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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sie wieder auf, küßte sie zum letzten Mal und warf ihren Leichnam in die Flammen. Ihre Haare und ihr kleines weißes Kleid loderten hell auf.
    »Gebt dem Feuer Nahrung!« fuhr Merlin meine Männer an.
    »Gebt ihm Nahrung!«
    Sie rissen die Hütte nieder, um das Feuer zu einem flammenden Inferno anzufachen, das Dians Leichnam zur Gänze vernichtete. Ihre Seele ging bereits zu ihrem Schattenkörper in die Anderwelt hinüber, und nun loderte ihr Totenfeuer in der Dunkelheit, während ich mit leerer, wunder Seele vor den Flammen kniete.
    Merlin hob mich empor. »Wir müssen gehen, Derfel.«
    »Ich weiß.«
    Er umarmte mich, hielt mich in seinen langen, starken Armen wie ein Vater. »Hätte ich sie nur retten können«, sagte er leise.
    »Ihr habt es versucht«, gab ich zurück und verfluchte mich für meinen Aufenthalt in Ynys Wydryn.
    »Komm«, sagte Merlin. »Bis zum Morgengrauen müssen wir weit fort von hier sein.«
    Wir nahmen nur mit, was wir tragen konnten. Ich legte meine blutige Rüstung ab und griff zu dem guten Panzerhemd, das mit Gold besetzt war. Seren trug drei kleine Kätzchen in einem Lederbeutel, Morwenna eine Spindel und ein Bündel Kleider, während Ceinwyn einen Sack voller Proviant schleppte. Alles in allem waren wir achtzig: Speerkämpfer, Familien, Diener und Sklaven. Sie alle hatten ein kleines Andenken in Dians Totenfeuer geworfen, zumeist ein Stückchen Brot; nur Gwlyddyn, Merlins Diener, hatte Dians kleines Coracle in die Flammen geworfen, damit sie darauf über die Seen und Bachläufe der Anderwelt paddeln konnte.
    Ceinwyn, die neben Merlin und Malaine, dem Druiden ihres Bruders, ging, wollte wissen, was in der Anderwelt aus den Kindern würde. »Sie spielen«, antwortete Merlin mit seiner uralten Autorität. »Sie spielen unter den Apfelbäumen und warten auf Euch.«
    »Sie wird glücklich sein«, versicherte Malaine ihr. Er war ein hochgewachsener, hagerer junger Mann mit gebeugten Schultern, der Iorweths alten Druidenstab trug. Er schien nach den Schrecken der Nacht unter Schock zu stehen und fürchtete sich sichtlich vor Nimue in ihrem verdreckten, blutigen Gewand. Ihre Augenklappe war verschwunden, und die gräßlichen Haare hingen ihr strähnig und zerzaust vom Kopf. Nachdem Ceinwyn sich so über Dians Schicksal informiert hatte, kam sie an meine Seite. Ich litt noch immer fürchterlich und machte mir große Vorwürfe, weil wir haltgemacht hatten, um Lancelots Vermählung zu beobachten, aber Ceinwyn war jetzt ruhiger geworden. »Es war ihr Schicksal, Derfel«, sagte sie, »und jetzt ist sie glücklich.« Sie ergriff meinen Arm. »Und du bist am Leben! Sie haben uns erklärt, ihr wärt tot. Du und Arthur.«
    »Arthur lebt auch noch«, versicherte ich ihr. Ich ging schweigend dahin, den weißen Gewändern der beiden Druiden folgend. »Eines Tages«, sagte ich nach einer Weile, »werde ich Dinas und Lavaine erwischen, und sie werden eines gräßlichen Todes sterben.«
    Ceinwyn drückte meinen Arm. »Wir waren alle so
    glücklich«, sagte sie. Inzwischen hatte sie wieder zu weinen begonnen, und ich suchte nach Worten, um sie zu trösten –
    aber es gab keine Erklärung dafür, daß die Götter Dian geholt hatten. Hinter uns kochten die Flammen und der Rauch von Ermids Halle grell zum nächtlichen Sternenhimmel empor. Das Strohdach der Halle hatte schließlich doch Feuer gefangen, und unser altes Leben verbrannte zu Asche.
    Wir folgten einem gewundenen Pfad am Ufer des Sumpfes. Der Mond war hinter den Wolken hervorgekommen und warf ein silbriges Licht auf die Binsen, die Weiden und den seichten, windgeriffelten See. Wir gingen in Richtung Meer, aber ich hatte kaum einen Gedanken darauf verschwendet, was wir tun würden, wenn wir die Küste erreichten. Lancelots Männer würden nach uns suchen, soviel stand fest, und irgendwie mußten wir uns in Sicherheit bringen. Merlin, der unsere Gefangenen verhört hatte, bevor ich sie tötete, berichtete Ceinwyn und mir nun, was er von ihnen erfahren hatte. Ein großer Teil war uns bereits bekannt. Mordred, so hieß es, sei auf der Jagd getötet worden, und einer der Gefangenen hatte behauptet, der König sei vom Vater eines Mädchens ermordet worden, das er vergewaltigt hatte. Da Arthur angeblich tot war, hatte sich Lancelot zum König von Dumnonia erklärt. Die Christen hatten ihn in dem Glauben willkommen geheißen, daß Lancelot ein neuer Johannes der Täufer sei, ein Mann, der die erste Ankunft Christi angekündigt hatte, genau wie Lancelot jetzt

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