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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ob sie sich in die Boote retten und im Moor hinter dem See verstecken sollten. Ceinwyn sagte nein. Malaine, der Druide ihres Bruders, hatte Dian ein Gebräu aus Kräutern gegeben, das das Fieber vertrieben hatte, aber das Kind war noch immer sehr schwach; außerdem konnte niemand wissen, was dieser Rauch bedeutete, und es waren keine Boten mit Warnungen gekommen. Also schickte Ceinwyn statt dessen die Speerkämpfer nach Osten, um die Lage zu erkunden, und blieb wartend hinter der Holzpalisade zurück.
    Der Einbruch der Dunkelheit brachte zwar keine
    Nachrichten, aber dennoch eine gewisse Erleichterung, denn nur wenige Speerkämpfer marschierten bei Nacht, so daß sich Ceinwyn sicherer fühlte als während des Tages. Von innerhalb der Palisade aus beobachteten sie die Flammen in Ynys Wydryn auf der anderen Seite des Sees und fragten sich, was das bedeuten mochte. Niemand hörte, wie Dinas’ und Lavaines Reiter in den nahen Wald eindrangen. Die Reiter saßen in großer Entfernung von der Halle ab, banden die Pferde mit ihren Zügeln an Bäumen fest und schlichen sich unter dem bleichen, wolkenverschleierten Mond bis zur Palisade. Erst als Dinas’ und Lavaines Männer das Tor attackierten, merkte Gwilym überhaupt, daß die Halle angegriffen wurde. Seine beiden Kundschafter waren nicht zurückgekehrt, in den Wäldern standen keine Wachen, und der Feind befand sich schon in nächster Nähe der Palisade, als der erste Alarm gegeben wurde. Es war kein besonders starkes Tor, kaum höher als ein Mann, und die erste Reihe der Feinde rannte ohne Rüstung, Speer oder Schild dagegen an. Es gelang ihnen hinüberzuklettern, bevor Gwilyms Männer sich sammeln konnten. Die Torwachen kämpften und töteten, von jenen ersten Angreifern überlebten jedoch genug, um den Torbalken zu heben und Dinas’ und Lavaines schwergerüsteten Speerkämpfern den Weg freizumachen. Zehn von diesen Speerkämpfern stammten aus Lancelots Sachsengarde, während die übrigen Belgenkrieger waren, die sich dem Dienst ihres Königs verschworen hatten.
    Gwilyms Männer sammelten sich, so gut es ging, und die heftigsten Kämpfe fanden am Eingang der Halle statt. Dort starben Gwilym und sechs seiner Männer. Sechs weitere lagen im Innenhof, wo ein Lagerhaus in Brand gesteckt worden war: Das waren die Flammen, die unsere Fahrt über den See beleuchtet hatten und die uns nun, als wir das offene Tor erreichten, den Schrecken zeigten, der innen herrschte. Die Schlacht war noch nicht vorüber. Dinas und Lavaine hatten ihren Verrat gründlich geplant, doch ihren Männern war es nicht gelungen, durch die Hallentür zu dringen, und meine überlebenden Speerkämpfer verteidigten das große Haus immer noch. Ich sah, wie sie mit Schilden und Speeren den Eingang versperrten, und ich sah einen weiteren Speer an einem der hohen Fenster, die am Giebelende als Rauchabzug dienten. An jenem Fenster standen zwei meiner Jäger und hinderten mit ihren Pfeilen Dinas’ und Lavaines Männer daran, das Feuer vom brennenden Vorratshaus aufs Reetdach der Halle zu übertragen. Im Innern der Halle befanden sich Ceinwyn, Morwenna und Seren sowie Merlin, Malaine und die meisten anderen Frauen und Kinder, die innerhalb der Palisade lebten, aber sie waren umzingelt und zahlenmäßig unterlegen; und außerdem hatten die feindlichen Druiden Dian in ihrer Gewalt.
    Dian hatte in einer der Hütten geschlafen. Das tat sie oft, weil sie gern bei ihrer Amme weilte, die mit meinem
    Waffenschmied verheiratet war. Möglicherweise hatte sie ihr goldblondes Haar verraten, aber vielleicht hatte sie, charakteristisch für Dian, ihre Häscher wütend angespien und ihnen erklärt, ihr Vater werde sich dafür an ihnen rächen. Und nun hielt Lavaine, ganz in Schwarz und mit einer leeren Scheide an der Hüfte, meine Dian an sich gepreßt. Ihre kleinen, schmutzigen Füße schauten unter ihrem weißen Gewand hervor, und sie wehrte sich, so gut sie konnte; aber Lavaine hatte den linken Arm fest um ihre Taille geschlungen und hielt ihr mit der Rechten sein blankgezogenes Schwert an die Kehle. Issa umklammerte meinen Arm, um zu verhindern, daß ich mich blindwütig auf die Reihe der Bewaffneten stürzte, die sich der belagerten Halle gegenüber aufgepflanzt hatten. Es waren zwanzig.
    Dinas konnte ich nicht entdecken, aber der war, wie ich vermutete, bei den übrigen feindlichen Speerkämpfern hinter der Halle, wo sie all jenen den Fluchtweg abschnitten, die im Innern gefangen waren.
    »Ceinwyn!« rief Lavaine mit

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