, um sicherzustellen, daß Arthur außer Landes war, wenn er das tat. Schlimmer noch, fand ich, irgend jemand hatte Arthur und mich zu Cadocs Bergtal geschickt und dafür gesorgt, daß uns ein Hinterhalt gelegt wurde. Irgend jemand wünschte unseren Tod, und es war Sansum gewesen, der uns als erster Ligessacs Zufluchtsort verraten hatte, und Sansum, der sich dagegen ausgesprochen hatte, daß Cuneglas’ Männer ihn
    gefangennahmen, und Sansum, der jetzt im Schein der nächtlichen Feuer vor Lancelot und einem Leichnam stand. Bei dieser bösen Sache witterte ich allüberall die Pfoten unseres Mäuselords, bezweifelte allerdings, daß Morgan auch nur die Hälfte von dem wußte, was ihr Gemahl getan oder geplant hatte. Sie war zu alt und weise, um sich von religiöser Raserei anstecken zu lassen, und machte wenigstens den Versuch, sich einen sicheren Weg durch all die Schrecken zu suchen, die auf uns herabregneten.
    »Versichert mir, daß Arthur noch lebt«, flehte sie mich an.
    »In Cadocs Tal ist er nicht gestorben«, gab ich zurück.
    »Dessen kann ich Euch versichern.«
    Sie schwieg eine Weile, und ich vermute, daß sie unter ihrer Maske weinte. »Sagt Arthur, daß wir keine Wahl hatten«, bat sie mich.
    »Das werde ich«, versprach ich ihr. »Was könnt Ihr mir über Mordred sagen?«
    »Er ist tot«, zischte sie. »Er wurde bei der Jagd getötet.«
    »Aber wenn sie über Arthur Lügen erzählt haben«, wandte ich ein, »warum dann nicht auch über Mordred?«
    »Wer weiß?« Sie bekreuzigte sich und zupfte an meinem Mantel. »Kommt«, befahl sie unvermittelt und führte uns an der Kirche entlang zu einer kleinen Holzhütte. Irgend etwas war in dieser Hütte gefangen, denn ich hörte Fäuste an die Tür hämmern, die durch einen verknoteten Lederriemen gesichert war. »Ihr solltet zu Eurer Gemahlin heimkehren, Derfel«, riet mir Morgan, während sie mit ihrer gesunden Hand an den Knoten herumfingerte. »Dinas und Lavaine sind nach Einbruch der Dunkelheit gen Süden zu Eurer Halle geritten. Sie haben Speerkämpfer mitgenommen.«
    Panik stieg in mir auf, so daß ich hastig meine Speerspitze benutzte, um den Lederriemen zu durchschneiden. Kaum war die Sicherung durchtrennt, da flog auch schon die Tür auf, und Nimue kam uns, die Hände zu Klauen gekrümmt,
    entgegengesprungen. Dann aber erkannte sie mich und ließ
    sich haltsuchend in meine Arme fallen. Gleich darauf spie sie Morgan an.
    »Verschwinde, du Närrin!« fauchte Morgan sie an. »Und vergiß nicht, daß ich es war, die dich heute vor dem Tod gerettet

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